Die Bits und Bytes aus dem Weltall liefert der europäische Anbieter O3b. Das Kürzel steht für „Other 3 billion“ – den Plan also, den „übrigen drei Milliarden“ Menschen Zugang zum Internet zu verschaffen, für die es bisher keine Angebote gab. Zwölf Satelliten hat O3b in 8.000 Kilometer Höhe verfrachtet. Von dort versorgt jeder von ihnen eine Kreisfläche mit einem Durchmesser von 700 Kilometern auf der Erde mit Daten. Fliegt der Satellit weiter um die Erde, übernimmt sein nächster Kollege die Übertragung.
Um das Internet von O3b zu empfangen, installieren lokale Netzbetreiber eine mannshohe Satellitenschüssel. Einmal aufgebaut, lassen sich auch mitten in der Wildnis problemlos datenmächtige Netflix-Serien anschauen. Denn die ersten acht Satelliten von O3b erreichen zusammen immerhin eine Übertragungsrate von 84 Gigabit pro Sekunde – das entspricht der Datenmenge von mehr als zwei DVDs.
Neben Royal Carribean hat O3b Kunden in Entwicklungsländern. Etwa einen Mobilfunknetzbetreiber auf Palau, einer Ansammlung von 250 Inseln im Pazifik mit 21.000 Bewohnern. Auch Juba, die Hauptstadt des Südsudans, nutzt den Dienst. O3b will weitere Kunden in der Schifffahrts- und Offshore-Industrie gewinnen, die etwa Bohrinseln im Golf von Mexiko betreiben.
Die Firma wird damit zum Wettbewerber des französischen Kommunikationsunternehmens Eutelsat, des US-Anbieters Iridium oder der britischen Inmarsat. Letztere zeigt, wie lukrativ das Geschäft sein kann: In den ersten drei Quartalen 2014 hat Inmarsat 953 Millionen Dollar Umsatz gemacht – und ein operatives Ergebnis von 324 Millionen Dollar erzielt.
Solche Renditen locken neue Anbieter Zudem hat sich „die Technik für schnelle Datenverbindungen im All in den vergangenen zehn Jahren enorm weiterentwickelt“, sagt Tom Stroup, Präsident des US-Verbands Satellite Industry Association. Seit Kurzem sei Internet via Satellit eine Boom-Branche.
Vorsprung durch Erfahrung
Einer ihrer führenden Köpfe ist O3b-Gründer Greg Wyler. Der arbeitete Berichten zufolge einige Monate lang an einer Satellitenflotte für Google, einem der Geldgeber des Start-ups. Doch offenbar kam es zum Zerwürfnis. Im September verließ er O3b. Nun ist er der Mann hinter dem neuen Spieler OneWeb, das Branson finanziert.
Google-Chef Larry Page ließ sich davon nicht beirren und setzt nun auf SpaceX als weiteren Partner. Wer den neuen Markt der fliegenden Funkstationen dominieren wird – SpaceX, OneWeb oder O3b –, das ist die große Frage.
Wyler hat in OneWeb offenbar wertvolle Lizenzen für bestimmte Funkfrequenzen eingebracht. SpaceX darf diese Frequenzen nicht nutzen. Darum will Musk nun Berichten zufolge zumindest teilweise auf Laser als Übertragungsmittel setzen.
Vor allem aber dürften die Kosten für Bau und Transport der Satelliten darüber entscheiden, wer das Rennen für sich entscheidet. Manches spricht für SpaceX-Chef Musk. Seine Ingenieure haben bereits Erfahrung mit Solarzellen für die Energieversorgung im All und mit Systemen für die Navigation im Weltraum.