Sternstunde

Apollo-Astronaut Aldrin will den Mars besiedeln

Andreas Menn Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Andreas Menn Redakteur Innovation & Digitales

Buzz Aldrin betrat als zweiter Mensch den Mond - nun plädiert die Raumfahrt-Legende für eine Mission zum Mars. Und diesmal sollen die Astronauten dableiben.

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Die Simulation einer Marsmission Quelle: REUTERS

Phobos und Deimos - Angst und Terror - so heißen auf altgriechisch die beiden Monde, die um den Mars kreisen. Wenn es nach Buzz Aldrin geht, stehen sie bald für das Gegenteil: Mut und Sicherheit.

Denn in seinem neuen Buch Mission to Mars, das der Ex-Apollo-Astronaut kürzlich der Presse vorgestellt hat, plädiert der Apollo-Astronaut für eine bemannte Mission zum Mars. Und die soll nicht auf dem Planeten selbst beginnen, sondern auf einem seiner Monde - weil es einfacher und sicherer ist, dort zu landen.

Die Vision: Im Jahr 2033 könnte ein Raumschiff Deimos anfliegen und eine Raumstation auf dem Mond installieren. 18 Monate lang würden Astronauten auf dem Mars-Mond leben, einem kalten Steinbrocken, auf dem es keine Luft zum Atmen gibt, dafür aber eine atemberaubende Aussicht auf den roten Planeten: Allein Olympus Mons, der große Mars-Vulkan, erschiene den Astronauten drei mal größer als der Vollmond den Menschen auf der Erde.

Die Geschichte der Mars-Missionen

Der Vorschlag, erst zu einem Mond zu fliegen, um von dort den Mars zu erobern, ist nur eine von mehreren ungewöhnlichen Ideen, mit denen Aldrin nun die Debatte um die Zukunft bemannter Missionen zum Mars anheizt. So sollen kosmische Fähren zwischen Erde und Mars kursieren und Passagiere aufnehmen. Vor allem aber will Aldrin will nicht nur einen Erkundungstrupp zum Mars schicken, sondern Siedler. Wie die ersten Einwanderer, die den Westen der USA besiedelten, sollen Astronauten sich auf Dauer auf dem Mars häuslich einrichten.

Startups planen Mars-Missionen

Was lange als ferne Vision erschien, ist heute greifbarer denn je: Die US-Weltraumbehörde NASA hat mit ihrem Curiosity-Rover bewiesen, dass auch schwere Raumschiffe sicher auf dem roten Planeten landen können. Mehrere weitere Missionen sind in der Vorbereitung, während die NASA obendrein ihre erste bemannte Mission in den weiten Weltraum vorbereitet, die im Jahr 2025 zu einem Asteroiden führen soll. Unterdessen planen gleich mehrere Startups ihre eigene bemannte Mars-Mission - darunter Mars One aus den Niederlanden und Inspiration Mars aus den USA.

Die zwölf Männer auf dem Mond

Aldrin nutzt das Momentum, um für eine staatliche bemannte Mars-Mission zu plädieren. Technisch sei das machbar, ist er überzeugt. Und der Mann weiß, wovon er spricht: 1969 betrat er als zweiter Mensch nach Neil Armstrong den Mond. Seitdem hat er ein Raumfahrt-Unternehmen gegründet, ist mit Barack Obama als Weltraum-Experte in der Air Force One geflogen und als Starredner auf unzähligen Weltraumkonferenzen aufgetreten.

Mit seinem Buch will Aldrin nun einen Weg vorzeichnen, wie die führenden Raumfahrtnationen der Welt zusammen in den kommenden Jahrzehnten den Mars dauerhaft besiedeln können. Es ist eine kühne Vision, gespickt mit spannenden Anekdoten aus Aldrins eigener Raumfahrer-Vergangenheit.

Der Geruch des Mondes

Auf dem Mars wiegen wir nur die Hälfte
Viele Menschen werden sich freuen: Auf dem Mars reduziert sich das Gewicht - wiegt also jemand 75 Kilo auf der Erde, so ist er auf dem Mars mit 28 Kilo ein Fliegengewicht. Quelle: Reuters
Aufgrund seiner Beschaffenheit würde der Saturn auf dem Wasser schwimmen. Er ist ein Gasplanet und besteht zu 96 Prozent aus Wasserstoff, deshalb weist er auch die geringste mittlere Dichte auf. Der Saturn war schon vor der Erfindung des Fernrohrs bekannt, weil er als äußerster Planet mit dem Auge problemlos zu erkennen ist. Quelle:
Die Mondlandung war ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit: Insgesamt waren Astronauten bislang 300 Stunden auf dem Mond. Quelle: dpa
Der höchste Berg auf der Erde ist zweifelsohne der Mount Everest mit 8848 Metern. Er wird allerdings vom Olympus Mons auf dem Mars überragt, der 26 Kilometer zählt. Quelle: dapd
Angeblich soll es mehr Sterne geben als Sandkörner auf der Erde: Ein australischer Astronom geht davon aus, dass es etwa 70 Tausend Millionen Millionen Millionen Sterne gibt - und da sind nur die "gezählt", die mit modernen Teleskopen erkennbar sind. Quelle: dpa/dpaweb
Bis auf Merkur und Mars haben alle Planeten in unserem Sonnensystem Monde: Mit 67 Monden hat der Jupiter die meisten. Es folgt der Saturn mit 62 Monden. Quelle: REUTERS
Die Entfernung zwischen Mond und Erde beträgt 384.400 km: Das wird allerdings jedes Jahr ein bisschen mehr. Durchschnittlich in 27 Tagen und sieben Stunden umkreist der Mond die Erde. Quelle: dpa

"Eine der stärksten Empfindungen, an die ich mich erinnere, ist der Geruch des Mondes", schreibt er. "Neil und ich betraten die Eagle-Mondlandefähre und füllten unser kleines Heim weit entfernt von der Heimat mit Druckluft. Mondsand überzog unsere Raumanzüge und Geräte, und er hatte einen bestimmten Odeur, wie verbrannte Holzkohle oder die Asche in einem Feuerplatz."

Wissenschaftler hatten die Befürchtung, dass sich der Mondsand in Verbindung mit Luft entzünden könnte. Gezielt setzten Neil und Buzz eine Probe Sand der Kabinenluft aus, immer bereit, sie aus dem Raumschiff zu werfen, wenn sie sich entzünden sollte. Doch nichts passierte.

Auch lernt der Leser, dass die beiden ersten Menschen auf dem Mond während ihres zweieinhalbstündigen Aufenthalts zwar Aufgaben zu erledigen hatten, aber keinen klaren Ablaufplan. "Wir wurde auf die Oberfläche des Mondes geschickt und sollten eine Checkliste aus dem Gedächtnis abarbeiten", verrät Aldrin. "Die Flagge hissen, Steinproben-Behälter aufstellen, Experimente in Gang setzen." Immer wieder fragten sich die beiden Astronauten, wohlgemerkt auf einer der wichtigsten Missionen der Menschheitsgeschichte: Was kommt als nächstes?

Ein Lager auf Deimos

Den Trip zum Mars stellt sich Aldrin dagegen um einiges ausgetüftelter vor. Bevor die ersten Astronauten den roten Planeten betreten, sollen Roboter ihn genauer inspizieren. Sie werden ferngesteuert von Raumfahrern, die auf dem Mond Deimos ein Lager aufschlagen. Von hier dauern die Funksignale bis in den letzten Marskrater hin und zurück nur Millisekunden - von der Erde aus bis zu 40 Minuten. Mit diesem Kniff ließen sich auch ganze Wohnmodule ferngesteuert auf den Mars setzen und in Gang bringen, bis die ersten Astronauten später tatsächlich dort einziehen.

Curiosity kommt in die Jahre
März 2017Curiosity hat inzwischen deutliche Abnutzungsspuren. Ein Routine-Check der Reifen im März zeigt, dass es am linken mittleren Reifen zwei Brüche der sogenannten Stege im Profil gibt. Der Rover hat während seiner Reise über den Roten Planeten inzwischen etwa 16 Kilometer zurückgelegt. Curiosity-Projektmanager Jim Erickson sagte, alle sechs Reifen hätten trotz der sichtbaren Schäden noch genug Lebenszeit, um den Rover zu allen geplanten Orten zu bringen. Die regelmäßige Überwachung der Reifen wurde eingeführt, nachdem die Forscher im Jahr 2013 deutlich mehr Dellen und Löcher in den Rädern entdeckt hatten, als erwartet worden war. Tests auf der Erde hatten gezeigt, dass der Bruch von drei Stegen zeigt, dass etwa 60 Prozent der Lebenserwartung des Reifens erreicht sind. Curiosity hat aber bereits deutlich mehr als diesen Anteil an der geplanten Strecke zurückgelegt. Quelle: NASA/JPL-Caltech/MSSS
US-Präsident Barack Obama verlässt das Weiße Haus - und auch Curiosity verabschiedet sich. Quelle: Screenshot
Mars: Curiosity untersucht Meteoriten Quelle: NASA, JPL-Caltech, LANL, CNES, IRAP, LPGNantes, CNRS, IAS, MSSS
September 2016Die Kuppen und herausstehenden Felsen aus Schichtgestein am Mount Sharp entstanden wohl aus von Wind abgelagertem Sand. Sie erinnern stark an Wüstenlandschaften auf der Erde, etwa im Grand Canyon oder dem Monument Valley. Quelle: NASA
September 2016Der Rover sendet neue Fotos vom Mars: Im Hintergrund der Aufnahme ist der Rand des Gale-Kraters zu sehen, in dem Curiosity seit 2012 aktiv ist. Geologisch ist die Region besonders interessant, da sie die Untersuchung zahlreicher Gesteinsschichten ermöglicht. Der etwa fünf Kilometer hohe Mount Sharp liegt in der Mitte des Gale-Kraters. Quelle: NASA
Juli 2016Curiosity kann jetzt seine eigenen Ziele für die Laser-Analyse auswählen. Bisher wurden diese von der Erde aus anhand von Fotos ausgewählt. Die Wissenschaftler auf der Erde werden dadurch aber nicht ersetzt: Die neue Funktion soll vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn die Nasa-Forscher anderweitig beschäftigt sind. Curiosity sendet auch nicht ständig Bilder, sondern am Ende seiner Wegstrecken. Bisher könnten wichtige Objekte auf Fahrten daher übersehen worden sein. Quelle: NASA
Curiosity: Mars hatte wahrscheinlich einst eine sauerstoffreiche Atmosphäre Quelle: dpa

Dafür aber müssen die Planeten-Siedler erst einmal von der Erde anreisen, und auch hierfür hat Aldrin einen originellen Vorschlag. Statt ein Raumschiff von Cape Canaveral direkt auf den Weg in den Marssand zu schicken, soll sich zunächst ein Raumgleiter auf eine Kreisbahn begeben, auf der ihn die Gravitation der Himmelskörper fast von selbst immer wieder zwischen Erde und Mars pendeln lässt. Sonden und Astronauten könnten dann wie bei einem Skilift aufspringen und sich mitnehmen lassen. Nur noch wenig Treibstoff wäre für die Reise nötig, bei leichten Kurskorrekturen etwa.

Es geht um die Zukunft der Menschheit

Die Meilensteine der bemannten Raumfahrt
Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin in seinem Raumanzug kurz vor seinem Start zum ersten bemannten Weltraumflug. Quelle: dpa
Satellit mit Namen Sputnik Quelle: dpa
Mit der Hündin "Laika" fliegt in Sputnik 2 das erste Lebewesen in eine Erdumlaufbahn. Sie stirbt nach wenigen Tagen, Foto: AP Quelle: AP
John Glenn umrundet als erster Amerikaner die Erde Quelle: Reuters
Der sowjetische Kosmonaut Alexei Leonow verließ sein Raumschiff und schwebte als erster Mensch im Weltraum, Foto: Nasa Images Quelle: Presse
Neil Armstrong auf dem Mond Quelle: NASA
astronaut Eugene Cernan auf dem Mond Quelle: REUTERS

Aber warum das Ganze? Aldrin geht es nicht nur um Rekorde. Es geht ihn um wissenschaftliche Erkenntnisse, etwa Hinweise auf Leben jenseits der Erde. Es geht ihm um Sicherheit, die künftige Missionen in den tiefen Weltraum schaffen, indem sie bedrohliche Asteroiden von einem Kurs auf die Erde abbringen. Und es geht ihm um die Zukunft der Menschheit: Um zu überlegen, glaubt er, müsse sie auch den Mars in einen bewohnbaren Planeten verwandeln - langfristig sogar mit Terraforming, also der Umwandlung der Atmosphäre und Bepflanzung des Marsbodens mit Vegetation.

Das klingt heute noch nach Science-Fiction. Aber viel konkreter sind Ideen, die bereits heute Startups wie Planetary Resources und Shackelton Energy verfolgen: Sie wollen Rohstoffe im Weltraum schürfen - seltene Metalle, Wasser, Sauerstoffe - und damit Raumschiffe und auch die Erde versorgen. Der Mars, glaubt Aldrin, könne für solche Unterfangen eine gute Basis sein.

"Erde, Mond und Mars werden eine himmlische Triade bilden", schreibt er. "Sie werden geschäftige Häfen für die Ebbe und Flut von Passagieren bilden." Und zu denen sollen dann nicht nur Wissenschaftler und Bergleute zählen, sondern auch Touristen. Sie werden laut Aldrin schon in diesem Jahrzehnt in Scharen ins All strömen, zuerst an den Rand der Atmosphäre, dann zum Mond und bald auch zum Mars.

Wan aber könnte der Startschuss für Aldrins Mission zum Mars ertönen? Im Jahr 2019, hofft der Weltraum-Pionier. Dann jährt sich sein legendärer Besuch auf dem Mond zum 50. Mal. Damals wollten die USA der Welt ihre Stärke beweisen. In Zukunft, hofft Aldrin, werden sie mit anderen Nationen zusammenarbeiten - und zusammen die Menschheit zu einer Zivilisation machen, die mehrere Planeten besiedelt.

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