"Wir erforschen vor allem die Frage, wie die Staubpartikel aneinander kleben bleiben und so den Grundstock für einen Planeten bilden können", sagt Johansen. An dieser Stelle kommen nun die Staubflusen unter dem Sofa ins Spiel, die der Forscher als Vergleich heranzieht. "So lange der Staub locker ist, kann er einfach aneinander hängen bleiben", erklärt der Forscher. Doch was passiert, wenn auch der Staub durch die Kollisionen gewachsen ist und fest geworden ist? Um dem Geheimnis der Verbindung auf die Spur zu kommen, arbeiten er und seine Kollegen mit einer Theorie, wonach die Kieselsteine sich im turbulenten Gas konzentrieren und durch die Schwerkraft zu Planetesimalen wachsen. Planetesimale haben etwa einen Kilometer Durchmesser und bilden die Bausteine der Planeten.
"Zwei Steine lassen sich auch nicht einfach miteinander verbinden", sagt Johansen. Klar ist nur, dass sich diese Strukturen bilden und mit der Zeit sehr heiß werden können. Computersimulationen haben ergeben, dass der Sprung vom kleinen Planetesimal zum Planeten gerade einmal 100.000 Jahre gedauert haben könnte.
Bausteine dieser Art befinden sich heute in Form von Asteroiden und Eiskörpern im Kuiptergürtel am Rande unseres Sonnensystems. Sie stammen aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems. Dorthin ist derzeit die Nasa mit ihrer Mission "New Horizon“ unterwegs. Miriam Rengel, Astrophysikerin am Max-Planck-Institut, erforscht die sogenannten transneptunischen Himmelskörper (TNO), zu denen auch Pluto gehört, seit Jahren. "Was wir dort untersuchen, sind die ursprünglichsten Objekte unseres Sonnensystems, außerhalb der Umlaufbahn von Neptun", erklärt sie. In ihnen ist Materie aus jener Entstehungszeit vor etwa 4,5 Milliarden Jahren konserviert.
"Forschungs-Ergebnisse von so weit draußen könnten uns Aufschlüsse darüber geben, wie die Erde und die anderen Planeten eigentlich entstanden sind", sagt Rengel. In der Forschung ist man sich sicher, dass Pluto und die anderen TNO aus der gleichen Materie bestehen, wie die anderen Himmelskörper im Sonnensystem.
An den Rand des Sonnensystems
Entsprechend wird die Nasa-Mission "New Horizon" von Experten aus aller Welt genau beäugt. Seit dem 19. Januar 2006 ist die Raumsonde bereits unterwegs. Ein Jahr nach dem Start passierte die Sonde den Riesenplaneten Jupiter und nimmt seitdem Kurs auf den Kuiptergürtel, den Ring, der außerhalb der Neptunbahn und damit weit entfernt von der Sonne liegt. Hier soll auch Pluto näher untersucht werden.
Anders Johansen hingegen schaut sich eher Asteroiden - oder wie nach dem Absturz in Russland vor wenigen Wochen auch Meteoriten genauer an. "Auch bei den Asteroiden in unserem Sonnensystem handelt es sich um Material, das aus der gleichen Gaswolke entstanden ist, wie die Erde", sagt er.