Einmal die Erde aus dem Weltall bestaunen – das ist ein Traum, der nur wenigen gewährt wird. Wer sich nicht zum Astronauten ausbilden lässt, muss tief in die Tasche greifen. Die Multimillionärin Anousheh Ansari flog 2006 als erste Weltraumtouristin für satte 16 Millionen Euro ins All. Sie ist bisher die einzige Frau, die diese Summe aufgebracht hat. Insgesamt haben es sieben Menschen als Touristen in den Weltraum geschafft.
Sie und die Astronauten sind vor allem harten Strapazen ausgesetzt: Wer unseren Planeten aus der Ferne sehen will, muss mit Kopfschmerzen, Übelkeit und schwindenden Muskeln leben. Ohne eine gute Vorbereitung, kann der Flug ins All ernsthaft gefährlich werden. Ein Überblick über den Einfluss der Schwerkraft auf den menschlichen Körper:
Blut im Kopf
Auf der Erde pumpt das menschliche Herz das Blut von unten nach oben. So kommt das Blut zum Beispiel aus den Füßen zurück zum Herzen oder vom Herzen hoch in den Kopf. Dabei muss das Herz gegen die Schwerkraft anpumpen.
Im Weltall herrscht aber Schwerelosigkeit. Dort gibt es keine Schwerkraft, gegen die das Herz anpumpen muss. Das Blut fließt genauso einfach nach oben wie nach unten. Also muss das Herz eines Astronauten eigentlich gar nicht so schwer arbeiten wie auf der Erde. Tut es aber trotzdem.
Der Körper des Astronauten muss sich erst an die neue Umgebung gewöhnen und das dauert ein paar Wochen. So lange pumpt das Herz kräftig weiter. Der Astronaut hat deswegen mehr Blut im Kopf als sonst. Etwa eineinhalb Liter Flüssigkeit gelangen so in den Kopf und lässt ihn leicht geschwollen und größer aussehen. „Puffy Face“ wird das im Fachjargon genannt. Folgen können massive Kopfschmerzen sein. Gleichzeitig fehlt das Blut an den Beinen. Kalte Füße und dünnere Beine sind die Folge.
Landen die Astronauten wieder auf der Erde, wird durch die Gravitation plötzlich so viel Blut aus dem Kopf abgezogen, dass eine Ohnmacht kaum zu vermeiden ist.
Knochen und Muskeln schwinden
Neben der hohen Strahlung im All sind der Knochen- und der Muskelabbau eines der wichtigsten medizinischen Probleme. In der Schwerelosigkeit geht monatlich bis zu eineinhalb Prozent Knochensubstanz verloren. Besonders betroffen sind der Hüft- und der Wirbelsäulenbereich. Weil Arme und Beine gar nicht mehr belastet werden, bilden sich die Muskeln zurück.
Der Muskel- und Knochenschwund ist im All nicht das größte Problem, erst bei der Rückkehr auf die Erde werden die Konsequenzen deutlich. Langsam muss der Körper wieder aufgebaut und trainiert werden.
Eingeklemmte Nerven
Ohne die Gravitation können sich die Wirbelsäule und die Bandscheiben viel besser entspannen. Die Astronauten wachsen regelrecht, um etwa zwei Zentimeter. Das Resultat sind nicht selten starke Schmerzen, weil die Lendenwirbel auf die Nerven drücken.
Müdigkeit
Weil das Blut anders durch den Körper fließt, wird auch die linke Herzkammer um bis zu zehn Prozent kleiner. Auch die Zahl der roten Blutkörperchen sinkt. Der Körper wird nicht mehr so stark mit Sauerstoff versorgt, so dass Menschen im All häufig müder sind als auf der Erde.
Weltraumkrankheit
So richtig hungrig sind Astronauten nicht. Jeder zweite Astronaut klagt über Appetitlosigkeit. Dabei ist die Weltraumküche lange nicht mehr so schlecht, wie sie in den Anfängen der bemannten Raumfahrt war.
Grund ist meist die Weltraumkrankheit, die letztlich die gleichen Gründe und auch Symptome wie die Seekrankheit hat. Während es auf See durch den Wellengang schaukelt, schweben Astronauten durch die Luft. In beiden Fällen gibt es keinen festen Grund unter den Füßen. Normalerweise üben winzige Kristalle im Gleichgewichtsorgan des Innenohres einen Druck auf die Sinneshärchen aus, die auf diesem Weg dem Körper die Richtung der Schwerkraft anzeigen. In der Schwerelosigkeit fällt dieser Effekt weg, so dass es kein oben und kein unten mehr gibt. Der Körper reagiert mit Erbrechen und Schweißausbrüchen – bis sich der Körper daran gewöhnt hat.
Unterstützt wird das ganze durch eine optische Überforderung, da die Augen ständig unterschiedliche Informationen geliefert bekommen. Hat sich der Körper endlich an diesen Zustand gewöhnt, geht es meist wieder auf die Erde, wo das ganze Spiel andersherum wieder von statten geht. Der Körper muss sich erneut an die Schwerkraft gewöhnen.
Gereizte Haut
Unsere Haut reguliert unter anderem den Wasser- und Temperaturhaushalt des Körpers und verhindert das Eindringen von Krankheitserregern. Außerdem schützt sie vor UV-Strahlung. Im All wird die Haut besonders beansprucht. Forschungen des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) haben gezeigt, dass die Haut der Astronauten während ihres sechsmonatigen Aufenthalts auf der Internationalen Raumstation (ISS) sich ähnlich verändert, wie der Alterungsprozess bei Menschen auf der Erde. Die Oberflächenstruktur der Haut wir gröber, die Elastizität nimmt ab. Die gute Nachricht: Die Haut bleibt nicht alt. Sie regeneriert sich wieder und sieht nach etwa einem Jahr wieder normal aus. Aktuell wird daran geforscht, welchen Einfluss Anti-Aging-Wirkstoffe haben könnten. Dafür beobachtet aktuell ISS-Astronaut Luca Parmitano seine Haut sehr genau mit bestimmten Messmethoden. So überprüft er den Wasserverlust seiner Haut und hält mit einer Kamera die Veränderungen der Hautoberfläche fest.
Studien der amerikanischen Weltraumbehörde NASA zeigen, dass Hautprobleme weit vorne auf der Rangliste gesundheitlicher Probleme im All stehen. Neben dem Alterungsprozess und dem Juckreiz zählen auch Verzögerungen bei der Wundheilung und allergische Reaktionen auf Materialien dazu.
Astronauten weinen nicht
Eines der gängigen Gerüchte ist, dass Astronauten im Weltall nicht weinen können. Das funktioniert durchaus. Doch während die Tränen auf der Erde nach unten gezogen werden und so über die Wangen laufen, sammelt sich das Wasser im All und schwebt regelrecht über das Gesicht. Je mehr ein Mensch im All weint, umso größer wird auch dieser Wasserball. Der kanadische Raumfahrer Chris Hadfield hat bei seinem Besuch auf der Internationalen Raumstation (ISS) vorgeführt, was passiert, wenn im All die Tränen fließen.
Die Strapazen auf den menschlichen Körper sind im All insgesamt so stark, dass die Raumfahrer nach ihrer Rückkehr auf die Erde einige Zeit zur Erholung benötigen. Besonders betrifft das natürlich die Berufsastronauten, die in der Regel sechs Monate an Bord der ISS bleiben. Nach ihrer Rückkehr sind sie in der Regel nicht in der Lage selbständig zu stehen. Chris Hadfield sagte nach seiner Rückkehr, dass er sich wie eine Laborratte fühle. So intensiv stand er unter der Beobachtung der Ärzte, die genau verfolgten wie sich das Herz-Kreislaufsystem wieder an die Schwerkraft anpasste.