„Aktuell befinden sich etwa 30.000 Objekte in den Erdumlaufbahnen, die zehn Zentimeter oder größer sind – und davon denen sind nur 22.000 vom Boden aus zu sehen und 16.000 von den USA katalogisiert“, sagt Heiner Klinkrad. Etwa 740.000 Objekte sind größer als ein Zentimeter. Dabei umkreisen die meisten Bruchstücke die Erde in einem Abstand von 800 bis 1000 Kilometern und 1400 Kilometern. Dann sind nach einigem Abstand wieder etliche Teile in einem Abstand von 20.000 Kilometern zur Erde vorhanden. Auch in der Höhe von 36.000 Kilometern gibt es zahlreiche Trümmer, die vor allem für die Satelliten in der geostationären Umlaufbahn zum Problem werden.
„Wir haben große Teile unserer Infrastruktur ins All ausgelagert“, sagt der ESA-Forscher. Kommunikationssatelliten versorgen uns mit dem Rundfunk, Fernsehen und das Internet. Navigationssatelliten verbessern den Verkehr, die Logistik und die Meteorologen greifen für ihre Wettervorhersagen auf Satellitenbilder zurück. Und gerade diese Satelliten befinden sich in der geosynchronen Umlaufbahn. Die umläuft die Erde genauso schnell, wie sich der Planet dreht. Ein geosynchroner Satellit befindet sich bei jedem Umlauf der Erde immer über dem gleichen Punkt auf der Oberfläche. Weil auf diese Weise eine konstante Erreichbarkeit garantiert wird, ist es auf dieser Bahn besonders voll, was das Risiko erhöht von einem Trümmerteil getroffen zu werden. Und wird ein Satellit zerstört, betrifft dies sofort einen großen Teil der Menschheit. Von den entstehenden Kosten, die bis in die Billiarden gehen können, ganz zu schweigen.
Ein Teil der Schrottteile entstand bei militärischen Tests sogenannter Antisatellitenwaffen. Diese sind darauf ausgerichtet gegnerische Satelliten oder andere Raumflugkörper durch Rammen, Beschuss oder Explosionen zu zerstören. In der Folge entstanden Zehntausende Einzelteile, die nur langsam verschwinden. Den letzten Test dieser Art führten die Chinesen am 11. Januar 2007 etwa 850 Kilometer über der Erdoberfläche durch. Allein an diesem Tag entstanden 2944 erfasste Trümmerteile, die die Erde noch Jahrzehnte umkreisen werden.
Wegen der hohen Fluggeschwindigkeit stellen nicht nur große, sondern auch kleine Partikel eine Gefahr für die Raumfahrt und Satelliten dar. „Zehn Zentimeter große Objekte im Orbit werden etwa 26.000 Kilometer pro Stunde schnell und haben Relativgeschwindigkeiten von bis zu 50.000 Kilometern pro Stunde und mehr. Da werden bei Kollisionen sehr große Energien frei, die katastrophale Zerlegungen herbeiführen können“, sagt Esa-Experte Klinkrad. Ein-Zentimeter-Objekte haben die Energie einer explodierenden Handgranate, und selbst millimetergroße Teile können einen Raumanzug durchschlagen.