Sternstunde

Mit Billigraketen auf Weltraumreise

Seite 2/5

Unterkunft auf dem Mond

Die Raumfahrtträume eines Milliardärs
Microsoft-Mitgründer Paul Allen will die Raumfahrt revolutionieren. Er plant den Bau des bisher größten Flugzeuges auf der Welt, von dem aus Satelliten oder auch Raumfahrzeuge gestartet werden sollen. Quelle: dapd
Die Raumfahrzeuge sollen von dem Flugzeug-Giganten in 10.000 Meter Höhe gebracht werden. Dort erfolgt dann der Start ins All. Quelle: dapd
In den Flugzeugriesen sollen sechs Boeing-747-Triebwerke eingebaut werden. Das Gewicht wird bei 544 Tonnen liegen, die Flügelspannbreite bei 116 Metern. Quelle: dapd
Zum Start und zur Landung benötigt das Flugzeug eine 3,65 Kilometer lange Bahn.
Allens Unternehmen Stratolaunch arbeitet bei der Konstruktion der Maschine mit dem legendären Flugzeugdesigner Burt Rutan (l.) zusammen. Quelle: dapd
Beide hatten bereits bei der Entwicklung des SpaceShipOne kooperiert, das es 2004 als erstes privat gebautes bemanntes Fahrzeug in den Erdorbit schaffte. Quelle: ap
Der erste Flug der Maschine sei innerhalb der nächsten fünf Jahre geplant, so Allen.

Vor drei Jahren fachte die US-Regierung den Gründerboom weiter an, indem sie ihre Raumfahrtstrategie radikal umwarf: Die Nasa sollte nun vor allem den tiefen Weltraum erkunden und bis 2025 Astronauten zu einem Asteroiden bringen. Das teure Spaceshuttle wurde 2011 eingemottet - den Flug zur Raumstation ISS sollten nun kommerzielle Anbieter übernehmen.

Im Auftrag der Nasa baut daher eine wachsende Zahl von Unternehmen Raketen und Raumfähren, um Nahrungsmittel, Labormaterial und Werkzeuge zur ISS zu bringen. Der erste private Lieferflug gelang 2012 dem Startup SpaceX. Sein Gründer, der Milliardär Elon Musk, wurde vor allem durch sein Elektroauto Tesla bekannt - nun will er die Raumfahrt revolutionieren.

Auch das Unternehmen Orbital Sciences und der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing bauen Raumkapseln im Dienste der Nasa, und die Sierra Nevada Corporation im US-Bundesstaat Nevada entwickelt gar einen Nachfolger des Spaceshuttles, der wahrscheinlich im Jahr 2017 startbereit ist.

Dabei wollen die Raumfahrtrebellen die Kosten für Raumflüge radikal senken: Wiederverwendbare Raketen und Raumgleiter sollen den Weltraum auch für Touristen, Forscher und Unternehmer zu Spottpreisen erschließen.

Getrieben von diesem Ziel, entsteht gerade eine ganze Industrie im All. Die kühnen Pläne reichen von Marsflügen für Touristen über Tankstellen im Erdorbit bis zu Stationen auf dem Mond und Erzminen auf Asteroiden. In einigen Jahren soll sich die Weltraumökonomie gar selbst mit Rohstoffen versorgen, die der Mond und andere Himmelskörper im Überfluss bieten.

DSI - Asteroidenmine: Deep Space Industries jagt Asteroiden, um aus ihnen Wasser und kostbare Metalle zu gewinnen. Quelle: Presse

Ferientrip in den Weltraum

Gelingt es, seltene Metalle auch zur Erde zu bringen, dann bricht ein Rohstoffboom aus, der Windräder, Handys oder Elektroautos leistungsstärker und billiger machen könnte, ohne die Natur zu zerstören.

Aber zunächst werden es Touristen sein, die das Geschäft mit dem All ankurbeln. Auf der Web-Seite von Richard Bransons Spaceline Virgin Galactic etwa ist das Zeitalter der Raumfahrt für alle schon angebrochen. Interessenten müssen nur Name, E-Mail und Telefonnummer in ein Formular tippen, um den Trip ihres Lebens zu buchen: eine Pauschalreise in den Weltraum.

Salto wie ein Floh

Am Spaceport America, einem Weltraumbahnhof samt Abflughalle, Hangar und Rollbahn in der Wüste des US-Bundesstaats New Mexico, testet Virgin Galactic ein Raumshuttle namens SpaceShipTwo - den Nachfolger des X-Prize-Gewinners SpaceShipOne. 18 Meter lang, komplett aus Kohlefasern, ähnelt es einem ausgefallenen Privatjet für Multimillionäre.

Aber das täuscht. Wenn sich die ersten sechs Passagiere nächstes Jahr auf den Sitzen anschnallen, steht ihnen die wildeste Achterbahnfahrt bevor, die Touristen buchen können. Festgezurrt auf einem Trägerflugzeug, lässt sich das SpaceShipTwo auf 15 Kilometer hinauftragen, fünf Kilometer über den Linienflug-Korridoren. Dann klinkt es sich aus und zündet sein Raketentriebwerk.

Mit bis zu 4.200 Kilometern pro Stunde schießt der Flieger so schnell wie eine Gewehrkugel - senkrecht in den Himmel. Nach rund vier Minuten Steigflug schalten die beiden Piloten das Triebwerk ab, und es wird still im Cockpit. 110 Kilometer über dem Erdboden gleitet das Schiff durchs All - elfmal höher als Flugzeuge und mehr als ein Viertel des Wegs zur Raumstation ISS. Der Himmel ist tiefschwarz, überall blinken Sterne auf, darunter das blaue Band der Atmosphäre über dem gewölbten Horizont der Erde.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%