Bei den belgischen Pralinen wiesen die Tester den Konservierungsstoff Sorbinsäure (E 200) nach, und das nicht nur in Spuren. Die Konservierung einer Marzipanfüllung ist unüblich, aber erlaubt – wenn sie angegeben wird.
In der Zutatenliste, die am Godiva-Stand eingesehen konnte, tauchte der Stoff nicht auf. Allergologen schätzen die Zahl derer, die Sorbinsäure schlecht vertragen, zwar als gering ein. Das Urteil für die Deklaration lautet aber Mangelhaft. Das Gesamturteil lautete: ausreichend (4,5).
Stiftung Warentest: So wurden Pralinen getestet
22 Pralinenpackungen – 10 mit Marzipan, 12 mit Nougat (darunter ein Bioprodukt); eine Besonderheit: Nougathappen ohne Schokolade.
6 Produkte kauften die Tester lose an der Theke und, soweit verfügbar, mit Geschenkverpackung. Ihre Kennzeichnung ließen sie sich an der Theke aushändigen.
Einkauf der Prüfmuster: Juni/Juli 2014.
Anbieterbefragung im Oktober 2014.
Das test-Qualitätsurteil konnte maximal eine halbe Note besser sein als die sensorische Beurteilung. Bei mangelhafter Deklaration war das test-Qualitätsurteil maximal eine halbe Note besser. War die Verpackung mangelhaft, lautete auch das test-Qualitätsurteil mangelhaft. Bei ausreichender Deklaration wurde das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note abgewertet.
Die sensorische Beurteilung macht 60 Prozent der Note aus. Es beschrieben fünf geschulte Prüfpersonen Aussehen, Geruch, Geschmack/Nachgeschmack und Mundgefühl der auf 18 Grad Celsius temperierten Pralinen und erfassten auch Fehler. Jeder Prüfer beschrieb die anonymisierten Proben unter gleichen Bedingungen.
Auffällige Produkte wurden mehrfach verkostet. Abweichende Ausprägungen stuften die Prüfer je nach Art und Intensität als Fehler ein. Basis für die Beurteilung war der erarbeitete Konsens.
Schadstoffe gingen mit 15 Prozent in die Note ein. Die Tester prüften das Gesamtprodukt unter anderem auf Kadmium, Pflanzenschutzmittel, Weichmacher und Mineralöle.
Die mikrobiologische Qualität machte fünf Prozent der Note aus. Untersucht wurde unter anderem auf Gesamtkeimzahl, E. coli, Salmonellen, Schimmelpilze und osmotolerante Hefen.
Ebenfalls fünf Prozent der Note macht die Verpackung aus. Drei Experten prüften Produktschutz, Originalitätssicherung, Öffnen, Entnehmen, Wiederverschließen, Recyclinghinweise und Materialkennzeichnung.
15 Prozent der Note entfielen auf die Erläuterungen auf der Verpackung. Drei Experten prüften nach lebensmittelrechtlichen Vorschriften, ob die Kennzeichnung vollständig und richtig ist und mit den Analyseergebnissen übereinstimmt. Zudem beurteilten sie unter anderem Werbeaussagen, Herkunfts-, Portions- und Nährwertangaben.
Ein anderes Problem wiesen die losen Marzipanpralinen von Bandy Brooks, einem Pralinen- und Eishersteller mit amerikanischen Wurzeln, auf. Sie waren deutlich mit Mineralölen belastet. Diese Stoffe sorgten schon 2012 im Test von Adventskalendern für Aufsehen.
Wie damals stießen die Tester jetzt auch auf zwei Gruppen: sogenannte MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons). Als kritisch gelten MOSH, da sie sich im Körper anreichern können. Noch kritischer sind MOAH, aromatische Mineralöle. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu erregen.
Die Prüfung ergab: Bei Bandy Brooks liegt das Problem in der Geschenk-Verpackung. Aus dem dickwandigen Recyclingkarton dünsten Mineralöle aus oder gehen durch Kontakt auf die Pralinen über. Im Karton fanden die Tester Gehalte an MOSH und MOAH, die für recyceltes Papier typisch sind.
Je länger Pralinen darin liegen, umso mehr steigt ihre Belastung. Bis heute gibt es keine gesetzlichen Grenzwerte für Mineralöle. Die Tester haben ihre eigenen Bewertungskriterien entwickelt. Frei von Mineralölen waren nur die Pralinen von Arko. Viele Hersteller nutzen heute Packungen aus Frischfaser anstelle von Recyclingkarton. Das ist schon ein wichtiger Schritt. Da die Mineralölgefahr aber auf jeder Produktionsstufe lauert, bleibt noch viel zu tun.