Deutlich komplizierter werde es zum Beispiel bei einer komplexen Mobilitätsüberwachung. Dabei werden Sensoren in der Wohnung angebracht, die jeden Schritt im Haus genau aufzeichnen. Somit können Bewegungsprofile erstellt werden. Weichen diese vom gewohnten Verhalten ab, kann ein Notruf abgesendet werden. „So eine Technologie wird von der Zielgruppe überhaupt nicht verstanden“, sagt Joska. Auch Akteure im Bereich Betreuung und Pflege seien von solchen Modellen noch sehr weit entfernt.
Hohe Skepsis
Dabei versucht die Branche schon seit den Neunzigerjahren, intelligente Heimsteuerungen zu verkaufen. Schon damals gab es erste intelligente Funktionen. Zum Beispiel ging die Heizung aus, sobald man das Fenster öffnete. Diese Funktion mussten die Entwickler rasch entfernen. Die Nutzer wollten sich nicht bevormunden lassen.
„Ältere stehen der neuen Technologie dann skeptisch gegenüber, wenn es um die Überwachung ihrer Person geht“, sagt auch GGT-Sprecher Volckmar Runte. Gerade die ältere Generation sei diesbezüglich sehr wachsam und wolle sich ihre Selbständigkeit durch Kontrolle von außen nicht nehmen lassen.
Schlechtes Image
Außerdem kämpft die Branche damit, dass viele Hilfsmittel die Benutzer stigmatisieren. Das geht bei Produkten wie Lesebrillen und Hörgeräten los und nimmt über technische Unterstützung im Haushalt seinen Lauf. „Viele Menschen wollen nicht, dass Freunde und Bekannte von der Einstiegshilfe in die Badewanne erfahren“, sagt Rolf Joska. Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei vielen peinlich. Entsprechend dauert es lange, bestimmte Produkte im Markt zu etablieren.
Ein Beispiel sind ebenerdige Duschen. Der Verzicht auf die Wanne war eine Maßnahme, um Rollstuhlfahrern den Zugang zu erleichtern. Genauso wurde diese Innovation im Haushalt auch wahrgenommen – als Behindertendusche. Erst als hochklassige Hotels behindertengerechte Räume zur Verfügung stellen mussten, wurde verstärkt an einem guten Design gearbeitet. Heute gilt die ebenerdige Dusche als schick und praktisch. doch das dauerte.
Insgesamt scheinen Produkte für ältere Menschen immer dann besonders gut anzukommen, wenn sie allen Generationen einen Vorteil bringen – wie in der Automobilindustrie. Das Navigationsgerät wurde einst vor allem für eine ältere Zielgruppe entworfen. Ebenso Einparkhilfen und SUV, in die sich deutlich leichter einsteigen lässt.
Die Branche vermarktet diese neuen Elemente im Auto allerdings nicht für „Senioren“, sondern für jedermann. Die Idee: Die zahlungskräftige, ältere Zielgruppe fühlt sich oft nicht alt und will auch nicht so angesprochen werden. Die Vorteile der Produkte müssen also für sich sprechen.