Technik für Senioren Warum Ältere Innovationen ignorieren

Smartphones mit großen Tasten, Schuhe mit GPS-Sender – theoretisch erleichtert neue Technik Senioren das Leben, praktisch tun sich viele mit den neuen Helferlein schwer. Warum?

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Seien wir ehrlich: Schon mit 40 ist die Haut nicht mehr straff, die ersten Zähne brauchen Kronen. Die Brille muss mit neuen Gläsern versehen werden, Knie und Rücken schmerzen, die Knochen werden dünner. Menschen werden älter, daran führt – sofern uns kein Unglück geschieht – kein Weg vorbei. Der Prozess ist schleichend – und immer noch ein Tabuthema.

Einerseits wollen wir alt werden, andererseits nicht alt sein. Das ist ein Spagat für die Industrie, die mit ihren technischen Innovationen die alternde Zielgruppe erreichen will.

Der Markt mit Produkten, die uns das Altern erleichtern sollen, ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Von kleinen Hilfsmitteln im Haushalt über medizinische Innovationen ist das Feld gigantisch – der Fantasie der Entwickler scheinen keine Grenzen mehr gesetzt.

Automatische Erinnerung

Smartphones mit großen Tasten und integrierter Notruffunktion sind bekannt. Inzwischen wurden schon Schuhe mit integriertem GPS-Sender entworfen, die den Aufenthaltsort des Trägers verraten. Vor allem für Menschen mit Demenz ist das eine Hilfe. Kommt es doch immer wieder vor, dass sie bei Spaziergängen verloren gehen.

Ebenfalls auf dem Markt sind intelligente Medikamentenschachteln zum Beispiel von MedMinder, die den Nutzer daran erinnern, Pillen und Tabletten rechtzeitig einzunehmen. Programmiert wird die Schachtel über das Smartphone.

Die häufigsten Todesursachen in Deutschland
Im Jahr 2013 verstarben in Deutschland insgesamt 893.825 Menschen, davon 429.645 Männer und 464.180 Frauen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist damit die Zahl der Todesfälle gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent angestiegen. Durch einen Suizid beendeten 10.076 Menschen ihr Leben, wobei der Anteil der Männer mit 73,9 Prozent fast dreimal so hoch war wie der Anteil der Frauen mit 26,1 Prozent. Quelle: dpa
In 10.842 Fällen (4 972 Männer und 5 870 Frauen) war ein Sturz die Ursache für den Tod. Quelle: dpa
Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten waren für 18.475 Sterbefälle verantwortlich. Quelle: dpa
3,8 Prozent aller Todesfälle waren auf eine nicht natürliche Todesursache wie zum Beispiel eine Verletzung, einen Unfall oder eine Vergiftung zurückzuführen (34.133 Sterbefälle). Quelle: dpa
Eine deutliche Zunahme um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Psychischen und Verhaltensstörungen festzustellen. Hieran verstarben 2013 insgesamt 36.117 Menschen, davon 14.241 Männer und 21.876 Frauen. In 80 Prozent dieser Sterbefälle war eine Demenzerkrankung die Todesursache. Quelle: dpa
Die Zahl der Sterbefälle infolge von Krankheiten des Verdauungssystems betrug im vergangenen Jahr 40.112. Das entspricht einer Rate von 4,5 Prozent. Quelle: dpa
Mann packt scih an die Brust Quelle: dpa

Dazu kommen komplexe Sensorsysteme für Haus und Wohnung, die durch Bewegungsmelder automatisch das Licht an- beziehungsweise ausstellen. Sie ermahnen auch, wenn der Kühlschrank zu lange offen bleibt oder stellen die Heizung ab, sobald man das Haus verlässt.

Eigentlich aufgeschlossen

Insgesamt scheinen die „Best Ager“ aufgeschlossen für neue Technologien. Eine repräsentative Befragung des IT-Verbandes Bitkom ergab erst kürzlich, dass sich bereits heute jeder fünfte Deutsche vorstellen könnte, sich via Chip-Implantat überwachen zu lassen.

Dies könnte den Herzschlag, den Blutdruck und andere Gesundheitsdaten aufzeichnen. Besonders groß war das Interesse unter älteren Menschen. Laut Bitkom sei bereits jeder Vierte der 50- bis 64-Jährigen (29 Prozent) bereit, sich so einen Chip einpflanzen zu lassen. Bei den über 65-Jährigen läge die Zahl sogar bei 31 Prozent.

„In Zeiten einer alternden Gesellschaft und des zunehmenden Ärztemangels in ländlichen Gebieten können Geräte zum Selbstmessen von Gesundheitsdaten sinnvolle Ergänzungen zum Besuch beim Arzt sein“, sagt Pablo Mentzinis, Gesundheitsexperte des Verbandes die Vorteile.

Dass die Zahlen so positiv ausfallen, ist dennoch überraschend. Denn schon deutlich einfachere Systeme, die keinen drastischen Eingriff in den Körper erfordern, haben es am Markt schwer.

Eine der ersten großen Innovationen präsentierte bereits Ende der Achtzigerjahre die Amerikanerin Edith Fore in einer Fernsehwerbung. „Ich bin hingefallen und kann nicht aufstehen“, sagte sie in ihrer Rolle als Mrs. Fletcher – und wurde mit diesem einfachen Satz zum Werbestar der kleinen Firma Life Call.

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