Technologie der Zukunft Welche Technik bis 2025 entwickelt wird

3-D-Druck, digitale Vernetzung, nachwachsende Organe: Wir stehen vor einem Zeitalter dramatischer Innovationen. Die WirtschaftsWoche hat sich bei Technologieunternehmen, Forschungsinstituten und Startups umgesehen, welche Lösungen sie für die Zukunft entwickeln – und was uns bis 2025 erwartet.

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Unser Leben verursacht einen nicht endenden Strom neuer Daten. Nach dem Aufstehen registrieren Telekom und Vodafone, wann sich unsere Smartphones ins Netz einklinken. Auf dem Weg in die Stadt messen Verkehrsleitsysteme, wie schnell Pendler vorankommen. Facebook verraten wir sowieso, was uns auf der Seele brennt. Noch viel mehr Daten verursachen Logistikunternehmen, Banken und Forschungsinstitute.

Diesen Datenstrom fügen Unternehmen zu einem immer genaueren Abbild unserer Realität zusammen. Denn aus dem Meer an Informationen lassen sich verschiedenste Muster herauslesen – und Veränderungen prognostizieren.

Noch allerdings nützt das der Allgemeinheit herzlich wenig, weil Unternehmen den Datenschatz in der Regel nicht teilen. Dirk Helbing will das ändern. Der Risikoforscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) will alle öffentlich verfügbaren Daten in einem gigantischen elektronischen Gehirn zusammenführen – in eine Art öffentliches Wikipedia der Informationen.

Zehn zufällige Erfindungen
LSD-Tabletten auf einer Hand Quelle: dpa
Mann legt Auflauf in die Mikrowelle Quelle: dpa
Eis am StielIn Kinderaugen das vielleicht beste Missgeschick aller Zeiten: 1905 vergisst der elfjährige US-Amerikaner Frank Epperson ein Glas Limonade mitsamt Löffel auf der Veranda. Am nächsten Morgen ist das Getränk gefroren, schmeckt aber trotzdem. 18 Jahre später lässt sich Epperson, mittlerweile Brausehersteller, die Idee patentieren. Nur kurze Zeit später legt der Amerikaner ebenfalls ein Patent vor – für gefrorenes Vanilleeis am Stiel. Quelle: dpa/dpaweb
Penizillinmoleküle von Fleming Quelle: AP
Viagra-Tabletten von Pfizer Quelle: dpa
FotografieDie Camera Obscura, der Vorläufer der Fotokamera, ist schon seit vielen Jahrhunderten bekannt. Aber nicht die Bilder, die sie erzeugt. Jacques Mandé Daguerre suchte vor über 170 Jahren nach einem Verfahren, um die flüchtigen Bilder festzuhalten. Er hatte bereits festgestellt, dass Bilder auf lange belichteten Silberplatten für eine kurze Zeit festgehalten wurden. Bei seinen Versuchen im Freien überraschte ihn ein Gewitter. Er legte eine belichtete Platte in einen Schrank in seinem Labor. Am nächsten Tag stellte er fest, dass das Bild noch zu erkennen war, weil zufälligerweise Quecksilberkügelchen in dem Schrank waren. Das Mittel zur Fixierung war gefunden. Die Daguerrotypie war das erste praktikable Fotografie-Verfahren. Quelle: GNU
Mann giesst Porzellan Quelle: dpa

Mittels ausgefeilter Datenanalyse soll das System selbst kleinste, seismografische Schwingungen unserer Gesellschaft identifizieren können. Es soll voraussagen können, welche Auswirkungen unser Handeln auf Wirtschaft und Gesellschaft hat.

Warum kommt es zu Staus oder Massenpanik? Wo drohen Banken zu kollabieren? Unter welchen Bedingungen stürzen autoritäre Regimes? Solche Fragen soll das neue Supergehirn mithilfe von Wirtschaftskennzahlen, demografischen Daten, Nachrichten, Reisedaten und Twitter-Meldungen beantworten können.

Ausgefeilte Trendanalyse

Deutsche Firmen investieren am meisten in Forschung
Ein Schild mit dem Infineon-Logo Quelle: dpa
Merck Quelle: AP
 In einer Spritzkabine werden die Pflanzen auf rotierenden Tellern durch die Anlage transportiert und mit Wirkstoff besprüht. Quelle: obs
Fahnen mit dem Continental-Logo Quelle: dapd
Das Logo des Softwareherstellers SAP Quelle: dapd
Eine Mitarbeiterin der Bayer Bitterfeld GmbH posiert in Bitterfeld mit einer Aspirintablette des Unternehmens in der Hand Quelle: dapd
Ein Arbeiter montiert im BMW-Werk in Muenchen das BMW-Logo auf eine Motorhaube einer 3er BMW-Karosserie Quelle: dapd

FuturICT nennt Helbing das Megaprojekt, und dafür hat der ETH-Forscher Hunderte Informatiker, Ökonomen und Soziologen von 84 akademischen Institutionen aus 25 Ländern als Unterstützer gewonnen – zudem sechs der größten Rechenzentren Europas. In wenigen Wochen gibt die EU bekannt, ob Helbings Sozio-Seismograf mit knapp 60 Millionen Euro für 30 Monate finanziert wird. FuturICT ist allerdings keine virtuelle Kristallkugel, sondern "eher ein Teleskop für gesellschaftliche Entwicklungen, die später große Wirkung entfalten", sagt Helbing.

Mit solchen Entwicklungen beschäftigen sich auch Unternehmen. Denn immer deutlicher wird, dass die Welt nicht nur komplexer wird. "Wir stehen vor einer dramatischen Phase technologischer Innovationen", sagt Eike Wenzel vom Heidelberger Institut für Trend- und Zukunftsforschung. Und die werde nahezu jede Branche erfassen: Die 3-D-Druck-Technologie verändert Industrie und Logistik. Und das Internet revolutioniert nach unserer Medien- und Arbeitswelt auch die letzten Winkel des Alltags: In den nächsten Jahren werden nahezu alle Dinge unseres täglichen Gebrauchs vernetzt – Heizungen, Lampen, ja, selbst Pflanzen schicken SMS, wenn sie Wasser brauchen.

Wie sich Konzerne und Startups auf diese Entwicklungen einstellen und welche Innovationen für Unternehmen wie Bayer, Symrise und EADS bis 2025 wichtig werden, hat die Technikredaktion der WirtschaftsWoche für diese Ausgabe zusammengetragen. Herausgekommen ist ein faszinierender Blick in die Forschungslabors dieses Landes.

Auch Forschern und Unternehmen will Helbing mit dem Supergehirn helfen. Denn das System soll lernen, mithilfe ausgefeilter Trendanalysen Technologien zu identifizieren, die für die Wirtschaft Bedeutung gewinnen werden. Dafür liest FuturICT Abertausende Publikationen, Fachblogs, Konferenzprogramme und Internet-Debatten, wertet sie aus und leitet ab, welche technologischen Durchbrüche uns bevorstehen – und welche davon wirklich wichtig sind. "Früher mussten wir warten, bis die Themen in der Zeitung stehen", sagt Helbing. Künftig müssen wir nur noch das Daten-Puzzle richtig zusammensetzen.

Gesunde Sünde

Die größten Ernährungsmythen
Verlängern Chili-Schoten das Leben? Quelle: REUTERS
Schokolade Quelle: dpa
Je mehr Vitamine desto besser Quelle: dpa
Brot macht dick und ist ungesundGerade für die Verfechter kohlehydratarmer Nahrung steckt der Teufel im Brot: Es mache dick und trage sogar Mitschuld an Diabetes. Das ist so allerdings nicht richtig: Gerade Vollkornbrot (echtes Vollkornbrot, kein mit Malz eingefärbtes Weißbrot) hat sehr viel Ballaststoffe. Die sind gesund und machen satt. Außerdem liefert es verschiedene Vitamine sowie Iod, Flur, Magnesium und Zink. Quelle: dpa
"Light", "Leicht" oder "Fettarm" - das ist gut für die schlanke LinieDie Lebensmittelindustrie hat den Trend zu bewusster Ernährung entdeckt und nutzt ihn mit Fitness- und Wellness-Begriffen gezielt aus. Doch die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt: Oft werden so Lebensmittel beworben, die alles andere als kalorienarm sind. Der Verein hat das Nährwertprofil von sogenannten Fitness-Müslis, Wellness-Wasser oder Joghurt-Drinks überprüft und kam zu dem Ergebnis, dass die scheinbar "gesunden" Lebensmittel Softdrinks oder Fast-Food-Snacks beim Zucker-, Salz- oder Fettgehalt oftmals in nichts nachstehen. Bei fettarmen Produkten wird der Geschmacksmangel häufig durch zahlreiche andere Inhaltsstoffe, etwa Stärke und Zucker, ausgeglichen - der Kaloriengehalt unterscheidet sich kaum, ist manchmal durch den hohen Zuckergehalt sogar höher - und gesund ist das Light-Produkt noch lange nicht. Quelle: dpa
Kartoffeln machen dick Quelle: dpa
Öko-Lebensmittel sind gesünder Quelle: dpa

Die Tiefkühlpizza der Zukunft könnte glatt als Gesundheitsprodukt durchgehen: Obwohl sie ausgezeichnet schmeckt, appetitlich aussieht und im Eins-Fix-Drei zubereitet ist, enthält sie kaum noch Salz, ist kalorienreduziert und quasi fettfrei. Das schont Herz und Nieren der Verbraucher und verhindert, dass die Menschheit allmählich verfettet. Genau hier tickt aktuell eine Zeitbombe: Schon heute sind zwei Drittel aller Bewohner der westlichen Welt stark übergewichtig.

Verantwortlich dafür ist nach Meinung der Experten der weltweite Trend zu Fast Food und Fertigprodukten sowie klebrig-süßen Getränken, die fast ausnahmslos ungesunde Kalorienbomben sind.

Dass sich etwas ändern muss, haben Lebensmittelkonzerne wie Danone und Nestlé inzwischen erkannt. Zulieferer wie der Aromaspezialist Symrise aus dem niedersächsischen Holzminden sehen darin eine Chance: "Moderne Lebensmittel mit optimalem Ernährungsprofil und gutem Aroma und Geschmack werden 2025 eine wichtige Rolle beim Erhalt der Gesundheit spielen", glaubt Symrise-Forschungsleiter Gerhard Krammer.

Um dieses Ziel zu erreichen, sind Lebensmittelhersteller zunehmend auf Biotechniker angewiesen: Die suchen hoch-effektiv mit molekularen Sensoren nach neuen, bioaktiven Wirkstoffen, die das Geschmacksempfinden verstärken und die Geschmacksrezeptoren des Körpers quasi foppen. Das Ziel: Die Limo soll süß und die Käseecke würzig und cremig schmecken, obwohl nur noch Spuren von Zucker, Salz oder Fett in den Produkten enthalten sind.

Beim Biotech-Unternehmen Brain aus dem hessischen Zwingenberg hat Michael Krohn mit seinen Forschern schon eine ganze Reihe solcher Substanzen im hauseigenen Fundus aus über 20.000 Mikroben aus aller Welt entdeckt. Krohn ist überzeugt, dass solche Biomoleküle bald in jedem Fertiglebensmittel stecken werden.

Weizen mit Wasserhahn

Wo es Essen ohne Gentechnik gibt
Verbraucher wollen keine Gentechnik. Etwa 83 Prozent der deutschen Verbraucher lehnen nach einer Forsa-Umfrage (Juni 2012) gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Ein Grund, warum es hierzulande kaum Lebensmittelhersteller gibt, die Zutaten aus Gen-Pflanzen direkt verarbeiten. Nicht ganz so erfreulich schaut es hingegen bei tierischen Artikeln wie Fleisch, Eiern und Milch aus, denn 80 Prozent der Gen-Pflanzen landen am Ende im Tierfutter. Quelle: dpa
Die Umweltorganisation Greenpeace präsentiert in ihrer neuen Broschüre „Essen ohne Gentechnik“ die Ergebnisse einer spannenden Untersuchung. Die Experten haben getestet, ob Markenhersteller bei tierischen Produkten Gen-Pflanzen im Tierfutter einsetzen und zeigen, welche Supermarktketten auf Produkte ohne Gentechnik setzen. Quelle: dpa
Platz 1: AlnaturaDer südhessische Bio-Händler Alnatura schneidet am besten ab. Hier werden nur Produkte aus biologischer Produktion verkauft, die frei von Gentechnik sind. Die Naturkostkette vertreibt auch Bio-Lebensmittel unter einer eigenen Marke, die auch in Partnerschaft mit anderen Händlern wie dm, Tegut und Budni verkauft werden. In der ökologischen Landwirtschaft sind Gentechnik in Lebensmitteln oder im Tierfutter sowie chemisch-synthetische Spritzmittel tabu. Auch die Tierhaltung erfolgt nach strengeren Kriterien und Kontrollen. Quelle: dpa
Platz 1: DennreeDer Bio-Großhändler Dennree, der seinen Hauptsitz im Nordbayrischen Töpen hat, teilt sich den ersten Platz mit Alnatura und setzt ebenfalls keine Gen-Pflanzen ein; auch in der Tierfütterung nicht. Mit einem Umsatz von 420 Millionen Euro hat Dennree im vergangenen Jahr ein zweistelliges Wachstum von 12,8 Prozent erreicht. Das 1974 gegründete Unternehmen gilt als Bio-Pionierunternehmen und startete damals mit vier Bio-Milchprodukten in den Handel. Inzwischen sind täglich gut 200 firmeneigene Lkws unterwegs, um über 1.300 Naturkostfachgeschäfte in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Südtirol/Italien mit inzwischen über 11.000 Artikeln zu beliefern. (Foto: Dennree GmbH) Quelle: PR
Platz 2: TegutDie deutsche Supermarktkette Tegut legt viel Wert auf Bio-Ware und Produkte ohne Gentechnik. Kunden, die in einem Tegut-Markt einkaufen, erkennen das an dem Logo auf den Produkten. Die Firma hat als erste Kette ihre Eigenmarken bei Milch, Sahne, Schmand und Joghurt mit dem „Ohne Gentechnik“-Siegel ausgezeichnet und betreibt sogar eine eigene Fleischerei für Schweineprodukte. Unter der Eigenmarke „LandPrimus“ garantiert Tegut eine gentechnikfreie Fütterung. Andere Eigenmarken, bei deren Herstellung auf Gentechnik verzichtet wird, sind „tegut...Bio“, „Herzberger Bäckerei“ und „Rhöngut“. Außerdem alle Eiermarken. Quelle: dpa
Platz 3: Aldi NordBio-Lebensmittel vom Discounter sind beliebt und müssen nicht mehr teuer sein. Inzwischen gibt es auch bei Aldi eine Menge Natur-Lebensmittel. Im Greenpeace-Ranking landet Aldi Nord auf dem dritten Platz, weil der Konzern seit zehn Jahren bei der Geflügelfütterung auf Gentechnik verzichtet. Nur bei Schweine- und Rindfleisch könnte das Engagement wohl noch etwas mehr sein. Mit „Gut Bio“ bietet Aldi Nord eine Eigenmarke an, bei deren Herstellung auf den Einsatz von Gentechnik verzichtet wird - das gilt auch für alle Eiermarken. Bei Hähnchen- und Putenfleisch sind es die Marken „Bauernglück“ und „Farmfreude“. Quelle: dpa
Platz 4: Aldi Süd Identisch sieht es bei dem Discounter Aldi Süd aus, der ebenfalls mit zusätzlichen Bio-Produkten mehr Kunden in seine Filialen locken will. Vor zehn Jahren hat sich das Unternehmen bei der Geflügelfütterung von Gentechnik verabschiedet. Nachholbedarf besteht jedoch noch bei Schweine- und Rindfleisch. Aldi Süd hat mit der Eigenmarke „bio“ ein garantiert gentechnikfreies Produkt im Regal. Außerdem sind alle Eiermarken gentechnikfrei. Quelle: dpa

Bisher sind Konsumenten in Europa wenig begeistert von gentechnisch veränderten Pflanzen und dem daraus hergestellten Genfood. Denn die Veränderungen sind nur für Landwirte von Interesse. Das soll bei neuen Gentech-Pflanzen, die in 10 bis 15 Jahren auf den Markt kommen, völlig anders werden: Sie sollen nachhaltig und damit für alle Menschen hilfreich sein – indem sie beispielsweise neue Produktionswege für knappe Ressourcen erschließen.

Beispiel Gentech-Raps: Das neuartige Gewächs produziert eine Art Lebertran und wirkt damit der Überfischung der Meere entgegen. BASF aus Ludwigshafen und der US-Konzern Cargill haben eine solche Rapspflanze geschaffen, die in ihrem Öl Omega-3-Fettsäuren herstellt. Diese steigern die Hirnleistung und beugen Herzinfarkten vor, sind aber bisher nur aus den Lebern von Fischen zu gewinnen.

Ein Umstand kam den Forschern zu Hilfe: Das Fisch-Gen für die Omega-3-Produktion stammt ursprünglich aus Meeresalgen, die mit Pflanzen sehr viel näher verwandt sind als mit Fischen. So transferierten die Forscher das Gen direkt von der Alge in den Raps – und hatten Erfolg.

Ein weiteres Zukunftsprojekt ist Weizen, der fit ist für den Klimawandel. "Mithilfe eines genetischen Tricks wollen wir diese für die Welternährung wichtige Kulturpflanze so robust machen, dass sie Trockenperioden besser übersteht und trotzdem höchste Erträge bringt", sagt Marcus Weidler, der bei Bayer CropScience für das Weizensaatgutgeschäft zuständig ist. Dazu haben Forscher des israelischen Kooperationspartners Evogene ein Gen aus der Tomate in den Weizen eingepflanzt. Denn die Tomate kann etwas, was Weizen bisher nicht schafft: Sie aktiviert bei Trockenheit ein Gen, das Eiweiße baut, die Aquaporine. Diese öffnen den Wasserspeicher, den jede Zelle – auch die Weizenzelle – besitzt. Sie kann ihn ohne diesen genetischen Wasserhahn nur bisher nicht anzapfen.

Erbs-Wurst

Um die Weltbevölkerung von bald neun Milliarden Menschen zu ernähren, muss der Fleischkonsum sinken. Denn Fleisch zu produzieren ist alles andere als nachhaltig: Damit ein Huhn, Schwein oder Rind je ein Kilogramm Gewicht zulegt, muss der Landwirt drei bis zehn Kilogramm pflanzliches Futter wie etwa Mais in den Trog schütten.

Doch Menschen in der westlichen Welt essen gerne Fleisch. Und in den sich entwickelnden Staaten gilt es geradezu als Statussymbol, sich Fleisch leisten zu können.

Labberig fade Sojatofu-Burger konnten die meisten Fleischfans bisher nicht überzeugen. Inzwischen haben Forscher jedoch Fleischersatz aus Pflanzen wie Weizen, Erbsen oder Lupinen entwickelt, der schmeckt und sich beim Zubeißen auch so anfühlt wie ein Schnitzel oder Steak.

Zum Beispiel die Forscher des EU-Projekts LikeMeat, zu dem auch Florian Wild vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising bei München gehört. Seine Erbs-Schnitzel werden als formbare Meterware aus Pflanzenproteinen gekocht und unterscheiden sich kaum von echtem Fleisch. Ganz in der Nähe in Mindelheim verkauft Metzgermeister Josef Pointner schon schmackhafte Würste, die er ebenfalls aus Pflanzenproteinen kocht. Weil viele Menschen solche umweltverträglichen Produkte nachfragen, ist Wild überzeugt: "Bis zum Jahr 2025 hat Fleischersatz aus Pflanzen zehn Prozent des westlichen Marktes erobert."

Digital-Dragees

Wo das Internet den stärksten Einfluss auf die Gesellschaft hat
Platz 30Tunesien belegt mit 50,68 Prozent den 30. Platz von insgesamt 61 Ländern, die auf den Einfluss des Internets auf die Gesellschaft untersucht wurden. Quelle: dapd
Platz 29Da es sich nicht um eine Rangliste handelt, in der es nur um die Freiheit des Internets und dessen Nutzung geht, landet China mit mit 51,72 an 29. Stelle. Wenig überraschend fällt vor allem der Einfluss des Internets auf die Politik mit 32,27 gering aus. Quelle: REUTERS
Platz 28Kasachstan schafft es mit immerhin 53,46 Prozent auf Platz 28. Quelle: dpa
Platz 27... geht an die Türkei mit einem Wert von 53,7. Besonders gering ist hier der Einfluss des Internets auf die Wirtschaft (45,98). Quelle: dapd
Platz 26In Kolumbien liegt der Wert bei 53,86. Quelle: dpa
Platz 25Die Polen belegen mit 54,84 Prozent Platz 25. Bei unseren europäischen Nachbarn ist vor allem der Einfluss auf die Politik durch das Internet mit einem Wert von 37,55 eher schlecht ausgeprägt. Quelle: dapd
Platz 24Brasilien liegt mit einem Wert von 56,3 auf Platz 24. Quelle: dapd

Dass Kühlschränke dereinst selbst Milch bestellen, erzählen Zukunftsforscher schon so lange, dass die intelligente Kühlbox mittlerweile mehr als Beispiel für unerfüllte Weissagungen der Futurologen herhalten muss. Sehr zu Unrecht allerdings. Nicht nur, weil vernetzte Kühlschränke längst zu kaufen sind.

Weitgehend unbemerkt hat die Vernetzung mehr Lebensbereiche erfasst, als vielen bewusst ist: Mobilfunkmodule in Serienautos sorgen dafür, dass der Wagen selbsttätig Polizei und Rettungsdienste alarmiert, wenn der Fahrer nach dem Crash ohnmächtig ist. Smarte Steckdosen melden via Internet, wenn sich im Wohnzimmer etwas regt, obwohl der Wohnungsinhaber auf der Arbeit ist. Die Heizung regelt sich autonom, weil der Brenner die Wettervorhersage aus dem Netz abfragt. Und digitale Kameras und Sensoren – in Dragees verpackt – diagnostizieren beim Weg durch den Körper Erkrankungen.

All das ist erst der Anfang eines noch weit radikaleren Wandels, für den Zukunftsforscher wie Dave Evans, Chef-Futurologe beim Netzwerkgiganten Cisco, den Begriff "Internet of Everything" geprägt haben – das Internet aller Dinge. Genau das entsteht jetzt. Noch sind mehr als 99 Prozent aller Alltagsgegenstände nicht mit dem Internet verbunden. Doch glaubt man den Prognosen von Forschern, werden bereits 2020 rund 37 Milliarden digitale Geräte, Sensoren und Motoren online sein.

Und nicht nur das. Sie werden zum allergrößten Teil nicht mit uns Menschen kommunizieren, sondern untereinander. Der Trend, der die digitale Welt elektrisiert, heißt Machine-to-Machine-Communication – kurz M2M.

Was der Technik zum Durchbruch verhilft, ist, dass schnelle Mobilfunkmodule heute nur noch ein paar Euro kosten und in drei bis fünf Jahren für bessere Cent-Beträge verschleudert werden. Dazu kommt, dass eine der wichtigsten Grundlagen für den Siegeszug der kommunikativen Maschinen derzeit geschaffen wird: Das Internet Protokoll Version 6 – im Online-Jargon IPv6 genannt – wird mehr als ein Jahrzehnt nach seiner Verabschiedung nun tatsächlich von den Netzbetreibern eingeführt.

Es definiert so etwas wie das Hausnummernsystem im Internet und erweitert die Zahl vernetzbarer Systeme – von Smartphones über Steckdosen und Autos bis zu Gewächshauspflanzen, die die Beregnung steuern – von bisher rund 4,3 Milliarden auf unvorstellbare 340 Sextillionen Adressen. IPv6 mache es möglich, jedem Bakterium auf der Erde eigene Internet-Adressen zuzuweisen, so die Entwickler.

So weit wird es nicht kommen. Andere Szenarien aber werden dank der neuen Technik nicht nur denkbar, sondern spätestens in einem Jahrzehnt Realität sein: "Wenn Alltagsgegenstände miteinander reden, verrät der Wecker dem Navigationssystem im Auto, dass sein Besitzer verschlafen hat, damit der Wagen heute nicht die sparsame, sondern die schnelle Route wählt", skizziert Cisco-Vordenker Evans.

Sensoren in Turbinenschaufeln werten den Verschleiß von Flugzeugtriebwerken automatisch aus und melden die Maschinen autonom zur Wartung an, ohne dass noch ein Techniker einen Kontrollblick auf die Motoren werfen müsste. Und der Einkaufswagen im Supermarkt schlägt eine Beilage fürs Abendessen vor, passend zu den Zutaten, die daheim im – dann natürlich vernetzten – Kühlschrank liegen.

Turbo für alle

Das sind die besten Mobilfunknetze
Platz 4: E-Plus, BASE, SimyoE-Plus hat auch im jüngsten Test der „Chip“ abermals das mit Abstand schlechteste Netz – daran hat bislang auch die „umfassendste Netzausbauinitiative der Unternehmensgeschichte“ nichts geändert, die E-Plus nach dem Desaster des Netz-Tests von 2011 versprochen hatte. Beim Telefonieren schnitt das E-Plus-Netz dagegen nicht ganz so schlecht ab – immerhin Platz drei. Düster sieht es jedoch bei der Datennetzqualität aus. E-Plus erreicht im Chip-Test 42,3 – das ist die Note 4,7 und damit klar mangelhaft. Auch die Gesamtwertung für Internet und Sprachqualität fällt mit 53,8 Punkten und der Note 3,9 nicht besser aus. E-Plus bleibt das mit großem Abstand schlechteste Netz Deutschlands. Um das herauszufinden waren die Tester mehrere Wochen lang zu Fuß, im öffentlichen Nahverkehr, mit dem Auto und im Zug unterwegs, um möglichst realistische Ergebnisse zu erhalten. Noch nicht berücksichtigt wurde das LTE-Netz, bei dem der Aufbau noch andauert. Neben E-Plus selbst nutzen unter anderem die Marken BASE, Simyo, Blau, Aldi Talk, Ay Yildiz und n-tv Go in Deutschland das E-Plus-Netz. Quelle: dpa
Platz 3: Telefónica O2O2 gibt im Test der „Chip“ ein gemischtes Bild ab: Während sich die Münchener bei der Sprachqualität verbessern konnten, schnitten sie bei der Qualität der Internet-Verbindung mehr als zehn Punkte schlechter ab als 2011 – Smartphone-Boom sei Dank. Allerdings wurden auch die Testkriterien für das mobile Internet verschärft. Beim Telefonieren erreicht O2 mit 73,2 Punkten Platz zwei und die Note 2,6. Beim mobilen Internet erreicht O2 nur 52,6 Punkte und damit Note 3,9. Der Abstand zu Deutscher Telekom und Vodafone ist damit in der Gesamtwertung gewachsen. Den dritten Platz erreicht O2 mit einer Gesamtwertung von 62,1 Punkten. O2 ist dabei vor allem in Regionen außerhalb der Innenstädte schwach. In dünn besiedelten Gebieten gelang es den Testern im Schnitt nur in der Hälfte der Fälle, eine normale Website unter 40 Sekunden aufzurufen. Die deutlich verschlechterte Datenqualität bei O2 hat auch schon Nutzer-Proteste provoziert. Unter http://wir-sind-einzelfall.de haben sich bereits mehrere Tausend Nutzer über die schlechte Datenqualität beschwert. Neben O2 nutzen auch die Marken Fonic, Klarmobil, Lidl Mobile, Tchibo, Simply, Türk Telekom und bestimmte Tarife von DiscoTel und DiscoPlus das O2-Netz. Quelle: dpa
Platz 2: VodafoneVodafone spielt bei der Internet-Netzqualität in Deutschlands Premium-Liga mit – das Gesamtergebnis ist mit weitem Abstand besser als bei E-Plus und O2. Während der drittplatzierte O2 im Vergleich zum Netztest von 2011 zurückgefallen ist, konnte Vodafone sich verbessern. In der Gesamtwertung erreicht Vodafone 71,9 Punkte und damit die Note 2,7. Allerdings zeigt sich bei Vodafone ein sehr gemischtes Bild: Bei keinem anderen Netzanbieter schlugen so viele Anrufversuche im Testzeitraum fehl, was mit Netzproblemen in der Stuttgarter Fußgängerzone während des Tests zusammenhängt. Auch wenn diese nicht in die Wertung eingeflossen wären, hätte Vodafone bei der Telefon-Netz-Qualität von allen Anbietern am schlechtesten abgeschnitten. Vodafone fiel vor allem durch besonders viele Aussetzer bei der Sprachqualität von Telefonaten auf. Beim mobilen Internet glänzt Vodafone dagegen. Trotz verschärfter Testkriterien konnte sich Vodafone hier um fünf Punkte verbessern – und rückt damit in die Nähe der Telekom. In ganzen 96 Prozent der Fälle gelang es, eine Website innerhalb von 40 Sekunden vollständig zu lohnen – über alle Regionen in Deutschland verteilt. Das Vodafone-Netz gibt es unter anderem auch unter den Marken DiscoTel (nur bestimmte Tarife), Edeka Mobil, Fyve, Tui, Bildmobil und Otelo. Quelle: dpa
Platz 1: Deutsche Telekom/CongstarWie bereits im Vorjahr kennt der Netztest der „Chip“ einen klaren Sieger: Die Telekom erreicht bei Internet- wie Sprachqualität den Spitzenplatz. Satte 80,2 Punkte erreicht die Telekom in der Gesamtwertung, das reicht für die Gesamtnote 2,2. In der Stadt wie auf dem Land waren Sprachqualität und Empfang für das Telefonieren gleichermaßen überzeugend. Nur in der Härtedisziplin Zugfahren sahen die Messergebnisse deutlich schlechter aus – allerdings immer noch deutlich besser als bei allen Konkurrenten. Auch beim mobilen Internet konnte sich die Telekom gegenüber dem guten Vorjahreswert nochmals etwas verbessern. Nur beim Upload ist Vodafone in Innenstädten etwas schneller. In allen anderen getesteten Regionen kann die Telekom Vodafone aber nach wie vor ausstechen. „Die Telekom führt das Feld in fast allen Einzelwertungen an und zeigt über alle Messungen hinweg eine bessere Erfolgsquote als die Konkurrenten“, schreibt die „Chip“. Die Nutzung des Telekom-Netzes muss übrigens nicht teuer sein: Die Telekom-Tochter Congstar nutzt ebenfalls das Telekom-Mobilfunknetz wie unter anderem die Discounter billiger.de, Callmobile, Ja Mobil, PennyMobil und Turkcell. Quelle: dpa
Schwachstelle ZugFazit des Tests über alle Anbieter hinweg: Der Boom bei Smartphones und Tablet-Computern macht den Mobilfunknetzen zu schaffen. „Die Netze werden immer voller, die Zuverlässigkeit sinkt“, berichtete die Zeitschrift. Im mobilen Internet sind mehr Verbindungsabbrüche festgestellt worden als im Vorjahr. Zudem gibt es dem Test zufolge immer noch Regionen, die nur schlecht an die Mobilfunknetze sind. Das spüren besonders die Fahrgäste der Bahn und die Bewohner von vergleichsweise gering besiedelter Regionen. Hier gibt es die Hoffnung, dass die neuen Mobilfunknetze mit dem schnellen LTE-Standard für Verbesserungen sorgen. Bei allen Netzbetreibern hat es im Vergleich zum Vorjahr mehr Probleme beim Telefonieren im Zug gegeben. „Gerade in Regionalbahnen gleichen Telefongespräche oftmals einem Glücksspiel“, schreiben die Tester. Alle Details des Tests finden Sie auf chip.de. Quelle: dpa

Nur mal angenommen, die Fahrt von München nach Hamburg dauerte nur noch knapp vier Minuten – statt sieben Stunden. Wer sich den Leistungsschub der Mobilfunk-Datenübertragung im vergangenen Jahrzehnt vorstellen will, der braucht solche Vergleiche.

In den Labors der Mobilfunkausrüster feilen Entwickler längst an den Übertragungstechniken für die nächste Dekade, die ähnliche Temposprünge ermöglichen. Die kommende, fünfte Netze-Generation wird Datenraten bis zu einem Gigabit pro Sekunde liefern – und Festnetz und Mobilfunktechniken verschmelzen.

Das wird nicht nur 100 Mal schneller sein, als die heutigen Netze von Telekom, Vodafone & Co. Es entstehen auch ganz neue Nutzerszenarien: Statt etwa noch via Satellit oder Kabel lineares Fernsehen zu sehen, werden Menschen ihr individuelles TV-Programm in HD-Auflösung (auf Wunsch in 3-D) über Breitbandfunk aus dem Netz laden.

Und an die Stelle klassischer Navigationssysteme in Autos, bei denen die Straßenverläufe bloß als einfache Kartengrafiken im Gerät gespeichert sind, tritt Echtzeitnavigation aus dem Web. Dort weisen realitätsnahe 3-D-Bilder von Straßen und Kreuzungen den Weg, die via Mobilfunk nach Bedarf und fortlaufend aktualisiert ins Auto übertragen werden.

Eines aber ändert auch der Breitband-Turbo nicht: Die Autofahrt München-Hamburg klappt selbst mit High Tech kaum schneller als in sieben Stunden.

Prof. Dr. Byte

Die Stars unter den Maschinenwesen
Der Sensible Quelle: Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Mondspinne Quelle: dpa
Helfer fürs Heim Quelle: AP
Eiserne Hand Quelle: DLR
Genossin Frida
Nächste Stufe Quelle: Honda
Flinker Putzer Quelle: dapd

Gelegentlich lassen Computer selbst Genies alt aussehen. Das ist klar seit der IBM-Computer Deep Blue 1997 erstmals Weltmeister Garri Kasparow im Schach besiegt hat. Nun aber schicken sich Maschinenhirne an, nicht nur programmierte Befehle schneller abzuarbeiten, als Menschen denken können. Sie bringen sich das nötige Wissen selbst bei. Diese lernenden Systeme sind einer der wichtigsten Softwaretrends der nächsten Dekade.

Was schon möglich ist, hat der IT-Riese IBM vergangenes Jahr demonstriert: Beim US-Fernsehquiz Jeopardy besiegte der Supercomputer Watson die beiden besten menschlichen Kandidaten, indem er zu vorgegebenen Antworten die passenden Fragen erriet. Denn Watson hatte sich sein Wissen durch die Analyse von 200 Millionen Seiten digitaler Dokumente und unstrukturierten Texts selbst erarbeitet.

Nun erobert das Konzept die Geschäftswelt: Die US-Großbank Citigroup kündigte an, mit Watson-Technologie Konjunktur-, Finanz- sowie Nutzerdaten für digitale Bankangebote zusammenzuführen. Auch der Schweizer Stromnetzbetreiber Swissgrid setzt auf selbstlernende Software. Das vom Siemens-Ableger Corporate Technology entwickelte System wertet immense Datenbestände aus und sagt nun die Leistung erneuerbarer Energiequellen 72 Stunden vorab zu 90 Prozent richtig voraus.

Auch PC-Nutzer dürften bald vom Trend profitieren. Wissenschaftler der Uni Göttingen etwa haben eine Schutzsoftware entworfen, die Computerviren und Hacker-Attacken maschinell auswertet. Aus den Angriffsmustern leitet das Programm nicht nur Strategien zur Absicherung ab. Es kann auch anhand selbstentwickelter Kriterien künftige Cyberangriffe abwehren.

Druck-Sache

Was man drucken kann
Magische Lampe Quelle: Presse
Fliessende Formen
Kistenproduktion Quelle: Presse
Spielmobil Quelle: Presse
Opulenter Auftritt
Lesehilfe Quelle: Presse
Flotte Flöte Quelle: Presse

Fragt man Martin Wegner, wie der Brief oder das Paket der Zukunft aussieht, schwärmt er von Druckern. Genauer gesagt von Maschinen, die dreidimensionale Objekte wie Schuhe, Möbel oder Ersatzteile aus Materialien wie Kunststoff bauen. Verschickt werden die Bestellungen in Zukunft nicht als Paket, sondern als Datei. Wegner ist als Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung so etwas wie die hauptamtliche Kristallkugel der Deutschen Post. Mit seinem Team macht er sich Gedanken, wie Logistik und Versand künftig aussehen werden.

Im Jahr 2025 wahrscheinlich so: Es gibt Verpackungen für Pakete, die sich der Ware anpassen und über sogenannte RFID-Chips mit Computern kommunizieren. "So könnten wir jederzeit bei Transporten von Lebensmitteln oder Medikamenten die Temperatur oder Feuchtigkeit erfassen und eingreifen", sagt Wegner.

Nebenbei könnte die Deutsche Post auch Warenströme in Wohn- und Arbeitshochhäusern der weltweiten Megacitys managen. In den Riesenkomplexen müssten Zusteller dann täglich Tonnen von Ware an Tausende Kunden liefern. "Vertikale Logistik", nennen Post-Experten die Arbeit im Ameisenhaufen. Bis 2050 leben laut UN sechs Milliarden Menschen in Städten.

Am meisten aber begeistern Wegner die 3-D-Drucker und digitalen Lagerhallen der Zukunft. "Sie werden unsere Welt und die Logistik verändern", sagt er. Statt zum Beispiel einen Lampenschirm per Paket von München nach Hamburg zu verschicken, geht eine Mail samt einer Datei mit dem Bauplan durchs Netz. Den Schirm sprüht ein Drucker mit Kunststoff in der Hamburger Postfiliale dann nach. Dort holt ihn der Kunde ab.

Was wie Science-Fiction klingt, ist schon in Ansätzen möglich: So entsteht Zahnersatz im 3-D-Drucker, und Architekten drucken damit Bau-Modelle. "Auch das ganz normale Paket wird es 2025 noch geben", sagt Wegner. Komplexere Produkte aus verschiedenen Bauteilen und Materialien sind auch künftig nicht druckbar. Der neue Laptop kommt dann noch per Post.

Nahe null

Grüner High-Tech für Stadt und Land
Schlafkapsel von Leap-Factory Quelle: PR
Prototyp eines wärmespeichernden Grills Quelle: PR
Mini-Windkraftwerk von MRT Wind Quelle: PR
Leuchtendes Kindle-Cover Quelle: PR
Selbstversorgende Insel in der Südsee Quelle: PR
Tomaten in einem Gewächshaus Quelle: dpa
Ein Schild mit der Aufschrift "Genfood" steckt in einer aufgeschnittenen Tomate neben einem Maiskolben Quelle: dpa/dpaweb

Auf den ersten Blick erinnert das Einfamilienhaus am Hafen von Tokyo an die Architektursprache des Bauhauses. Doch die Designanleihe im vorigen Jahrhundert täuscht: Das Musterhaus, das der japanische Technologiekonzern Panasonic errichtet hat, ist so etwas wie die Blaupause fürs umweltverträgliche Wohnen der Zukunft. Der 140-Quadratmeter-Bau vereint – von der Solaranlage auf dem Dach über den Batteriepuffer im Haus bis zur Brennstoffzelle im Garten – jede Menge High Tech. "Wir wollen den CO2-Ausstoß des Hauses ohne Komforteinbußen auf nahe null senken", sagt Panasonic-Europa-Chef Laurent Abadie. Zwei Drittel des Sparprojekts sind schon geschafft.

Vernetzt, intelligent, energieautark – so sollen Häuser künftig sein. Für dieses Ziel lassen sich Unternehmen und Forscher weltweit einiges einfallen. Zu den anspruchsvollsten Vorhaben gehört die Integration druckbarer Solarzellen aus Farbstoffen in Fenster und Fassaden, wo sie Strom produzieren. Das Dresdner Solar-Startup Heliatek und der US-Glashersteller Pilkington wollen solche Plastikzellen schon bald im großen Stil anbieten.

Wissenschaftler der Uni Bayreuth wiederum treiben ein EU-Projekt voran, das Mehrfachverglasungen ersetzen soll. Eine Einfachscheibe aus Kunststoff-Glas-Verbundmaterial soll ebenso gut isolieren. Zugleich soll sie einfallendes Sonnenlicht im Winter völlig absorbieren und so Räume wärmen. Im Sommer dagegen reflektiert sie das Licht und hält die Hitze draußen.

Die Innovationen enden nicht bei der Gebäudehülle. Der US-Glasspezialist Corning integriert Displays in Spiegel und Küchen-Arbeitsplatten. Die Bewohner können darüber ins Internet gehen oder die Rollos steuern. Haustechnikhersteller wie Bosch, Siemens und Miele arbeiten an Softwareprogrammen, die es ermöglichen, via Smartphone zu prüfen, ob der Herd ausgeschaltet ist, oder sich Live-Bilder vom Kühlschrankinhalt anzeigen zu lassen.

Dem US-Architekten Mitchell Joachim ist das alles nicht radikal genug. Seine Idee: ein Haus aus Bäumen und Pflanzen, die zu einem Gebäude verwachsen. Die Innenwände will er mit Lehm und Stroh verputzen. Es wäre das erste wahre Ökohaus.

Kill Pill

Die umsatzstärksten Medikamente der Welt
Platz 10: MabTheraDer Wirkstoff nennt sich Rituximab. Das Medikament wird für die Behandlung von Lymphomen eingesetzt. In der EU vertreibt Roche es unter dem Handelsnamen MabThera, in den USA heißt es Rituxan. 2013 brachte es rund 6,26 Milliarden Dollar ein. Das waren 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr.Bild: Roche Pharma AGDatenquelle: IMS Health Quelle: Presse
Platz 9: CymbaltaDer Wirkstoff dieses Medikaments heißt Duloxetin. Dabei handelt es sich um ein Mittel, das bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt wird. Vermarktet wird es von Eli Lilly; der Firma spülte es im Jahr 2013 6,46 Milliarden Dollar in die Kassen - eine Steigerung um 13,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Bild: Lilly Deutschland GmbH Quelle: Presse
Platz 8: RemicadeRemicade ist der Handelsname von Infliximab. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der das Immunsystem vielfach beeinflusst. Eingesetzt wird das Medikament vor allem gegen Rheuma-Erkrankungen. In Deutschland wird es von MSD vertrieben. 2013 erzielte es einen Umsatz von rund 7,68 Milliarden Dollar - 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr.Bild: MSD Sharp & Dohme GmbH Quelle: Presse
Platz 7: AbilifyOtsuka Pharmaceuticals vertreibt das Arzneimittel Aripiprazol unter dem Namen Abilify. Es wird zur Behandlung von Schizophrenie eingesetzt. Mit 7,83 Milliarden Dollar in 2013 landet es auf Rang sieben. Das entspricht einem um 14,6 Prozent höherer Umsatz als noch im Vorjahr.Foto: "Abilify bottle" by Eric Gingras, via Wikipedia Quelle: Creative Commons
Platz 6: NexiumDas Magenmittel von AstraZeneca mit dem Wirkstoff Esomeprazol  liegt im Mittelfeld bei den Top-Ten-Präparaten. Der Umsatz 2013 lag bei 7,86 Milliarden Dollar - ein Plus von 7,0 Prozent.Bild: AstraZeneca Quelle: Presse
Platz 5: Lantus Lantus wird von Sanofi-Aventis hergestellt. Es enthält "Insulin glargin" und wird zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Mit einem Zuwachs von 23,3 Prozent legte es die stärkste Steigerung innerhalb der Top Ten hin. Umsatz 2013: 7,94 Milliarden Dollar. Quelle: dpa
Platz 4: Enbrel7,95 Milliarden Dollar Umsatz (plus 8,7 Prozent) machte dieses Medikament von Pfizer. Der Wirkstoff Etanercept wird zur Behandlung von Rheuma und der entzündlichen Hautkrankheit Psoriasis eingesetzt. Quelle: AP

Bisher gleicht die Arbeit von Krebsärzten oft einem Sisyphos-Job: Ganz gleich, ob sie Tumore aus dem Körper schneiden oder ihnen mit Strahlen und Medikamenten zu Leibe rücken – die tödlichen Wucherungen wachsen meist nach oder sprießen an neuen Stellen im Körper.

Den Grund dafür haben Forscher wie Andreas Trumpp vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg vor wenigen Jahren entdeckt: es sind sogenannte Krebsstammzellen. Sie überdauern – zum Teil gut geschützt in eigenen Höhlensystemen – alle medizinischen Attacken in einer Art biologischem Tiefschlaf. Sobald die Krebsmedikamente abgesetzt und die Strahlentherapien beendet sind, erwachen sie und lassen neue Tumore wachsen.

Unternehmen wie Trumpps Gründung Hi-Stem und mehrere Pharmakonzerne forschen deshalb nach Medikamenten, die Krebsstammzellen ausmerzen – oder wenigstens in Schach halten können.

So leitet Michael Wolf beim Darmstädter Pharmaunternehmen Merck ein zwölfköpfiges Forscherteam, das solche Therapien entwickelt. Er schätzt: "Im Jahr 2025 werden Medikamente gegen Krebsstammzellen zumindest eine von mehreren Behandlungsoptionen darstellen." Einige Wirkstoffkandidaten, die das körpereigene Abwehrsystem auf Krebsstammzellen hetzt, hat seine Gruppe schon gefunden. Zumindest bei Mäusen verhinderten die Substanzen, dass Tumore sich neu bildeten.

Noch weiter in der Entwicklung ist der Pharmakonzern Bayer. Das Unternehmen testet mit dem US-Konzern Oncomed Pharmaceuticals eine andere Wirkstoffgruppe gegen Krebsstammzellen an Menschen. Bertolt Kreft, Immuntherapie-Chef der in Berlin ansässigen Bayer-Onkologie-Forschung, ist überzeugt, dass dieser Weg, wenn er beim Menschen ebenfalls funktioniert, ganz neue Chancen für die Krebsheilung bietet: "Wir könnten die Krankheit endlich bei der Wurzel packen."

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