Je älter wir Menschen werden, desto stärker fürchten wir, krank oder pflegebedürftig zu werden. 76 Prozent der Befragten über 50 Jahren bestätigten das in der YouGov-Studie „Die Vielfalt des Alterns“. Häufiger als jüngere Patienten gehen sie deshalb nicht zum Arzt, dafür konsultieren sie den Mediziner aus anderen Gründen. Jüngere Menschen haben eher psychische, ältere eher körperliche Beschwerden, bestätigt die Umfrage.
Die höheren Semester sorgen sich allerdings stärker, dass hinter ihren Symptomen eine ernsthafte Erkrankung steckt. Schließlich nehmen das Krebs-Risiko, sowie Augen- und Herzkreislauferkrankungen im Alter zu. Die Krankenkassen passen ihren Leistungskatalog in der Regel an. Etliche Vorsorge-Untersuchungen werden ab einem bestimmten Alter übernommen. Aber eben nicht alle. Gerade Kassenpatienten müssen sich oft mit einem niedrigeren Leistungskatalog zufrieden gebe und die Behandlungen selbst bezahlen.
Wo Patienten Informationen zu IGeL-Leistungen finden
Das Portal stellt individuelle Gesundheitsleistungen auf den Prüfstand. Betrieben wird es von Medizinern und Gesundheitsexperten, die in kurzen Fachartikeln die IGeL-Leistungen bewerten.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde 2004 gegründet und betreibt das Portal www.gesundheitsinformation.de, welches bei Entscheidungen in Gesundheitsfragen unterstützen soll. Medizinischer Leistungen werden auf deren Nutzen, Qualität und Wirtschaftlichkeit geprüft und die Ergebnisse in dem Portal veröffentlicht.
Die Verbraucherzentrale bietet auf ihrer Homepage Informationen und Tipps im Umgang mit IGeL-Leistungen, für das Arztgespräch und Beispiele für Leistungen an. Individuelle Beratung kann per E-Mail, Telefon und persönlich wahrgenommen werden.
Das ist bei den sogenannten IGeL-Leistungen der Fall. Die Mediziner können diese nach individuellem Ermessen abrechnen. Sie setzen selbst den Preis fest und kassieren direkt vom Patienten ab. „Viele Ärzte versprechen sich von den IGeL-Leistungen eine zusätzliche Einnahmequelle“, bestätigt eine Sprecherin der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Gleichzeitig fällt - wie bei Privatpatienten - der bürokratische Aufwand mit den Kassen weg. Das Geld fließt direkt zwischen Patient und Mediziner.
Entsprechend werben immer mehr Ärzte mit Flyern, Newslettern und Pappaufstellern in der Praxis für die zusätzliche Krebsvorsorge, Augendruckmessungen und Co. Teilweise werden Patienten ab einem bestimmten Alter sogar per schriftlicher Einladung auf die Vorsorge-Untersuchungen hingewiesen. Und gerade die Generation 50 plus hat sich als kaufkräftige Kundschaft erwiesen. Tatsächlich haben die Deutschen im Jahr 2012 1,3 Milliarden Euro für kostenpflichtige Vorsorge-Untersuchungen ausgegeben, heißt es in einem Bericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK.
Behandlungen sind oft nicht nötig
Dabei ist längst nicht alles sinnvoll, was werbewirksam angepriesen wird. „Notwendig sind Früherkennungsuntersuchen sozusagen per definitionem nicht“, sagt Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln (IQWIG). Sie seien nur bei einem konkreten Verdacht nötig, sagt der Mediziner. Bei der Früherkennung richte sich die Maßnahme hingegen grundsätzlich an gesunde Menschen, die ihre Untersuchung entweder beim Arzt einkaufen oder ein Angebot der Krankenkassen in Anspruch nehmen.
Dabei ist es nicht immer einfach die Grenze zwischen IGeL- und Kassen-Leistungen zu unterscheiden. „Für die Ärzte ist die Abrechnung über die Kasse unter Umständen weniger lukrativ. Daher ist immer die Frage, ob sie diesen Sprung mitmachen. Also von der Vorsorge in die Behandlung wechseln, und die Patienten richtig informieren“, sagt GKV-Sprecherin Ann Marini.