Tinnitus Innovationen gegen das fiese Klingeln im Ohr

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Lieblingsmusik als Therapie

Für die Tinnitracks-Therapie müssen Nutzer zunächst einmal zum HNO-Arzt. Der muss den subjektiven Tinnitus eindeutig diagnostizieren. Anschließend könne der Arzt oder ein Hörgeräteakustiker dann die individuelle Tinnitus-Frequenz bestimmen. Auf die abgestimmt, sollen dann die eigenen Songs – je nach Nutzer vom Handy oder Computer – an Tinnitracks geschickt werden, wo man die MP3s zunächst prüft, ob sie sich eignen. „Es kommt auf das Spektrum der Musik an – ist sie mehr höhenlastig oder basslastig etwa. Und dann ist entscheidend, wo die eigene Tinnitus-Frequenz liegt“, so Nötzel.

Diese Kombination aus dem Frequenzspektrum des Musikstücks und der Tinnitus-Frequenz müssen also zusammenpassen. Grundsätzlich ausschließen könne man keine Musik – aber je nach Tinnitus eignen sich bestimmte Musikstile besser oder schlechter, sagt Nötzel. Die typische Rock-Pop-Radiomusik sei meist ideal. Der Einzelfall könne aber immer abweichen – dafür die Analyse.

Medizinprodukt Tinnitracks

Die Idee zu Tinnitracks ist inspiriert von Studien aus Münster: Tontechniker Nötzel suchte damals nach einem Thema für seine Diplomarbeit in Medientechnik und stieß auf die Studien der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zur Behandlung des chronischen Tinnitus‘ mithilfe von Musik.

Dort war es gelungen in Studien die Tinnitus-Lautheit und damit auch die Lästigkeit des Tinnitus zu reduzieren. Die Studie war allerdings klein und die Zielgruppe stark eingeschränkt: Es handelte sich um chronischen und tonalen Tinnitus – also einen stabilen Pfeif- oder Piepton. „Wir haben ein innovatives Verfahren zur Behandlung des Tinnitus entwickelt und im Rahmen einer Evaluationsstudie dessen Wirksamkeit für ProbandInnen mit einem ganz bestimmten Tinnitus-Profil nachgewiesen“, berichtet das Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse (IBB) der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde an der Uni Münster auf seiner Internetseite.

Ob das Verfahren auch bei anderen sogenannten Tinnitus-Profilen, wie etwa bei Hörverlust, sehr hohen Frequenzen oder einem Rauschen hilft, ist laut den Wissenschaftlern nicht bekannt. Außerdem macht das IBB ganz deutlich: „Das Training mit maßgeschneiderter Musik führt nicht zu einer Heilung - bei den Studienteilnehmern wurde der Tinnitus zwar deutlich leiser, aber er verschwand nicht vollständig.“

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