Eine heute angewandte Methode, um den Tinnitus abzumildern, ist die in den USA entwickelte Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT). Eine Behandlungsmethode, bei der der chronische Tinnitus quasi aus dem Bewusstsein verdrängt werden soll. Die Idee dahinter: Der Tinnitus ist im Grunde kein laut messbares Geräusch, sondern in erster Linie ein subjektives Lautheitsempfinden.
Durch entsprechende Übungen sollen Patienten lernen, wie sie diesen Ton hinnehmen und ignorieren können, sodass er am Ende weniger laut erscheint. Dazu gehören vier Etappen der Therapie: Beratungsgespräche (Counseling genannt), psychologische Betreuung, Entspannungstechniken und Geräteversorgung etwa mit einem Hörgerät.
Neue Forschungen ergeben aber auch andere Wege. So sollen mithilfe einer innovativen Untersuchungsmethode namens Positronen-Emissions-Tomographie (PET) Tinnitus-spezifische Aktivitäten auf der Großhirnrinde nachgewiesen worden sein. „Das Wichtige ist, dass der Tinnitus nur zu einer Belastung wird, wenn er durch Verschaltung im Gehirn zu bestimmten Anregungen führt und das wollte man nachweisen“, erklärt Hesse.
Die Idee: Durch eine permanente Überaktivität einiger Nervenzellen auf der Großhirnrinde werde dort der tonale, subjektive Tinnitus ausgelöst.
Verschiedene neue Tinnitus-Therapie-Angebote konzentrieren sich nun darauf, diese Überaktivität herunterzuschrauben – etwa indem sie die anderen Nervenzellen stärker aktivieren oder die überaktiven Zellen hemmen.
Eine solche Methode verbirgt sich hinter Tinnitracks – ein Medizinprodukt, das eine Art Musiktherapie verspricht. Die Idee klingt überraschend einfach: Im Grunde muss der Betroffene nur Musik hören. Mit Tinnitracks wird selbstausgewählte Musik tontechnisch bearbeitet: Aus den Musikstücken wird die individuelle Tinnitus-Frequenz des Nutzers herausgefiltert.
Das Ziel: Beim Hören der bearbeiteten Musik soll die Überaktivität der Nervenzellen im Hörzentrum gehemmt werden und der Tinnitus so mit der Zeit leiser werden. Der Patient hört also einfach nur seine Lieblingsmusik, die für ihn auch nicht stark verändert klingt“, erklärt Adrian Nötzel, Leiter Forschung und Entwicklung für Tinnitracks.