Vogelgrippe-Erreger Das Supervirus wird wieder erforscht

Aus Angst vor Bioterrorismus hatten Wissenschaftler Anfang 2012 alle Forschungen an einem gefährlichen Vogelgrippe-Virus vorübergehend auf Eis gelegt. Jetzt erklärten sie das Moratorium für beendet - außer in den USA.

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Eine besonders gefährliche Variante des Vogelgrippe-Erregers wird wieder erforscht.. Mit einem offenen Brief haben rund 40 Wissenschaftler die seit einem Jahr andauernde freiwillige Pause für beendet erklärt. Quelle: dpa

New York Nach einem Jahr Unterbrechung wollen Wissenschaftler wieder an einem besonders gefährlichen Vogelgrippe-Virus forschen. Mit einem offenen Brief erklärten rund 40 Forscher ihre freiwillige Pause bei der Arbeit an dem Supervirus für beendet.

In Labor-Experimenten war vor mehr als einem Jahr ein sehr aggressives Virus entstanden, das sich unter Frettchen rasend schnell verbreitet hatte und viele von ihnen tötete. Aus Angst vor Bioterrorismus hatten die Wissenschaftler um Ron Fouchier von der Erasmus-Universität in Rotterdam im Januar 2012 die Forschungspause angekündigt.

Die Einstellung der Forschungsarbeit war zunächst auf 60 Tage begrenzt und dann verlängert worden. Während der Pause sollten Maßnahmen entwickelt und beschlossen werden, die verhindern, dass diese gefährliche Variante des Vogelgrippe-Erregers H5N1 in falsche Hände gerät.

Die Ziele des Moratoriums seien in einigen Ländern bereits erreicht und in anderen kurz davor, hieß es jetzt in dem Brief, den die Wissenschaftler in den Fachmagazinen „Science“ und „Nature“ veröffentlichten. „Deswegen erklären wir das freiwillige Moratorium bei der Forschung an der Übertragung von Vogelgrippe für beendet.“

Bei zahlreichen Konferenzen sei das Thema besprochen worden, die Weltgesundheitsorganisation WHO habe bereits Sicherheitsrichtlinien für die weitere Forschung erstellt, so die Forscher. Der H5N1-Erreger entwickle sich in der Natur weiter und könne gefährlich werden. „Wissenschaftler, die die Erlaubnis ihrer Regierungen und Institutionen haben, ihre Forschungen unter den angebrachten Sicherheitsbedingungen auszuführen, haben eine Verpflichtung gegenüber dem öffentlichen Gesundheitswesen, diese wichtige Arbeit wieder aufzunehmen.“


Niemand weiß, wie gefährlich das Virus für Menschen ist

Wie gefährlich das Virus für den Menschen ist, wissen die Forscher noch nicht. Das Problem sei hoch komplex, hatte der US-Wissenschaftler Anthony Fauci kürzlich erläutert. Er leitet das Nationale Forschungsinstitut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) in Bethesda. „Zunächst einmal wissen wir bisher nur, dass das neue Virus bei Frettchen so einfach übertragbar ist. Wie das beim Menschen ist, ist ja noch gar nicht erforscht.“

Beim natürlichen Erreger sei das Risiko der Übertragung von Mensch zu Mensch sehr gering, so Fauci. Aber wenn das neue Supervirus - und das vermuteten die Wissenschaftler - sich auch beim Menschen derart rasend schnell verbreiten würde, dann würde es eine enorme Gefahr darstellen.

Das jetzt verkündete Ende des Moratoriums gilt allerdings nicht für die USA und amerikanisch finanzierte Studien in anderen Ländern. Da dort noch keine Einigung über die weiteren Bedingungen der Forschung gefunden werden konnte, ruhen die Forschungsarbeiten weiterhin.

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