Mediziner und Fachjournalisten der Seite IGeL-Monitor haben sich die kostenpflichtigen Leistungen zusammengefasst und bewertet, welche Untersuchungen nötig sind und von welchen sie eher abraten würden. Einige Beispiele:
Der PSA-Test
Der sogenannte PSA-Test zur Erkennung von Prostata-Krebs etwa ist unter Fachleuten besonders umstritten. PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen, ein Eiweißstoff, der in der Prostata gebildet wird. Er wird bei der Ejakulation dem Sperma beigemischt. Der Test misst die Menge des PSA im Blut. Ist er erhöht, könnte das ein Indiz für Prostata-Krebs sein. Die Kasse übernimmt die Untersuchung nur, wenn ein konkreter Krebsverdacht besteht. Als IGeL-Leistung kostet die Blutanalyse inklusive Beratung zwischen 28 und 45 Euro.
„Der Test ist zur Früherkennung eigentlich kaum geeignet, da die Werte sehr wenig aussagekräftig sind“, sagt Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes in Heidelberg. So können zum Beispiel Harnwegsinfektionen, eine Entzündung der Prostata, sportliche Betätigungen (Druck auf der Prostata), Prostatahyperplasie oder eben auch Prostata-Krebs Grund für den Ausschlag auf der Skala sein. „Um näheres herauszufinden, sind für die Patienten belastende und für die Kassen kostspielige Folgeuntersuchungen nötig“, so Weg-Remers.
Selbst wenn der Patient mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird, scheint die Vorsorge kaum sinnvoll. Denn der Prostata-Krebs ist ein sehr langsam wachsender Krebs. „Häufig treten bei den Patienten erst nach Jahren oder auch gar keine Beschwerden auf“, sagt Weg-Remers. Gerade bei Patienten mit einer Lebenserwartung von unter zehn Jahren fragt es sich, ob Folgebehandlungen, wie eine Operation oder eine Strahlentherapie, zu empfehlen sind.
Dabei belasten die Folgeuntersuchungen bei gesunden Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur die Kassen. Sie können auch ein Risiko für den Patienten darstellen.
Lungen-Screening
So zum Beispiel auch beim Lungenscreening, also einer Computer-Tomographie der Lunge. Während einige Radiologen davor warnen, einen eventuellen Tumor der Strahlung auszusetzen, verkaufen andere das CT als Lebenszeit spendende Maßnahme. Viele empfehlen vor allem Rauchern sogar schon ab 40 Jahren eine regelmäßige Vorsorge. Dabei werden je nach Praxis etwa 140 Euro für das CT fällig. Wird der Radiologe fündig, müssen sich die Patienten im Anschluss einer kleinen Operation unterziehen, damit eine Gewebeprobe aus der Lunge entnommen werden kann.
Dabei ist – so zynisch es klingt – bisher gar nicht belegt, dass der frühzeitige Befund „Lungenkrebs“ die Lebenswahrscheinlichkeit des Patienten tatsächlich erhöht. Eventuell muss er nur länger mit der Krebsdiagnose leben, bemängeln Experten. „Wir empfehlen den Patienten daher ein Lungenscreening im Rahmen von Studien durchführen zu lassen“, sagt Susanne Weg-Remers. So könnten die Ergebnisse in die Forschung einfließen und Aufschluss darüber geben, wie sinnvoll so eine Vorsorge wirklich ist.