Weltraum-Bahnhof wird 60 Das Schicksal von Baikonur ist ungewiss

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"Jede Nudel war abgezählt"

Den ersten Erfolg feierte der Kreml 1957 mit dem Start einer Interkontinentalrakete. Erst jetzt nahm die Welt staunend Kenntnis vom Tor ins All - allen voran die USA, Erzrivale im „kosmischen Wettlauf“. Zwei Monate später schoss die Sowjetunion den ersten Satelliten Sputnik-1 in den Orbit, und am 12. April 1961 flog Weltraumpionier Juri Gagarin von Baikonur aus zu den Sternen.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeitserklärung von Kasachstan 1991 war das Schicksal des Areals, das für die Russen plötzlich im Ausland lag, aber lange ungeklärt.

Raumfahrt-Bilder, die Geschichte schrieben
Das Weltraumteleskop „Hubble“ hat das bislang farbenprächtigste Porträt des Universums geliefert. Ein neues Panorama der US-Weltraumbehörde NASA schließt erstmals ultraviolettes Licht ein, das normalerweise für das menschliche Auge nicht sichtbar ist. Auf dem Panorama, das aus mehr als 800 Fotos von „Hubble“ erstellt wurde, ist es als helles blau mit drehenden Galaxien zu sehen, die fünf bis zehn Milliarden Jahre alt sind. Insgesamt zeigt das Panorama an die 10.000 mehrfarbige Galaxien. „Hubble“-Astronom Zolt Levay sagte, durch die Hinzufügung von Ultraviolett und Infrarot könne man jetzt das breite Farbenspektrum des Universums „und noch einiges mehr“ sehen. Quelle: Reuters
Im Oktober 2913 schaute die Welt gebannt auf den Österreicher Felix Baumgartner. Der Extremsportler sprang aus 39 Kilometern höhe aus der Stratosphäre zurück auf die Erde. Weitere Bilder und Informationen zum Rekord-Sprung. Quelle: dapd
Zweimal hatte das Raumschiff den Mond schon umkreist, da änderte Kommandant Frank Borman ein klein wenig dessen Ausrichtung - und traute seinen Augen nicht. „Oh Gott! Seht euch dieses Bild da an“, rief er den beiden anderen Astronauten der „Apollo 8“-Mission zu. „Hier geht die Erde auf. Mann, ist das schön!“ Kollege William Anders griff nach einer Kamera, schraubte das längste Objektiv drauf, was er finden konnte, legte einen Farbfilm ein und knipste los. „Ich habe einfach klick-klick-klick-klick-klick gemacht“, erinnerte sich Anders, der am 17. Oktober 80 Jahre alt wird, später. Heraus kam eines der wohl bekanntesten Fotos der Welt: „Earthrise“ (Erdaufgang). Quelle: dpa
Die Crew der Apollo 8 (l-r): James A. Lovell, William A. Anders und Frank Borman in Kap Kennedy (Florida) im November 1968. Es war die zweite bemannte Raumfahrt des amerikanischen Apolloprogramms und der erste bemannte Mond zum Mond. Quelle: dpa
Apollo 11 trat im Jahr 1969 die Reise zum Mond an. Es war die erste Mission die auf dem Erdtrabanten landete und von dort auch wieder zurück zur Erde flog. Neil Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond. Quelle: AP
Die Mission hielt die Öffentlichkeit in Atem. Nach dem Abflug besuchte der damalige US-Präsident Richard Nixon die Astronauten Neil Armstrong, Michael Collins und Edwin Aldrin (von links). Die Astronauten befanden sich nach ihrer Rückkehr vom Mond für einige Tage in Quarantäne. Quelle: dpa
Bruce McCanndless war der erste Astronaut, der sich ohne Sicherheitsleine durch das Weltall bewegt hat. Dafür trug er bereits 1984 einen Raketentornister, mit dem er sich selbständig von der Raumstation wegbewegen konnte. Quelle: NASA

Moskau hatte kein Geld, um in eine Infrastruktur zu investieren, die nur ein paar Tage im Jahr in Betrieb war. „Jede Nudel war abgezählt“, erzählt der deutsche Astronaut Reinhold Ewald über die damalige Baikonur-Krise.

Heute besteht die Wiege der bemannten Raumfahrt aus mehr als einem Dutzend Startrampen, von denen aber nicht alle funktionstüchtig sind. Den Hallen, Straßen und Wohnkasernen ist das Alter anzusehen. Das Material leidet auch unter dem Steppenklima: Im Sommer ist es mit plus 50 Grad brüllend heiß, im Winter mit minus 50 Grad bitterkalt.

Für seine Starts hat Russland das Gelände, das etwa dreimal so groß ist wie das Saarland, bis 2050 für jährlich 115 Millionen US-Dollar (rund 100 Millionen Euro) gemietet. Um unabhängig zu sein, baut Moskau unweit der Pazifikküste in Wostotschny ein eigenes Kosmodrom. Das Schicksal von Baikonur ist derweil ungewiss.

Für viele Russen bleibt Baikonur eine der größten Errungenschaften der Sowjetunion. Vor 60 Jahren war die Anwesenheit von Amerikanern auf der geheimen Anlage kaum denkbar. Heute ist das Alltag.

Nach dem Einstellen des Shuttle-Programms ist der Sternenbahnhof der einzige Ort, von dem US-Astronauten ins All fliegen können - als zahlende Gäste in russischen Sojus-Kapseln. Und auch deutsche Raumfahrer wie Sigmund Jähn und Alexander Gerst sind von Baikonur aus gestartet.

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