Den ersten Erfolg feierte der Kreml 1957 mit dem Start einer Interkontinentalrakete. Erst jetzt nahm die Welt staunend Kenntnis vom Tor ins All - allen voran die USA, Erzrivale im „kosmischen Wettlauf“. Zwei Monate später schoss die Sowjetunion den ersten Satelliten Sputnik-1 in den Orbit, und am 12. April 1961 flog Weltraumpionier Juri Gagarin von Baikonur aus zu den Sternen.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeitserklärung von Kasachstan 1991 war das Schicksal des Areals, das für die Russen plötzlich im Ausland lag, aber lange ungeklärt.
Moskau hatte kein Geld, um in eine Infrastruktur zu investieren, die nur ein paar Tage im Jahr in Betrieb war. „Jede Nudel war abgezählt“, erzählt der deutsche Astronaut Reinhold Ewald über die damalige Baikonur-Krise.
Heute besteht die Wiege der bemannten Raumfahrt aus mehr als einem Dutzend Startrampen, von denen aber nicht alle funktionstüchtig sind. Den Hallen, Straßen und Wohnkasernen ist das Alter anzusehen. Das Material leidet auch unter dem Steppenklima: Im Sommer ist es mit plus 50 Grad brüllend heiß, im Winter mit minus 50 Grad bitterkalt.
Für seine Starts hat Russland das Gelände, das etwa dreimal so groß ist wie das Saarland, bis 2050 für jährlich 115 Millionen US-Dollar (rund 100 Millionen Euro) gemietet. Um unabhängig zu sein, baut Moskau unweit der Pazifikküste in Wostotschny ein eigenes Kosmodrom. Das Schicksal von Baikonur ist derweil ungewiss.
Für viele Russen bleibt Baikonur eine der größten Errungenschaften der Sowjetunion. Vor 60 Jahren war die Anwesenheit von Amerikanern auf der geheimen Anlage kaum denkbar. Heute ist das Alltag.
Nach dem Einstellen des Shuttle-Programms ist der Sternenbahnhof der einzige Ort, von dem US-Astronauten ins All fliegen können - als zahlende Gäste in russischen Sojus-Kapseln. Und auch deutsche Raumfahrer wie Sigmund Jähn und Alexander Gerst sind von Baikonur aus gestartet.