Wer hat's erfunden? Geniale Ideen und ihre skurrilen Entstehungsgeschichten

In ihrem Buch „Zündende Ideen“ berichten Andrea Baron und Chiarina Fazio, wem die Erfindung fettiger Kartoffelchips zu verdanken ist, zu welchem genialen Einfall ein beleuchteter Blumentopf führte und welcher Bundeskanzler die Sojawurst erfand.

KartoffelchipsPatentinhaber: Alexander L. Liepa (George Crum ließ sich sein Rezept nie patentieren) Patentaustellung: August 1974 Patentnummer: US 3998975 AMitte des 19. Jahrhunderts arbeitete George Crum als Küchenchef im Moon´s-Lake-Gästehaus in Saragota Spring, New York, als sich eines Tages ein Gast über seine Pommes beschwerte. Zu dick, zu matschig, zu wenig Salz - mäkelte der Gast. Einer unbestätigten Legende zufolge, handelte es sich bei dem Gast um Cornelius Vanderbilt, einst reichster Mann Amerikas. Der beleidigte Crum wollte sich rächen und servierte dem schwierigen Gast eine neue Portion frittierter Kartoffeln: Hauchdünne Scheiben, die er extra lang in Öl badete und anschließend mit viel Salz würzte. Doch entgegen Crums Erwartung, fand der Gast die neuen Pommes köstlich. Schon bald wurden sie unter dem Namen „Saragota“ Chips zu einer bekannten Spezialität.  Quelle: Fotolia
Mann legt Auflauf in die Mikrowelle Quelle: dpa
RegistrierkassePatentinhaber: James Ritty Patentaustellung: Mai 1885 Patentnummer: US 318506James Ritty hatte ein Problem: Seine Angestellten beklauten ihn. Und zwar immer und immer wieder. Der Gastronom besaß Ende des 19. Jahrhunderts ein Lokal in Dayton, Ohio. Das Geschäft lief gut und es herrschte so viel Betrieb, dass der Gastronom kaum nachvollziehen konnte, wie viel Geld am Ende des Tages in der Kasse sein müsste. Bei einer Schiffsbesichtigung während seines Urlaubs, kam ihm plötzlich die rettende Idee. Das Schiff war mit einem Zyklometer ausgestattet, der die Umdrehungen der Schiffsschraube zählten. Dieses Prinzip müsse er nur auf das Zählen seiner Geschäftseinnahmen übertragen. Ein Jahr später, im Jahr 1879, entwickelte er die erste Registrierkasse. Sie hatte zwar weder Glocke noch Geldschublade, zählte aber automatisch alle Werteingaben zusammen – und Rittys Mitarbeiter mussten schauen, wie sie sich nun ihr Trinkgeld aufbesserten. Quelle: Gemeinfrei
TaschenlampePatentinhaber: David Misell Patentaustellung: Januar 1899 Patentnummer: US 617592Conrad Hubert erwarb die Idee seines Lebens gegen ein Butterbrot. Der gebürtige Russe floh 1890 vor der Judenverfolgung in die USA und hielt sich dort mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dabei war  er immer auf der Suche nach einer interessanten Geschäftsidee, denn sein größter Wunsch war es, den amerikanischen Traum zu leben: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Im Jahr 1898 bekam er die Gelegenheit dazu. Sein Freund Joshua Lionel führte ihm seinen eigens erfundenen, elektrischen Blumentopf vor. Auf Knopfdruck wurde die Pflanze von einer mit Batterien betriebene Glühbirne angestrahlt. Hubert sah sofort das Potential dieser skurrilen Idee und kaufte sie Lionel für ein Butterbrot ab. Er entwickelte das Modell weiter, steckte eine Batterie samt Birne in eine Röhre und nannte seine Konstruktion „elektrische Handfackel“, wobei er ein bereits bestehendes Patent von David Misell übernahm. Als Hubert starb, hatte er sein Ziel erreicht, denn mit rund 8 Millionen Dollar auf dem Konto, war er sicherlich kein Tellerwäscher mehr.  Quelle: Creative Commons
PflasterPatentinhaber: Earle Ensign Dickson Patentaustellung: Dezember 1926 Patentnummer: US 1612267 AJosephine Dickson war ein Tollpatsch. Die Köchin verletzte sich andauernd: Ständig plagten sie kleine Schnitt- oder Brandwunden, die ihr Ehemann zuhause versorgen musste. Um sich die tägliche Krankenpflege seiner Frau zu erleichtern, klebte Earle Dickson eines Tages einen Streifen Mull auf die Mitte eines breiteren Streifens chirurgischen Klebebands und wickelte sie in Krepp. Josephine konnte nun selbst je nach Bedarf einen Streifen abschneiden, das Krepp entfernen und auf ihre Wunden kleben. Earle Dickson arbeitete als Baumwolleinkäufer für Johnson & Johnson. Ein Kollege von Earle hörte von seiner Erfindung und überredete ihn, seinem Chef davon zu erzählen. Das Pflaster kam unter den Namen Band-Aid auf den Markt. Anfangs lief das Geschäft schleppend, doch Gratisproben an Metzger und Pfadfinder brachten schließlich den großen Erfolg. Quelle: Fotolia
RasiererPatentinhaber: King Camp Gillette Patentaustellung: November 1904 Patentnummer: US 775134Manchmal setzt Neid ungeahnte Ideen frei. King Camp Gillette arbeite als Vertreter für Flaschenverschlüsse und war eifersüchtig auf seinen Chef, William Painter, weil der den Kronenverschluss erfunden hatte. Dieser gab ihm einen Rat: Gillette solle auch etwas erfinden, das nach dem Gebrauch weggeworfen wird und somit immer wieder nachgekauft werden müsse. Als sich Gillette eines Morgens im Jahr 1895 über eine stumpf gewordene Rasierklinge ärgerte, kam ihm die Idee: eine von beiden Seiten geschärfte Klinge in einer Halterung mit Griff. Doch die Umsetzung der simplen Idee dauerte lange sechs Jahre. Erst 1904 hielt Gillette sein Patent für den Rasierer in den Händen. Vier Jahre später verkaufte er bereits 300.000 Rasierer, der große Durchbruch kam für ihn nach dem Krieg. Die Armee orderte 4,2 Millionen Rasierapparate für die Soldaten, die als treue Gillette-Kunden aus dem Krieg zurückkehrten. Quelle: Gemeinfrei
Elektrischer InsektentöterWas nur wenige wissen: Neben seinem Job als Politiker war der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, auch ein leidenschaftlicher Erfinder. Sein kreatives Schaffen lässt sich grob in drei Phasen einteilen: Zwischen 1902 und 1909 versuchte Adenauer als mittelloser Jungakademiker mit seinen Erfindungen an Geld zu kommen. Aus dieser Zeit stammt das „Verfahren zur Reduzierung von Staubentwicklung beim Automobilfahren“. Beim Patentamt wurde die Idee jedoch abgelehnt, sie sei nicht neu. In der zweiten Phase fühlte er sich als Oberbürgermeister von Köln seinen Bürgern gegenüber verpflichtet, die Lebensmittelversorgung während des Kriegs aufrecht zu erhalten. Aus dieser Zeit stammen das „Rheinische Schrotbrot“ und die Sojawurst als Fleischersatz. Beide Erfindungen wurden ihm patentiert. Ab 1933 folgte die dritte Phase: Da er durch die Nationalsozialisten von all seinen Ämter enthoben wurde, befand sich Adenauer bis ins Jahr 1945 in Zwangspension. Die freie Zeit schlägt sich in der Anzahl der Erfindungen wieder: Ein Stopfei mit Innenbeleuchtung für das Stopfen von Socken. Einen Toaster mit Innenbeleuchtung. Eine Harke mit einer Vorrichtung um Steine zu zerbröckeln. Eine Leselampe mit Zeitschaltuhr. Eine Vorrichtung zur Verhinderung des Überfahrenwerdens durch Straßenbahnwagen. Eine Blendschutzbrille für Fußgänger. Und zu guter letzte: Ein elektrischer Insektentöter. Leider war dieses Gerät nicht nur für die Insekten tödlich, 1000 Volt bekommen auch dem Menschen nicht. Adenauer erwähnt seine Erfindungen in seinen Memoiren nicht. Quelle: Gemeinfrei
CurrywurstPatentinhaber: Hertha Heuwer Patentaustellung: Januar 1959 Patentnummer: DE 721319 „Es war in einer regnerischen Herbstnacht des Jahres 1949, am 4. September. Es goss kleene Kinderköppe, keen Mensch war an meiner Bude. Aus Langeweile rührte ich Gewürze mit Tomatenmark zusammen. Und es schmeckte herrlich“. Hertha Heuwer besaß in den 40er Jahren eine Imbissbude in Berlin. Inspiriert durch die US-Amerikaner, die gerne T-Bone-Steaks mit extra viel Ketchup aßen, suchte sie nach einer Alternative für das arme Nachkriegsdeutschland. Da Steaks kaum zu bekommen waren, nahm Heuwer stattdessen Brühwürste. Dazu servierte sie ihre selbstgemachte Soße aus Worcestershiresauce, Tomatenmark und Curry, die sie Chillup nannte und sich 1959 patentieren ließ. Heuwers Currywurst wurde schnell ein großer Erfolg. Quelle: dpa
Personenfahrstuhl mit AbsturzsicherheitPatentinhaber: Elisha Graves Otis Patentaustellung: Januar 1861 Patentnummer: US 31128Elisha Graves Otis mochte den spektakulären Auftritt. Auf einer New Yorker Messe im Mai 1854 stellte sich der Installateur hoch über den Köpfen der Menschenmenge schwebend auf eine mit Kisten und Fässern bepackte Aufzugsplattform und befahl dann seinem Assistenten, das Tragseil mit einer Axt zu durchtrennen. Die Menge erschrak, doch die Plattform fiel nur einige Zentimeter, bevor sie mit einem Ruck zum Stehen kam. Mit dieser Show stellte Elisha Graves Otis seine Erfindung, den ersten Fahrstuhl mit Absturzsicherheit vor. Mit Erfolg, denn Otis und seine „Otis Elevator Company“ sicherten sich sofort die ersten Aufträge. Bis heute ist die Firma der weltweit führende Aufzugsanlagenproduzent. 1857 wurde im New Yorker Haughwout Store der weltweit erste Personenfahrzug mit Absturzsicherheit in Betrieb genommen, aber damit nicht genug – Mit seiner Idee hatte Otis nebenbei auch noch die Grundvoraussetzung für den Bau von Wolkenkratzern geschaffen. Quelle: Gemeinfrei
EinwegwindelPatentinhaber: Marion Donovan Patentaustellung: Juni 1951 Patentnummer: US 2556800 ADie Geschichte der Einwegwindel war für ihre Erfinderin eine Glücklose. Marion Donovan, eine Hausfrau aus Westport, Connecticut, wollte sich das Wickeln ihrer Kinder vereinfachen. Damals bestanden Windeln noch aus Stoff und mussten nach dem Gebrauch ausgekocht werden. Das ständige Waschen war mühsam, außerdem neigten die Stoffwindeln dazu, auszulaufen. Donovan nähte die ersten Windelhosen aus verschiedenen Duschvorhängen, die über der Stoffwindel getragen wurden. Die endgültige Version war aus Fallschirm-Nylon und hatte Druckknöpfe aus Kunststoff. Donovan nannte ihr Windeln „Boaters“ und verkaufte sie erstmals 1949 in New York. Zwei Jahre später erhielt sie das Patent und begann mit Wegwerfwindeln aus Papier zu experimentieren. Allerdings ohne Erfolg, sämtliche Papierfabrikanten lehnten die Idee ab. Zehn Jahre später entwickelte Victor Mills, der bei Procter und Gamble arbeitete, die „Pampers“ – und verdiente damit ein Vermögen. Donovan studierte nach ihrem Ausflug in die Windel-Produktion Architektur. Das Patent kaufte Mills ihr vermutlich später ab. Quelle: dpa
Buchdruck nach Johannes Gutenberg Quelle: Fotolia
Mann in einer Jeanshose Quelle: Fotolia
Strohhalme in Cocktails Quelle: Fotolia
Döner Kebab Quelle: Fotolia
Ohropax gibt es inzwischen in vielen bunten Farben Quelle: Fotolia
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