Wer hat's erfunden? Geniale Ideen und ihre skurrilen Entstehungsgeschichten
In ihrem Buch „Zündende Ideen“ berichten Andrea Baron und Chiarina Fazio, wem die Erfindung fettiger Kartoffelchips zu verdanken ist, zu welchem genialen Einfall ein beleuchteter Blumentopf führte und welcher Bundeskanzler die Sojawurst erfand.
Kartoffelchips
Patentinhaber: Alexander L. Liepa (George Crum ließ sich sein Rezept nie patentieren)
Patentaustellung: August 1974
Patentnummer: US 3998975 A
Mitte des 19. Jahrhunderts arbeitete George Crum als Küchenchef im Moon´s-Lake-Gästehaus in Saragota Spring, New York, als sich eines Tages ein Gast über seine Pommes beschwerte. Zu dick, zu matschig, zu wenig Salz - mäkelte der Gast. Einer unbestätigten Legende zufolge, handelte es sich bei dem Gast um Cornelius Vanderbilt, einst reichster Mann Amerikas.
Der beleidigte Crum wollte sich rächen und servierte dem schwierigen Gast eine neue Portion frittierter Kartoffeln: Hauchdünne Scheiben, die er extra lang in Öl badete und anschließend mit viel Salz würzte. Doch entgegen Crums Erwartung, fand der Gast die neuen Pommes köstlich. Schon bald wurden sie unter dem Namen „Saragota“ Chips zu einer bekannten Spezialität.
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Mikrowelle
Patentinhaber: Percy L. Spencer
Patentaustellung: Januar 1950
Patentnummer: US 2495429
Erst schmolz ein Schokoriegel ohne erkennbaren Grund, dann wurde Mais zu Popcorn. Percy L. Spencer arbeitete 1946 im Labor der Raytheon Manufacturing Company in Lexington, Massachusetts. Spencer, der keine besondere Ausbildung besaß, sondern den Job aufgrund seines außergewöhnlichen technischen Verständnis bekam, experimentierte zu der Zeit mit einer extrem kurzwelligen Form der Radioenergie herum. Das sogenannte Magnetron wurde zwar schon 1940 in Großbritannien entdeckt, bislang wusste jedoch niemand etwas damit anzufangen. Bis zu dem Tag als der Schokoriegel von Percy L. Spencer schmolz. Er vermutete, dass die Radiowellen Hitze erzeugen, die der Mensch nicht wahrnimmt. Schon bald stand der erste Mikrowellenherd in einem Restaurant, allerdings war er noch so groß wie ein Kühlschrank. Heute besitzen laut Statistischen Bundesamt 71 Prozent der deutschen Haushalte eine Mikrowelle.
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Registrierkasse
Patentinhaber: James Ritty
Patentaustellung: Mai 1885
Patentnummer: US 318506
James Ritty hatte ein Problem: Seine Angestellten beklauten ihn. Und zwar immer und immer wieder. Der Gastronom besaß Ende des 19. Jahrhunderts ein Lokal in Dayton, Ohio. Das Geschäft lief gut und es herrschte so viel Betrieb, dass der Gastronom kaum nachvollziehen konnte, wie viel Geld am Ende des Tages in der Kasse sein müsste.
Bei einer Schiffsbesichtigung während seines Urlaubs, kam ihm plötzlich die rettende Idee. Das Schiff war mit einem Zyklometer ausgestattet, der die Umdrehungen der Schiffsschraube zählten. Dieses Prinzip müsse er nur auf das Zählen seiner Geschäftseinnahmen übertragen. Ein Jahr später, im Jahr 1879, entwickelte er die erste Registrierkasse. Sie hatte zwar weder Glocke noch Geldschublade, zählte aber automatisch alle Werteingaben zusammen – und Rittys Mitarbeiter mussten schauen, wie sie sich nun ihr Trinkgeld aufbesserten.
Bild: Gemeinfrei
Taschenlampe
Patentinhaber: David Misell
Patentaustellung: Januar 1899
Patentnummer: US 617592
Conrad Hubert erwarb die Idee seines Lebens gegen ein Butterbrot. Der gebürtige Russe floh 1890 vor der Judenverfolgung in die USA und hielt sich dort mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Dabei war er immer auf der Suche nach einer interessanten Geschäftsidee, denn sein größter Wunsch war es, den amerikanischen Traum zu leben: Vom Tellerwäscher zum Millionär.
Im Jahr 1898 bekam er die Gelegenheit dazu. Sein Freund Joshua Lionel führte ihm seinen eigens erfundenen, elektrischen Blumentopf vor. Auf Knopfdruck wurde die Pflanze von einer mit Batterien betriebene Glühbirne angestrahlt. Hubert sah sofort das Potential dieser skurrilen Idee und kaufte sie Lionel für ein Butterbrot ab. Er entwickelte das Modell weiter, steckte eine Batterie samt Birne in eine Röhre und nannte seine Konstruktion „elektrische Handfackel“, wobei er ein bereits bestehendes Patent von David Misell übernahm. Als Hubert starb, hatte er sein Ziel erreicht, denn mit rund 8 Millionen Dollar auf dem Konto, war er sicherlich kein Tellerwäscher mehr.
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Pflaster
Patentinhaber: Earle Ensign Dickson
Patentaustellung: Dezember 1926
Patentnummer: US 1612267 A
Josephine Dickson war ein Tollpatsch. Die Köchin verletzte sich andauernd: Ständig plagten sie kleine Schnitt- oder Brandwunden, die ihr Ehemann zuhause versorgen musste. Um sich die tägliche Krankenpflege seiner Frau zu erleichtern, klebte Earle Dickson eines Tages einen Streifen Mull auf die Mitte eines breiteren Streifens chirurgischen Klebebands und wickelte sie in Krepp. Josephine konnte nun selbst je nach Bedarf einen Streifen abschneiden, das Krepp entfernen und auf ihre Wunden kleben.
Earle Dickson arbeitete als Baumwolleinkäufer für Johnson & Johnson. Ein Kollege von Earle hörte von seiner Erfindung und überredete ihn, seinem Chef davon zu erzählen. Das Pflaster kam unter den Namen Band-Aid auf den Markt. Anfangs lief das Geschäft schleppend, doch Gratisproben an Metzger und Pfadfinder brachten schließlich den großen Erfolg.
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Rasierer
Patentinhaber: King Camp Gillette
Patentaustellung: November 1904
Patentnummer: US 775134
Manchmal setzt Neid ungeahnte Ideen frei. King Camp Gillette arbeite als Vertreter für Flaschenverschlüsse und war eifersüchtig auf seinen Chef, William Painter, weil der den Kronenverschluss erfunden hatte. Dieser gab ihm einen Rat: Gillette solle auch etwas erfinden, das nach dem Gebrauch weggeworfen wird und somit immer wieder nachgekauft werden müsse.
Als sich Gillette eines Morgens im Jahr 1895 über eine stumpf gewordene Rasierklinge ärgerte, kam ihm die Idee: eine von beiden Seiten geschärfte Klinge in einer Halterung mit Griff. Doch die Umsetzung der simplen Idee dauerte lange sechs Jahre. Erst 1904 hielt Gillette sein Patent für den Rasierer in den Händen. Vier Jahre später verkaufte er bereits 300.000 Rasierer, der große Durchbruch kam für ihn nach dem Krieg. Die Armee orderte 4,2 Millionen Rasierapparate für die Soldaten, die als treue Gillette-Kunden aus dem Krieg zurückkehrten.
Bild: Gemeinfrei
Elektrischer Insektentöter
Was nur wenige wissen: Neben seinem Job als Politiker war der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, auch ein leidenschaftlicher Erfinder. Sein kreatives Schaffen lässt sich grob in drei Phasen einteilen: Zwischen 1902 und 1909 versuchte Adenauer als mittelloser Jungakademiker mit seinen Erfindungen an Geld zu kommen. Aus dieser Zeit stammt das „Verfahren zur Reduzierung von Staubentwicklung beim Automobilfahren“. Beim Patentamt wurde die Idee jedoch abgelehnt, sie sei nicht neu.
In der zweiten Phase fühlte er sich als Oberbürgermeister von Köln seinen Bürgern gegenüber verpflichtet, die Lebensmittelversorgung während des Kriegs aufrecht zu erhalten. Aus dieser Zeit stammen das „Rheinische Schrotbrot“ und die Sojawurst als Fleischersatz. Beide Erfindungen wurden ihm patentiert.
Ab 1933 folgte die dritte Phase: Da er durch die Nationalsozialisten von all seinen Ämter enthoben wurde, befand sich Adenauer bis ins Jahr 1945 in Zwangspension. Die freie Zeit schlägt sich in der Anzahl der Erfindungen wieder: Ein Stopfei mit Innenbeleuchtung für das Stopfen von Socken. Einen Toaster mit Innenbeleuchtung. Eine Harke mit einer Vorrichtung um Steine zu zerbröckeln. Eine Leselampe mit Zeitschaltuhr. Eine Vorrichtung zur Verhinderung des Überfahrenwerdens durch Straßenbahnwagen. Eine Blendschutzbrille für Fußgänger. Und zu guter letzte: Ein elektrischer Insektentöter. Leider war dieses Gerät nicht nur für die Insekten tödlich, 1000 Volt bekommen auch dem Menschen nicht. Adenauer erwähnt seine Erfindungen in seinen Memoiren nicht.
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Currywurst
Patentinhaber: Hertha Heuwer
Patentaustellung: Januar 1959
Patentnummer: DE 721319
„Es war in einer regnerischen Herbstnacht des Jahres 1949, am 4. September. Es goss kleene Kinderköppe, keen Mensch war an meiner Bude. Aus Langeweile rührte ich Gewürze mit Tomatenmark zusammen. Und es schmeckte herrlich“. Hertha Heuwer besaß in den 40er Jahren eine Imbissbude in Berlin. Inspiriert durch die US-Amerikaner, die gerne T-Bone-Steaks mit extra viel Ketchup aßen, suchte sie nach einer Alternative für das arme Nachkriegsdeutschland. Da Steaks kaum zu bekommen waren, nahm Heuwer stattdessen Brühwürste. Dazu servierte sie ihre selbstgemachte Soße aus Worcestershiresauce, Tomatenmark und Curry, die sie Chillup nannte und sich 1959 patentieren ließ. Heuwers Currywurst wurde schnell ein großer Erfolg.
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Personenfahrstuhl mit Absturzsicherheit
Patentinhaber: Elisha Graves Otis
Patentaustellung: Januar 1861
Patentnummer: US 31128
Elisha Graves Otis mochte den spektakulären Auftritt. Auf einer New Yorker Messe im Mai 1854 stellte sich der Installateur hoch über den Köpfen der Menschenmenge schwebend auf eine mit Kisten und Fässern bepackte Aufzugsplattform und befahl dann seinem Assistenten, das Tragseil mit einer Axt zu durchtrennen. Die Menge erschrak, doch die Plattform fiel nur einige Zentimeter, bevor sie mit einem Ruck zum Stehen kam. Mit dieser Show stellte Elisha Graves Otis seine Erfindung, den ersten Fahrstuhl mit Absturzsicherheit vor. Mit Erfolg, denn Otis und seine „Otis Elevator Company“ sicherten sich sofort die ersten Aufträge. Bis heute ist die Firma der weltweit führende Aufzugsanlagenproduzent.
1857 wurde im New Yorker Haughwout Store der weltweit erste Personenfahrzug mit Absturzsicherheit in Betrieb genommen, aber damit nicht genug – Mit seiner Idee hatte Otis nebenbei auch noch die Grundvoraussetzung für den Bau von Wolkenkratzern geschaffen.
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Einwegwindel
Patentinhaber: Marion Donovan
Patentaustellung: Juni 1951
Patentnummer: US 2556800 A
Die Geschichte der Einwegwindel war für ihre Erfinderin eine Glücklose. Marion Donovan, eine Hausfrau aus Westport, Connecticut, wollte sich das Wickeln ihrer Kinder vereinfachen. Damals bestanden Windeln noch aus Stoff und mussten nach dem Gebrauch ausgekocht werden. Das ständige Waschen war mühsam, außerdem neigten die Stoffwindeln dazu, auszulaufen. Donovan nähte die ersten Windelhosen aus verschiedenen Duschvorhängen, die über der Stoffwindel getragen wurden. Die endgültige Version war aus Fallschirm-Nylon und hatte Druckknöpfe aus Kunststoff. Donovan nannte ihr Windeln „Boaters“ und verkaufte sie erstmals 1949 in New York. Zwei Jahre später erhielt sie das Patent und begann mit Wegwerfwindeln aus Papier zu experimentieren. Allerdings ohne Erfolg, sämtliche Papierfabrikanten lehnten die Idee ab. Zehn Jahre später entwickelte Victor Mills, der bei Procter und Gamble arbeitete, die „Pampers“ – und verdiente damit ein Vermögen.
Donovan studierte nach ihrem Ausflug in die Windel-Produktion Architektur. Das Patent kaufte Mills ihr vermutlich später ab.
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Buchdruck
Die Bibel war das erste Buch, das nach dem neuen Druckverfahren von Johannes Gutenberg vervielfältigt wurde. Das 1450 entwickelte Verfahren vereinfachte den Buchdruck enorm. Dabei wurden Buchstaben aus Blei gegossen, die in Druckplatten zu Texten zusammen gesetzt wurden. Die Platten der eingefärbten Buchstaben presste man dann auf Papier.
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Jeanshose
Levi Strauss, ein Kaufmannssohn aus Deutschland, versuchte sein Glück in den USA. San Francisco war sein Ziel, nachdem er zuvor durch den Osten gewandert war, um Kleidung und Kurzwaren zu vertreiben. Der Goldrausch lockte ihn aber, so dass er sich in den USA mit einem Handel für Kurzwaren und Stoffe niederließ. Insbesondere Goldgräber gehörten zu seinen Kunden. Auffällig war, dass diese strapazierfähige Hosen benötigten und ließ erste Hosen aus Segeltuch fertigen. Jacob Davis erweiterte die Ecken der Hosentaschen, die bei den Arbeitern stark strapaziert wurden und oft rissen, sowie das untere Ende des Hosenlatzes mit Nieten. Zusammen mit Levi Strauss ließ er das Hosenmodell patentieren. Für großen Absatz sorgten die Hosen Waist Overalls. Zwei Muster waren besonders gefragt: 501 und die gelblichweißen Jeanshosen aus Baumwollgewebe in Körperbindung.
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Flexibler Trinkhalm
Patentnummer: US 2 094 268
Patentausstellung: 28. September 1937
Patentinhaber: Joseph Bernard Friedmann
Es kursiert das Gerücht, beim Trinken alkoholischer Getränke verfalle man schneller in einen Rausch, wenn man einen Strohhalm zur Hilfe nimmt. Dies schien bereits vor 6000 Jahren im alten Mesopotamien bei den Sumerern der Fall gewesen zu sein. Zumindest nutzten sie eine Trinkhilfe, die aus Grashalmen bestand. Marvin Chester Stone wollte sich mit einem Grashalm nicht zufrieden geben und entwickelte 1888 einen Papierstrohhalm. Joseph B. Friedmann beobachtete bei seiner kleinen Tochter allerdings, dass die Trinkhilfe zu hoch war und das Mädchen den Strohhalm leicht abknickte. Mit ein bisschen Zahnseide und einer Schraube sorgte Friedmann für die gewünschte Biegsamkeit des Strohhalms - ohne Einbußen in der Durchlässigkeit der Flüssigkeit. Die Erfindung ließ der Amerikaner als flexible drinking tube patentieren und gründete zwei Jahre später die Flexible Straw Corporation. Inzwischen bestehen Strohhalme zumeist aus Kunststoff und sind für den einmaligen Gebrauch gedacht.
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Döner Kebab
Wir essen ihn oft und gerne: Döner Kebab. Für uns Deutsche eines der bekanntesten Gerichte türkischer Küche, heißt übersetzt: sich drehendes (Grill-) Fleisch. Am liebsten mögen wir den Brotfladen mit Kalb-, Rind- oder Geflügel. Dazu Salat und Saucen - schnell auf die Hand. Traditionellerweise wurde Lamm- und Hammelfleisch verwendet. Dass Döner aus der Türkei stammt, wissen die meisten. Doch wer hat das Gericht nach Deutschland gebracht? 1966 kam Kadir Nurman von Anatolien nach Berlin und führte mit 27 Jahren eine Imbissbude. Ihm war aufgefallen, dass die Menschen es hierzulande immer besonders eilig hatten und vorzugsweise im Laufen aus den Händen essen. 1972 kam ihm also die Idee, einen neuen Straßensnack anzubieten: Fleisch in Brot. Der neue Imbiss-Liebling war geboren. Erst später kamen dann Salat und Saucen dazu. Doch der Erfindertitel ist Nurman nicht gesichert. Mahmut Aygün behauptet ebenso, den Döner Kebab erfunden zu haben.
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Ohropax
Im 20. Jahrhundert stieg der Lärmpegel enorm an. Die Industrialisierung und Urbanisierung war Schuld. Die Menschen versuchten sich Abhilfe zu schaffen, indem sie sich Baumwollwatte, Holzkugeln oder Hartgummi in die Ohren stopften. Der Berliner Apotheker Maximilian Negwer hatte eine bessere Idee. Und zwar sei ihm diese während einer Diskussion über griechische Mythologie gekommen. Bienenwachs spielte in den Werken von Homer und Odyssee eine besondere Rolle. Es diente dazu, sich vor den Gesängen der betörenden Sirenen zu schützen. Nach einer Ausprobierphase kam Negwer die Erkenntnis, dass ein in Vaseline und Paraffin getunkter Wattebausch den entsprechenden Effekt erbringen würde. 1908 gab es die ersten Ohropax in Apotheken zu kaufen. Der Name setzt sich aus dem Wort Ohr und dem lateinischen Wort Pax (Frieden) zusammen.
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