Woche der Verleihung Kleine und große Nobelpreis-Skandale

Seit 1901 werden Jahr für Jahr die Nobelpreise für Naturwissenschaften und Literatur sowie der Friedensnobelpreis verliehen. In dieser Woche ist es wieder soweit. In der Vergangenheit haben kleine und große Skandale den Preis begleitet.

Barack ObamaAls der frischgewählte US-Präsident Barack Obama 2009 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, hagelte es Kritik. Kritiker fragte, für welche Leistung er den Preis erhält. Für Guantanamo? Für Afghanistan? Für den Irak? All diese Kriege und Menschenrechtsverletzungen gehen auch auf die Kappe Barack Obamas. Das fünfköpfige Nobelpreiskomitee begründete seine Wahl Mit den Worten: "Barack Obama erhält den Preis für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen Völkern zu stärken". Selten zuvor habe eine Persönlichkeit so sehr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vermittelt und die Aufmerksamkeit der Welt in Bann gezogen. Quelle: AP
Jean-Paul Sartre1964 lehnte der französische Schriftsteller Jean-Paul Sartre als bisher einziger der seit 1901 ausgewählten Preisträgern den Nobelpreis für Literatur freiwillig ab. Er erklärte stolz: "Jeder Preis macht abhängig." Das Preisgeld hätte er elf Jahre später trotzdem gerne gehabt. Mitte der 70er Jahre fragte Sartre beim Nobelkomitee diskret an, ob man ihm nicht nachträglich die Dotierung von 273.000 schwedischen Kronen überweisen könne. Quelle: AP
Ralph M. Steinman Als das Komitee 2011 den Nobelpreisträger für Physiologie oder Medizin bekannt gab, war der Preisträger Ralph M. Steinman bereits seit drei Tagen tot. Wie es dazu kommen konnte, dass Steinman neben seinen Kollegen Bruce A. Beutler und Jules A. Hoffmann als Preisträger verkündet wurde, konnten die überrumpelten Schweden damals nicht erklären. Der Tod des Kanadiers war ihnen nicht bekannt gewesen. Der Preis wurde Steinman postum verliehen. Quelle: REUTERS
Boris PasternakVor Jean-Paul Sartre lehnte auch der Schriftsteller Boris Pasternak den Literaturnobelpreis ab. Allerdings geschah dies nicht freiwillig, sondern 1958 auf Druck des Kreml. Die Sowjetführung hatte damals gemutmaßt, der ausgezeichnete Roman "Dr. Schiwago" sei vom amerikanischen Geheimdienstes CIA finanziell gefördert worden. Quelle: dpa-tmn
Verschmähte LiteratenAls einer der größten Skandale der Nobel-Geschichte gilt die Vergabe des Literaturnobelpreises. Immer wieder machen Kritiker darauf aufmerksam, dass Größen der Literaturgeschichte nie berücksichtigt wurden, während andere zwar den Preis erhielten, danach aber keine Rolle mehr spielten. Weder Leo Tolstoi (im Bild), noch James Joyce, Virginia Woolf, Marcel Proust, Henrik Ibsen oder der Schwede August Strindberg haben den Preis je zuerkannt bekommen. Längst vergessen ist hingegen die italienische Autorin Grazzia Deledda, die 1927 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Quelle: dpa
Dario FoEher ein kleiner Skandal war die Vergabe des Literaturnobelpreises an Dario Fo. Der Italiener erhielt 1996 als erster Dramatiker den begehrten Preis. Damit hatte damals niemand gerechnet. Vor ihm ging die Auszeichnung immer an Romanautoren und Lyriker. Mit einer Ausnahme: 1953 ging der Literaturnobelpreis an den britischen Ex-Premierminister Winston Churchill. Quelle: dpa/dpaweb
Liu Xiaobo2010 gab das Nobelpreis-Komitee bekannt, dass Liu Xiaobo (mit seiner Frau Liu Xia im Bild) mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Die Wahl begründeten die Mitglieder mit seinem „langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte in China“. Zu dieser Zeit saß der Menschenrechtler bereits im Gefängnis. Die chinesische Regierung ließ ihn wegen Untergrabung der Menschenrechte festnehmen. Xiaobo hatte gemeinsam mit über 300 anderen Menschenrechtlern eine Charta zum Internationalen Tag der Menschenrechte veröffentlicht. Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg gratulierte dem Preisträger damals, enthielt sich jedoch jeglicher Kritik an Peking. Quelle: REUTERS
Robert GalloEine regelrechte Tragödie spinnt sich um den Forscher Robert Gallo. Anfang der 1980er Jahre gelang ihm nahezu parallel mit dem französischen Virologen Luc Montagnier und dessen Mitarbeiterin Francoise Barré-Sinoussi die Entdeckung des Retrovirus „HTLV-III“. Später erhielt es den Namen HIV -1. Bei HIV entspann sich ein Prioritätenstreit zwischen Montagnier und Gallo, der regelrechte politische Dimensionen annahm. Dabei ging um die patentrechtliche Nutzung eines neu entwickelten Tests für die HIV-Infektion. Heute wird dem Team von Luc Montagnier die Erstentdeckung zugeschrieben. Entsprechend wurde der Medizin-Nobelpreis 2008 Montagnier – und nicht Gallo – zuerkannt, was vor allem in seinem Heimatland Italien für viel Entrüstung sorgte. Quelle: REUTERS
Robert EdwardsDer Brite Robert Edwards erhielt im Jahr 2010 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die Erfindung der künstlichen Befruchtung. Sehr zum Ärger des schwedischen Komitees erfuhren viele Menschen davon vor der eigentlichen Bekanntgabe. Die schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet hatte sich nicht an die Sperrfrist gehalten und den Preisträger zu früh veröffentlicht. Quelle: AP
Sharon StoneEinen gesellschaftlichen Skandal bei den Friedensnobelpreis-Feierlichkeiten 2006 leistete sich die amerikanische Schauspielerin Sharon Stone. Die Hollywood-Ikone verstieß gegen die Etikette und kam als Letzte, und damit noch zehn Minuten nach den königlichen Gästen, in den Festsaal des Osloer Grandhotels. Ex-Hofsprecher Carl Erik sagte dazu: "Man muss schon eine sehr, sehr gute Erklärung haben, wenn man nach den Königlichen hereinkommt." Nach den weltweit üblichen Regeln seien die Royals immer die Letzten, die ihre Plätze einnehmen. Quelle: REUTERS
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