Forscher machen auf der Suche nach einem Zika-Impfstoff entscheidende Fortschritte. Die US-Gesundheitsbehörde NIH testet ein Mittel an Menschen, mindestens 80 Freiwillige zwischen 18 und 35 Jahren sollen an der Studie teilnehmen, wie das NIH am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte. Zuvor hatte die US-Pharmafirma Inovio ebenfalls mit dem Test eines Zika-Impfstoffs an Menschen begonnen. Zudem erprobten US-Forscher drei experimentelle Zika-Impfstoffe erfolgreich an Rhesusaffen.
Bei den NIH-Tests geht es nach Angaben der Behörde darum, die Sicherheit und Funktionsfähigkeit des Impfstoffs zu untersuchen. Er enthält Gene für Virenproteine, die die Immunreaktion auslösen. „Die Ergebnisse von Tierversuchen waren sehr ermutigend“, sagte der Direktor des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID), Anthony Fauci. Allerdings werde es noch eine Weile dauern, bis ein Zika-Impfstoff auf den Markt kommt.
New Yorks Staatsanwalt Eric Schneiderman untersagte unterdessen sieben Unternehmen, Produkte zu vermarkten, die angeblich gegen das Virus schützen oder vorbeugen sollen. Diese Unternehmen verbreiteten irreführende Werbung und nutzten die Sorgen der Menschen aus, teilte Scheidermans Büro mit.
Das Zika-Virus
Das Zika-Virus wurde erstmals 1947 bei einem Affen aus dem Zikawald im afrikanischen Uganda festgestellt. Es tauchte anschließend vereinzelt auch in Asien auf und wurde wiederholt bei heimkehrenden Touristen nachgewiesen.2007 wurde Zika im Pazifikraum (Mikronesien) festgestellt, einen größeren Ausbruch gab es 2013/2014 in Französisch-Polynesien.
Das Zika-Virus wird durch Aedes-Stechmücken auf den Menschen übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht beobachtet.
Seit 2015 beobachten Mediziner einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft.
Zu den klassischen Symptomen einer Zika-Virus-Infektion zählen Hautausschlag und leichtes Fieber, seltener Erbrechen und Kopfschmerzen. Infektionen verlaufen meist mild, der Hautausschlag klingt üblicherweise nach etwa einer Woche ab, die anderen Symptome früher.
Es besteht der Verdacht, dass Zika-Infektionen von Schwangeren zu Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen führen können. In Brasilien wurden in den vergangenen Monaten rund 3900 Fälle der sogenannten Mikrozephalie registriert, eines zu kleinen Schädelvolumens bei Neugeborenen. In sechs Fällen hatten Schwangere sich mit Zika infiziert, bei Hunderten weiteren Fällen besteht ein entsprechender Verdacht.
Ein Impfstoff gegen das Virus existiert nicht, die Bekämpfung zielt daher auf den Überträger, die Aedes-Stechmücke. Mückenbekämpfungs-Programme wie jetzt Brasilien sind ein Weg, ein anderer ist der persönliche Schutz: Wer in Zika-gefährdete Regionen reist, sollte lange, bedeckende Kleidung tragen, freie Hautflächen mit Mückenschutzmitteln schützen und in mit Insektengittern gesicherten Räumen oder unter Moskitonetzen schlafen. Schwangeren rät das Auswärtige Amt inzwischen von Reisen in Gebiete mit aktuellen Zika-Ausbrüchen ab.
Fast zeitgleich mit der NIH-Ankündigung veröffentlichten US-Forscher im Fachmagazin „Science“ Ergebnisse von Affentests zu drei Zika-Impfstoffen. Bei allen drei Ansätzen wurden die Affen nach Forscherangaben gegen die zwei in der Studie genutzten Zika-Stämme immun, schreibt das Team um Dan Barouch von der Harvard Medical School in Boston (Massachusetts) und Nelson Michael vom Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) in Silver Spring (Maryland).
Die drei Impfstoffe basieren auf drei verschiedenen Impfstrategien, die jeweils zur Bildung von Antikörpern im Körper führen sollen. Bei der ersten Strategie (PIV - purified inactivated virus) werden inaktivierte Zika-Viren gespritzt. Die ersten Versuche damit an Menschen - sogenannte Phase-1-Studien - sollen noch dieses Jahr starten, teilte das WRAIR mit.
Das zweite an Affen getestete Mittel funktioniert auf die gleiche Art wie der NIH-Impfstoff: Gene, die den Bauplan spezieller Virenproteine enthalten, sollen eine Immunreaktion auslösen. Ähnlich ist auch der dritte getestete Stoff, nur dass die Gene in gentechnisch veränderten Adenoviren (RhAd52) in den Körper eingeschleust werden.
Barouch, Michael und Kollegen testeten den Impfstoff mit abgeschwächten Viren an 16 Rhesusaffen, von denen 8 die Kontrollgruppe bildeten. Die Gen-Impfstoffe wurden an insgesamt 12 Affen erprobt. Ergebnis: Alle geimpften Affen waren zwei Wochen nach der Impfung gegen zwei Zika-Stämme aus Brasilien und Puerto Rico immunisiert. Nach einer Zika-Infektion sei das Virus in Körpergeweben und -flüssigkeiten gar nicht oder nur in äußerst geringen Mengen nachweisbar gewesen. Zudem seien in keinem der Fälle erkennbare Nebenwirkungen aufgetreten.
Eberhard Hildt vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen, der an der Arbeit nicht beteiligt war, spricht von einer „wichtigen Studie“, die einen Fortschritt darstelle. „Science“-Redakteur Jon Cohen schrieb in einem Kommentar von „willkommenen Neuigkeiten“, da die ersten Impfstudien am Menschen gerade beginnen. Das US-Pharmaunternehmen Inovio begann nach eigenen Angaben bereits Ende Juli mit klinischen Tests. Weitere Unternehmen stehen laut Cohen in den Startlöchern.
Vor wenigen Tagen warnten die Behörden im US-Bundesstaat Florida, dass dort Zika auch durch Mücken übertragen werde. Zuvor waren die meisten Zika-Infizierten auf dem US-Festland Reiserückkehrer aus Zikagebieten.
In der New Yorker U-Bahn sollen nun Schädlingsbekämpfungsmittel helfen, die Zahl möglicher Brutgebiete für Mücken, die das Virus übertragen, zu verringern. Die Larvazide enthaltenden Tabletten würden auch an Hausbesitzer verteilt, teilte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo mit. Zudem sollen in einigen Teilen der Millionenmetropole von Lastwagen aus Pestizide versprüht werden, um die Ausbreitung der Mücken zu verhindern.