In der modernen Welt des selbstvermessenen Sports und der Gadget-gepimpten Freizeitgestaltung waren Wintersportler - wenn man mal von den Flut selbstgedrehter GoPro-Videos absieht - lange Zeit so etwas wie eine vergessene Randgruppe. Vergessen von den Produktdesignern, etwa so abgelegen vom Technik-Mainstream wie ein nur mit Fellen erreichbares Hochtal von der Masse der Schlepplift-Skifahrer.
Was die einen freute, die zumindest im Schnee im wahrsten Wortsinne mal guten Gewissens abschalten konnten, war für die techno-affinen Liebhaber der Bergwelt schlicht ein Unding. Zumindest Letzteren dürfte unsere folgende Übersicht ein Strahlen ins Gesicht zaubern, wie sonst vielleicht nur die Aussicht auf einen unverspurten Pulverhang. Denn bei der Recherche durch die Techno-Blogs und Online-Portale der Spezial-Versender sind wir auf jede Menge spannender Produkte gestoßen.
High-Tech von Kopf bis Fuß
Die Oakley Airwave 1.5 ist eigentlich ein Mikrocomputer mit integriertem Bildschirm, der bloß noch aussieht, wie eine Skibrille. Denn im vertrauten Gehäuse haben die US-Brillenspezialisten jede Menge Technik integriert - das reicht vom GPS-Sensor, der Position und Geschwindigkeit des Fahrers misst und es so unter anderem Freestylern ermöglicht, ihre Jumps in Höhe, Weite und Airtime zu analysieren, über den Bluetooth-Funkchip bis zum Headup-Display. Damit blendet die Brille dem Boarder oder Brettlfan auf Wunsch Fahrgeschwindigkeit, aktuelle Höhe am Berg oder Außentemperatur sowie Rufnummer oder Inhalt eingehender Anrufe oder Kurznachrichten ins Alpenpanorama ein. Das ist ziemlich abgefahren - und nicht ganz billig: 650 Euro.
Tempo, Freestyle-Protokollierung, Strecken- und Höhenmessung - und das alles zum Nachrüsten in bestehenden Skibrillen bietet auch das MOD HUD genannte Displaymodul von Reconinstruments. Der Mini-Projektor lässt sich in hinreichend großen Skibrillen nachträglich einmontieren und strahlt die Informationen von Innen ans Brillenglas. Noch elaborierter ist das 400 € teure Nachrüstset Snow2, das unter anderem ebenfalls über Navigationsfunktionen und eine Handy-Anbindung verfügt - aber für die laufende Saison schon weitestgehend ausverkauft ist. Das MOD HUD ist hingegen weiter lieferbar für 200 Euro.
Weniger Sensoren als Oakleys Computerbrille, aber dennoch jede Menge Hightech verbaut auch der Helm- und Brillenhersteller Uvex bei seiner Skibrille Uvision Variotronic. Der Clou ist die Spezialscheibe der Brille, die dank einer eingelagerten Flüssigkristallschicht in der Lage ist, in Sekundenbruchteilen zwischen heller und dunkler Tönung umzuschalten. Gesteuert über einen elektrischen Impuls vom integrierten Mikro-Akku ist das variable Glas so um ein Vielfaches schneller als die etablierten photochormen Scheiben, und wesentlich komfortabler als Brillen mit wechselbaren Gläsern. Preis für den Luxus: 350 Euro.
Rucksack mit Auftrieb
Ein Trend, den immer mehr Snowboarder und Skifahrer für sich entdecken, sind Fahrten abseits der Pisten, sogenanntes Freeriden. Zugegeben: Der Spaßfaktor, einen jungfräulichen Hang im Tiefschnee hinunter zu wedeln, ist schwer zu überbieten - aber eben mitunter auch ziemlich riskant. Allein vergangene Wintersaison kamen in Österreich rund 20 Alpinisten in Lawinen um. Hilfe im Lawinenfall verspricht der Rucksack ABS Freerider mit 15 Liter Packvolumen hat zwei integrierte Airbags, die 170 Liter Auftriebsvolumen erzeugen und so im Lawinenfall Verschüttungen vermeiden helfen. Kostenpunkt: 690 Euro.
Etwas günstiger zu haben als der ABS Freerider mit Airbags ist der Black Diamond genannte Rucksack mit 35 Litern Packvolumen. Das reicht locker für die Ersatzunterwäsche nach einer schweißtreibenden Skiwanderung. Der Rückenbeutel verfügt über ein integriertes Atemsystem, das es bei einer Lawinenverschüttung ermöglichen soll, über ein Ventil in den Tragegurten zu atmen. Dafür ist in einem der Träger ein Ventil angebracht, das es erlaubt über ein Mundstück Sauerstoff einzuatmen. Das ausgeatmete, sauerstoffarme Luft, führt ein ein zweiter Schlauch an die Unterseite des Rucksacks, wo sie entweicht: 200 Euro.
Klar, im Notfall (und bei Mobilfunkabdeckung) hilft auch Googles Kartendienst im Handy bei der Orientierung, wenn man sich im Skigebiet verfahren hat. Der Handschuh X-Plore.XGX des österreichischen Herstellers Zanier hilft dagegen auch im Funkloch weiter. Denn er ist der erste Skihandschuh mit GPS-Empfänger und LCD-Bildschirm. Der bietet zwar nicht die Informationsvielfalt eines Auto-Nachrüst-Navis, verrät aber auch ohne Mobilfunk den genauen Standort und hilft beim Abfahren der gewünschten Wegpunkte - wenn der Besitzer sie vorher via PC eingespeichert hat. Umgekehrt protokolliert der aus Ziegenleder genähte Handschuh auch die eigenen Routen und für die spätere Auswertung am PC. Preis: 300 Euro.
Für Puristen ein Graus, bei Fans aber dennoch beliebt sind Splitboards - ebenfalls eine Art Hybrid zwischen Ein- und Zweibrett-Wintersportgerät. Dabei handelt es sich im Prinzip um ein längs geteiltes und durch mehrere Verriegelungen sowie die Bundungsaufnahmen verbundenes Snowboard. Der Kniff sind die ohne großen Aufwand ummontierbaren Bindungen, die es dann ermöglichen, die Bretthälften wie zwei Tourenski zu benutzen. Vertrieben werden die Schnee-Zwitter unter anderem von Burton, K2, Rossignol, Salomon oder Völkl. Preis: 500 bis 900 Euro.
Mit dem Doppelbrett durch den Schnee
Aus Sicht vieler Snowboardern reichen werder Rocker noch Carving-Ski auch nur im Entferntesten an die Coolness und den Fahrspaß eines Schneebretts heran. Wenn es aber um die Fortbewegung auf flachen Ziehwegen oder einen kurzen Aufstieg am Hang geht, müssen auch Einbrett-Apologeten zugestehen, dass das auf zwei Brettern einfach leichter ist. Mit dem Doppelbrett von DualSnowboards ist das vorbei, denn bei der Konstruktion der Amerikaner steht der Boarder zwar auf zwei Untersätzen, das aber in klassischer Manier hintereinander. Damit bleibt das Fahrverhalten vertraut, die Flexibilität aber wächst. Preis: 280 Euro.
Telefonieren mit dem Daumen
Im Schnee unterwegs, muckelig verpackt in Daunen oder Funktionsfaser - und dann vibriert in der Innentasche das Handy. Wer da keine Lust hat, den Schreichfon herauszukramen, wohl aber wissen will, wer anruft, ist mit dem Hi-Call-Bluetooth-Handschuh des Herstellers Hi-Fun richtig ausgestattet. Der nämlich ist in Wirklichkeit eine gut getarnte Freisprecheinrichtung mein einem in den Daumen integrierten Mikrofon und einem Mini-Lautsprecher im kleinen Finger. Abgehoben und später wieder aufgelegt wird mit einem Druck auf die Funktionstasten am linken Handschuh. Dass das ZIEMLICH durchgeknallt aussieht? Gekauft! Aber enorm bequem ist es unbestritten. Preis: 50 Euro
Der Ökotrend macht auch vor dem Skifahren nicht Halt. Wenn er außerdem mit Hightech kombiniert wird, wie bei den Natur-Skiern des Herstellers Grown aus München, umso besser. Für die edlen Läufer mit dem Namen UpTurn ist der Ausdruck Bretter noch gerechtfertigt. Zwischen mehreren Lagen Holz von in Europa geschlagenen Bäumen (Buche, Pappel, Kirsche, Robinie, Walnuss) ist eine Schicht aus geschmolzenem Lavagestein eingelassen, die dem Sportgerät Stabilität verleihen soll. Verklebt ist das Ganze mit einem auf Pinienharz basierenden Leim. Preis ab 900 Euro.
Nicht in jeder Ferienwohnung in den Alpen gibt es einen Skikeller mit Schuhwärmer. Jetzt ist das auch kein Problem mehr, denn das US-Unternehmen DryGuy stellt einen handlichen Schuhwärmer her, den man einfach an die Steckdose hängt. Zwei paar Stiefel passen darauf, die jeweils mit sparsamen 7,5 Watt wohlig warm gehalten werden. Der Preis: 60 Dollar.
Schneebälle mit der Hand auf andere zu werfen - das ist ziemlich Old School dachte sich die Gründer des US-Unternehmens ArcticForce. Und entwickelten kurzerhand eine Art Wasserspistole für Schneebälle. Einfach Schnee in das Gerät packen und schon kann die Schlacht beginnen. Ab 20 Euro.