Beschallung der Oberklasse Was taugen die Luxus-Kopfhörer wirklich?

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Sennheiser HD 800

Der HD 800 ist einer der besten Kopfhörern, die jemals in Deutschland entwickelt wurden. Das Familienunternehmen Sennheiser legt damit so etwas wie seine Visitenkarte vor. Das beginnt schon bei Design und Verarbeitung. Der HD 800 ist trotz seiner Größe ziemlich leicht und er sitzt vor allem bequem. Die Hörmuscheln sind so groß, dass auch größere Ohren sich nicht eingezwängt fühlen. Unwillkürliche Kopfbewegungen beim Hören verursachen kein Knarzen.

Die Ohrpolster sind aus hautsympathischem Microfaser-Gewebe, was vor allem an heißen Sommerabenden angenehm ist. Hörer mit Lederpolster kleben dann gerne mal am Ohr.

Klang: Echter Highend-Sound

Schon nach wenigen Minuten macht der HD 800 unmissverständlich klar, warum er ein echter Highender ist. Das Klangbild ist ungeheuer transparent und feinzeichnend. Bei guten Aufnahmen von Kammermusik beispielsweise ist jede Nuance bei Instrumenten unterscheidbar. Spezialisten könnten bei den Violinen wahrscheinlich die Stradivari von der Guarneri unterscheiden. Hört man Orchesteraufnahmen mit geschlossenen Augen, meint man die einzelnen Instrumentengruppen vor sich sitzen zu sehen. Von daher fällt der Sennheiser tendenziell in die Kategorie der eher analytisch-nüchternen Hörer, der durch "ehrlichen", unspektakulären Klang überzeugt. Man könnte den HD 800 deshalb auch zur Abmischung von Musikaufnahmen im Studio oder am PC benutzen. Der Sennheiser behält wie ein Toningenieur souverän den Überblick, lässt nichts weg und fügt nichts hinzu.

Sennheiser HD800 Quelle: PR

Trotzdem bleibt das Klangbild insgesamt noch homogen und überschreitet nie die Schwelle zum übertrieben Analytischen, was Musikgenießer auch mal nerven kann. Auch der musikalische Wohlfühlfaktor ist durchaus vorhanden. Die Höhen sind ausreichend seidig, die Mitten geschmeidig und der Bass reicht schön tief hinab, bleibt dabei aber trocken und konturiert.

Durch die schnell ansprechende und direkte Wiedergabe beherrscht der Sennheiser aber auch weniger feingeistige Musik. AC/DCs "Black Ice" kommt knackig und druckvoll aus dem Hörer.

Der Sennheiser HD 800 macht also nichts falsch und alles richtig, er ist ein souveräner Alleskönner. Sehr verwöhnte Hörer könnte vielleicht genau das stören. Er ist als Allrounder vielleicht einen Tick zu sachlich und zu diszipliniert. Eine Spur mehr Fülle im Bass oder etwas mehr Glanz bei Mitten und Höhen würde Musikliebhabern vielleicht noch besser gefallen. Doch das ist Meckern auf sehr hohem Niveau.

Um das Klangpotenzial des Hörers auszuschöpfen, führt kein Weg an der Anschaffung eines guten Kopfhörerverstärkers vorbei. Sennheiser empfiehlt logischerweise die hauseigenen Modelle HDVD 800 oder HDVA 600.

Wer noch weiter gehen will, tauscht das drei Meter lange, stoffummantelte Kabel mit Klinkenstecker (6,35 mm) gegen das Highendkabel CH 800 S aus. Dessen symmetrischer Aufbau soll im Verbund mit Sennheisers Kopfhörerverstärker eine bessere Klangqualität bringen. Das Kabel kostet satte 299 Euro, für den HDVD 8000 verlangt Sennheiser knapp 2.000 Euro. Rechnet man noch einen standesgemäßen CD- oder Netzwerkplayer hinzu, sind die 5.000 Euro für die highendige Kopfhöreranlage schnell erreicht beziehungsweise überschritten. Wer ausreichend Kleingeld in der Tasche hat und Spitzen-Klang erleben will, wird mit dem Sennheiser-Equipment aber viel Freude haben.

Fazit: Sennheiser HD 800 ist ein Alleskönner, der echte Highend-Sphären erreicht und mit einem feinzeichnenden, präzisen, tendenziell analytischen und gleichzeitig druckvollen Klangbild begeistert.

Preis: 1.299 Euro 

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