Was den Q10 allerdings in Zeiten von Full-HD-Handys vergleichsweise alt aussehen lässt, ist sein - zumindest im Vergleich mit dem aktuellen Standard - atypisch kleines Display von nur 720 x 720 Bildpunkten. Kommt der Z10 mit 4,2-Zoll (und 1280 × 768 Pixeln) verglichen mit Apples iPhones und der Android-Armada konkurrenzfähig daher, so wirkt der quadratische 3,1-Zoll-Bildschirm des Q10 beinahe winzig und (freundlich formuliert) gewöhnungsbedürftig. Das ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass sich Bildschirm und Tasten die Frontfläche teilen müssen. Es ist auch Folge der klaren Designentscheidung, das Gerät kompakter zu bauen als viele der aktuellen Top-Telefone mit ihren Großbildschirmen. Mit knapp 12 Zentimetern Höhe und unter 6,7 Zentimetern Breite ist es jedenfalls merklich taschentauglicher als die erste Garde der Touch-Telefone.
Die sieben Smartphone-Sünden
Gemeint ist die übertriebene Lust am Schnäppchen mittels App. Viele gehen zwar zum Aussuchen oder Anprobieren von Klamotten ins Geschäft, bestellen dann aber lieber günstiger im Internet. Mancher macht noch im Geschäft mit Barcode-Scanner den Preisvergleich. Wenn das alle machen, gibt es bald kein Shoppen und Bummeln mehr, sondern nur noch Online-Handel und Postdienste. Die Geiz-ist-geil-Mentalität lässt Innenstädte und Einkaufszentren zur Kapitalismuskulisse werden. Der geschniegelte Verkäufer zeigt einem alles in schicker Atmosphäre und der Schichtarbeiter packt es dann in trostloser Umgebung in Kartons.
Gemeint ist der vom Smartphone verstärkte Übermut gegenüber alter Technik. Vor allem das Festnetz scheint kulturell abgemeldet zu sein. Ruft ja sowieso nur noch Mama drauf an. Oder nervige Werbefirmen. Stört mit seinem lauten Klingeln in ruhigen Minuten, erschreckt beim Chatten oder SMS-Tippen. Die Ära des Festnetzes war die Zeit, als man Telefonnummern noch auswendig kannte. Heute gibt man neuen Bekanntschaften sein Facebook-Profil. Die Festnetznummer aufzuschreiben gilt als old school. Doch in Zeiten des Festnetzes lief man wenigstens nicht Gefahr, überfahren zu werden, weil man mit starrem Blick aufs Handy über die Straße lief.
Gemeint ist die Reaktion auf die vielen abrufbaren Neuigkeiten aus dem Freundeskreis. Soziale Netzwerke wie Facebook verstärken das Nicht-Gönnen-Können. Das sagen zumindest Forscher der Technischen Universität Darmstadt und der Humboldt-Universität Berlin. Schuld sind die fast durchweg positiven Nachrichten, die die „Freunde“ posten. Urlaubsbilder, berufliche Erfolge, Fotos vom Essen. Um negative Gefühle wettzumachen, wird mit eigenen Erfolgsgeschichten reagiert - so dreht sich die „Neidspirale“ weiter. Ein Teufelskreis.
Gemeint ist die Bequemlichkeit und Faulheit, sich nichts mehr merken zu müssen, weil man ja den leistungsstarken Taschencomputer immer bei sich trägt. In Gesprächen wird einfach gegoogelt, wenn keiner weiter weiß. Heute kann man auch einfach losfahren oder laufen, ohne zu planen. Geht ja alles bestens unterwegs. Fahrpläne, Stadtpläne, E-Mails - alles ist bei Bedarf verfügbar. Verabredungen sind nur noch grob nötig. Wir finden uns dann schon, rufen einfach an, schreiben kurz eine Message. Das ist einerseits alles ganz wunderbar, andererseits ersetzt Verpeiltheit zunehmend die gute alte Verlässlichkeit.
Gemeint ist die Maßlosigkeit bei der Benutzung all der schönen Smartphone-Anwendungen. Viele bekommen den Hals nicht voll, seien es Computerspiele, Chats oder tatsächlich Telefonate, die gerne laut und störend in der Bahn, im Restaurant, im Supermarkt oder auf der Straße geführt werden. Mit dem Alleskönner in der Tasche kann man in sozialen Netzwerken auch immer sofort kommentieren - oft leider unüberlegt und fies. Im Internet surfen kann man sowieso. Hauptsache, niemals einfach mal die Klappe halten oder die Hände still halten.
Gemeint ist die grenzenlose Sammelwut neuer Reize mit dem Smartphone. Das Internet scheint manchmal nur für Sex und Porno erfunden worden zu sein. Doch die sinnliche Begierde schlägt auch in anderen Bereichen zu. Früher gab es das Klischee vom Japaner, der seinen Urlaub nur durch die Kamera sieht und die Ferien erst zu Hause mit Hilfe von Filmen und Fotos „erlebt“. Heute ist das ein Massenphänomen. Was nicht aufgezeichnet wurde, scheint nie passiert zu sein. Bei Popkonzerten zum Beispiel hat kaum noch jemand die Hände frei zum Klatschen. Leuchtende Displays überall. Die Musiker auf der Bühne schauen statt auf ein Meer von Feuerzeugen auf ein Feld von Handys. Wer schaut sich das Gesammelte überhaupt an?
Gemeint ist die provozierte Wut, wenn man sein Handy wichtiger nimmt als Menschen, die gerade bei einem sind. Wer in einem persönlichen Gespräch immer aufs Smartphone linst und damit signalisiert, dass er in Gedanken ganz woanders ist, kann bei seinem Gegenüber Zorn erzeugen. Das Schlimme am Smartphone ist die Vergrößerung der Welt. Die Technik erlaubt jedem, viel mehr von den parallelen Ereignissen mitzubekommen und danach süchtig zu werden. Viele verfallen der grotesken Angst, ständig etwas zu verpassen. Selbst beim Ausgehen in Bars oder Restaurants sieht man immer öfter Menschengruppen ins Smartphone statt ins Gespräch vertieft.
Wer indes Wert auf eine opulente Optik legt (und mithin auf MegaPhones wie Samsungs Note abfährt), das ist ganz klar, der wird mit dem neuen Blackberry nicht mehr glücklich – selbst wenn dessen OLED-Display wirklich ansehnliche, farbstarke Bilder liefert und selbst kleinste Schriften in Texten oder die Inhalte auf Webseiten noch knackscharf anzeigt. Nur, wirklich geräumig ist der Bildschirm nicht, scrollen auf Webseiten oder in längeren Nachrichten ist Pflicht. Dass der Browser des Q10 dabei zu den schnellsten seiner Art gehört und Web-Inhalte wahlweise für die mobile Darstellung optimiert oder im Desktop-Layout darstellt, ist zwar sehr erfreulich – aber eben auch nur ein schwacher Trost fürs eingeschränkte Bildformat.
Es ist der notwendige Kompromiss, den eingehen muss, wer - wie ich - viel und schnell mit seinem Smartphone Texte schreiben oder Nachrichten kommentieren will. Denn was die Kanadier an Tastatur in ihr neues Smartphone gepackt haben, gehört weiterhin zum Besten, was an Mini-Keyboards in der Telefonwelt zu haben ist: Mit dem charakteristischen Knick versehen, liegen die Tasten eindeutig und sicher unterm Finger, ihr klarer Druckpunkt macht das Tippen zur Freude. Da kann keine Bildschirmtastatur mithalten.
Zumal die kanadischen Entwickler viel Gehirnschmalz in einer möglichst smarte Verbindung von Tasten- und Bildschirmsteuerung investiert haben. So besitzt der Q10 ebenfalls eine sehr smarte Wortergänzung, die es beim Tippen in vielen Fällen ermöglicht, nur die ersten Buchstaben eines Wortes einzugeben und dann durch eine kurze Berührung des Displays das passende Wort in den Text zu übernehmen.