Es ist schwer zu sagen, was den Trend ausgelöst hat: Waren es die Kochshows im Fernsehen, die Asia-Food-Welle oder einfach clevere Werbung, die zum Boom der Küchengeräte geführt hat? Früher standen in den Einbauküchen höchstens Schnellkochtopf, Kaffeemaschine und Standmixer. Heute findet sich zwischen Herd und Kühlschrank ein ganzer Maschinenpark mit Dampfgarern, Smoothie-Mixer, Salatbereiter, Multi-Cooker mit LC-Display und Heißluft-Fritteusen mit Smartphone-App. Kein Zweifel, Hightech und Lifestyle haben Einzug in die Küche gehalten.
Allein im zweiten Quartal des Jahres vermelden Marktforscher ein Wachstum von 11,3 Prozent bei Elektrokleingeräten. Treiber für diese Entwicklung, so hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) herausgefunden, sind Küchenmaschinen und Espresso-Vollautomaten. Schon in der letzten Weihnachtssaison gehörten Küchengeräte und Koch-Assistenten zu den beliebtesten Geschenken: Laut GfK setzte der Handel im Dezember 2014 und Januar 2015 satte 1,2 Milliarden Euro um. Allein für Kaffee-Vollautomaten geben die Deutschen durchschnittlich 588 Euro aus. Auch Reiskocher und Heißluft-Fritteusen sind heiß begehrt.
Vielleicht auch, weil die Fritteussen längst mehr können, als nur Öl zu erhitzen. Die Küchengeräte werden zum Technik-Spielzeug. So verfügt die Fritteuse "Actifry Smart XL" von Tefal über eine Bluetooth-Schnittstelle. Der Nutzer wählt in der Smartphone-App eines von 200 Rezepten aus und sendet dann die entsprechenden Kochparameter an das Gerät. Und beim Backofen NV73J9 aus Samsungs "Chef Collection" lässt sich per Smartphone und Tablet sogar die Temperatur fernsteuern.
Technik und Vitamine
Grund für diese Entwicklung ist nicht nur die Hightech-Begeisterung: Die Rolle der Küche im Haus hat sich gewandelt. War die ungeliebte Kochnische früher vor allem ein Ort der Arbeit ist die Küche heute ein Raum für Kreativität. Entsprechend multifunktional muss dieser Ort ausgestattet sein, und auch Farben und Gestaltung sind wichtiger. Statt Buche Furnier glänzen Küchen heute in edlem schwarz oder mit farbenfrohen Fronten.
Auch die Hersteller der Küchengeräte setzen auf Design: Wer will, kann vom Toaster über den Wasserkocher bis zum Eierkocher die ganze Küche in Feuerlöscher-Rot ausstatten. Beliebt bei den Designern sind auch cremefarbenen Modelle im Retrostil mit Analog-Anzeige. Die meldet beispielsweise die Temperatur im Dampfgarer oder den Pumpdruck in der Espressomaschine.
Und auch zur gesunden Ernährung müssen die Küchengeräte ihren Beitrag leisten. So kommen moderne Fritteusen mit wesentlich weniger Öl aus als herkömmliche Modelle und ermöglichen deshalb auch fettarme Zubereitung von Kalorienbomben wie Pommes. Extra langsam arbeitende Entsafter gestatten die vitaminschonende Zubereitung von Fruchtsäften. Dampfgarer mit Vollautomatik sorgen dafür, dass Gemüse nicht zu Tode gekocht wird, sondern knackig und vitaminreich auf den Tisch kommt. Schwer in Mode sind auch kompakte Küchengeräte für den To-go-Effekt: Kleine Schneidemaschinen schnippeln Gurken, Möhren und Grünzeug direkt in die Plastikbox für die Mittagspause im Büro.
Kaffeemaschine, Reiskocher und Suppenmacher
Wer sein Mittagessen lieber eine Spur exotischer mag, setzt auf Reiskocher. Asia-Shops bieten die Geräte schon für unter 100 Euro an. Vorteil: In den beschichteten Reiskochern können die Körner nicht mehr anbrennen und am Boden festpappen, außerdem bereiten die Garer den Reis in der immer gleichen Konsistenz zu. Weil kein Dampfwasser vom Deckel zurück auf die Körner tropft, schmeckt der Reis aromatischer. Ist der Reis fertig gekocht, schaltet das Gerät in den Warmhalte-Modus. Ein paar Minuten ziehen lassen und der Reis ist perfekt.
Der Filterkaffee ist zurück
Ein Comeback feiert auch die gute alte Kaffeemaschine mit Kaffeepulver und Filtertüten. Lange standen die Maschinen im Kaffee-Paradies Deutschland unbeachtet in den Ladenregalen. Kein Wunder, das langsam durchtröpfelnde Heißwasser und die Warmhalteplatte sind gnadenlose Aromakiller. Das wollen Hersteller wie Krups, Bosch oder Grundig nun mit einer verbesserten Brühtechnik verhindern, außerdem haben sie das Design der Filter-Maschinen aufgepeppt. Aber die Qualität eines sorgfältig von Hand gebrühten Kaffees sollte man nicht erwarten, und auch mit der Siebträger-Espressomaschine können die Filterkaffee-Kandidaten nicht konkurrieren.
Nach wie vor zu den Top-Sellern zählen die Kapselkaffeemaschinen, trotz den vehementen Protesten von Umweltschützern. Pro Jahr entstehen allein in Deutschland bis zu 5000 Tonnen Müll durch die Kapseln. Hinzu kommt der hohe Ressourcenverbrauch bei der Herstellung der Kapseln, die aus Kunststoff und Aluminium gefertigt sind. Behelfen kann sich der Kapseltrinker, indem er die Kapseln nicht einfach in den Müll wirft, sondern ins Recycling gibt. So lässt sich wenigstens der Großteil des Aluminiums zurückgewinnen. Liebhaber schätzen die Kapselmaschinen vor allem wegen ihrer Schnelligkeit. Keine andere Technik kann einen hoch aromatischen Espresso in Sekundenschnelle per Knopfdruck zubereiten. Auch Tee ist mittlerweile in Kapselform zu haben.
Die Küche kocht (fast) allein
Etwas umweltfreundlicher als die Kapseln, aber im Geschmack nicht ganz so vornehm sind die Kaffee-Pads, bei denen das Kaffeemehl für eine Tasse in einem runden Zellstoff-Tütchen liegt. Genau wie Filtertüten können auch die Pads im Biomüll entsorgt werden.
Zum Gourmet-Koch wird man durch all die vollautomatischen Salatschnippler, Suppenmacher und Multi-Cooker sicher nicht. Doch eine Hilfe für die gesundheitsbewusste Ernährung sind die Hightech-Gadgets allemal. Damit steht auch der Kochshow im heimischen Küchenstudio nichts mehr im Wege.