Bundesliga im IPTV Deutsche Telekom und Sky einigen sich auf Zusammenarbeit

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Herbe Schlappe für die Telekom

Die Rekord-Transfers der Fußball-Bundesliga
2002 wechselte Zé Roberto (Mitte) gemeinsam mit Michael Ballack von Bayer Leverkusen zu Bayern München. Der deutsche Rekordmeister zahlte für den Brasilianer 9,5 Millionen Euro*.* Ablösesummen sind zum Teil geschätzt, bzw. können sich durch Zusatzvereinbarungen nachträglich erhöhen. Quelle: Reuters
Auch Lukas Podolski wechselte 2006 an die Isar. Bayern München zahlte für den Nationalspieler 10 Millionen Euro an den 1. FC Köln. Mit den Geißböcken hatte er zuvor ein turbulentes Auf und Ab erlebt. Nachdem die Mannschaft 2003/04 abgestiegen war, gelang ihr das Comeback in die erste Liga schon eine Saison später. Doch nur ein Jahr später stiegen die Kölner wieder ab. Für Podolski der Hauptgrund, zum FC Bayern zu wechseln. Doch wofür ihn die Kölner liebten, mochte in München nicht so recht klappen - das Tore schießen. Quelle: dpa
Deshalb wechselte Podolski 2009 - noch vor Vertragsende - zurück zum 1. FC Köln. Sein alter und neuer Verein zahlte den Bayern dafür ebenfalls 10 Millionen Euro. Quelle: Reuters
Auch der Brasilianer Lúcio hatte es Bayern München angetan. Doch zunächst ließ ihn Bayer Leverkusen trotz exorbitanter Angebote nicht gehen. 2004 wechselte der Verteidiger für eine Ablösesumme von 12 Millionen in den Süden, wo er hinter Oliver Kahn und Mark van Bommel Ersatzkapitän war. Als der neue Trainer Louis van Gaal ihm keinen Stammplatz garantierte, unterschrieb er einen Vertrag bei Inter Mailand. Quelle: dpa
Zur Saison 2007/08 warben die Bayern erfolgreich um Marcell Jansen. Seinem Verein Borussia Mönchengladbach zahlten sie dafür 14 Millionen Euro. Doch nach nur einem Jahr wechselte der Nationalspieler zum Hamburger SV. Quelle: dpa
Und auch Miroslav Klose umwarb Bayern München erfolgreich. Werder Bremen erhielt für den Stürmer 15 Millionen Euro Ablösesumme vom Rekordmeister. 2011 wechselte Klose ablösefrei zu Lazio Rom. Quelle: dpa
Seinen ersten Auftritt in Deutschland hatte Luiz Gustavo (rechts) 2007 beim damaligen Zweitligisten TSG 1899 Hoffenheim. Nach Ende der Saison stieg er mit seiner Mannschaft in die Bundesliga auf. Für viel Trubel sorgte sein Wechsel zum FC Bayern München. Ralf Rangnick, der damalige Trainer Hoffenheims, wurde darüber schlichtweg nicht informiert. Bayern zahlte eine Ablösesumme von 17 Millionen Euro. Quelle: dapd

Im vergangenen Jahr hatte Sky Deutschland bei der Neuvergabe der Übertragungsrechte für die Bundesliga nicht nur erneut den Zuschlag bekommen, sondern der Telekom überraschend auch noch die Rechte für die Übertragung im Internet abgenommen. Für den Bonner Konzern war dies eine herbe Schlappe, wollte die Telekom doch eigentlich alle Rechte bekommen.

Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan signalisierte aber schon direkt nach seinem Erfolg Gesprächsbereitschaft. „Uns war immer bewusst, dass Bundesliga-Freunde die Bundesliga finden werden, egal wo sie zu bekommen ist“, sagt er. Dennoch sei die Telekom stets sein Wunschpartner gewesen.

Stärken und Schwächen der Telekom
Schwäche1: Bereinigte Kennzahlen verzerren das BildWie fast kein anderes Unternehmen ist die Deutsche Telekom dafür bekannt, in ihren Zahlen ständig irgendwelche Sondereinflüsse auszuweisen. Berichtete und bereinigte Kennzahlen weichen regelmäßig meilenweit voneinander ab. Der Konzern hat zwar immer zahlreiche Begründungen für die Bereinigungen parat. Gleichwohl ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese die Berichterstattung komplexer und schwerer verständlich machen. Allein im Geschäftsjahr 2011 liegen berichtetes und bereinigtes Konzernergebnis 2,3 Milliarden Euro auseinander. Aufwendungen, die der Konzern als Sondereffekte deklarierte und somit auch bereinigte, waren unter anderem Ausgaben für den Konzernumbau wie etwa Personalmaßnahmen sowie Firmenwertabschreibungen auf die Tochtergesellschaften T-Mobile in den USA und OTE in Griechenland. Quelle: AP
Als positiven Sondereffekt bereinigte die Telekom die Ausgleichszahlung, die der Konzern vom US-Konkurrenten AT&T für das Platzen des T-Mobile USA-Deals erhielt. Zunächst sind alle diese Bereinigungen verständlich. Experten kritisieren aber, dass manche Sondereffekte seit Jahren auftreten - wie etwa die Aufwendungen für den Stellenabbau. Aus Konzernkreisen heißt es dazu, dass die Sondereffekte, die den Konzernumbau betreffen, in der Zukunft abnehmen werden. Einmaleffekte aus Unternehmenstransaktionen (M&A) will die Telekom aber weiterhin bereinigen, um sich innerhalb der Branche vergleichbar zu machen. Quelle: dapd
Schwäche 2: Schuldenberg drückt auf die BilanzEin Trostpflaster gibt es für die Telekom-Aktionäre. Die US-Tochter T-Mobile ist der Bonner Konzern im vergangenen Jahr zwar nicht losgeworden. Die Ausgleichszahlung für das Platzen des Deals von AT&T in Höhe von umgerechnet 2,3 Milliarden Euro half dem Konzern aber an anderer Stelle: Die Telekom konnte ihre Nettofinanzschulden - also die Differenz aus Bruttofinanzschulden und Zahlungsmitteln - um 2,2 Milliarden Euro oder 5,1 Prozent senken. Gleichwohl bleiben die Nettofinanzschulden mit 40,1 Milliarden Euro weiterhin hoch. Im Verhältnis zum Eigenkapital machen die Nettofinanzschulden 100 Prozent aus. Zudem betragen sie das 2,1-Fache des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Quelle: dapd
Damit bleibt die Telekom zwar innerhalb ihres eigenen Zielkorridors. Von den Ratingagenturen wird der Konzern aber - unter anderem wegen der hohen Verschuldung - nur mit BBB+ (S&P, Fitch) beziehungsweise Baa1 (Moody's) bewertet. Damit liegt die Telekom nur drei Stufen über Ramschniveau. Ratingagenturen ziehen bei ihrer Bonitätsbeurteilung auch die Pensionsverpflichtungen hinzu. In ihrer Bilanz weist die Telekom 6,1 Milliarden Euro an Rückstellungen für die Altersversorgung ihrer Mitarbeiter aus. Ihre Nettoschulden erhöhen sich aus Sicht der Ratingagenturen entsprechend. Der geplante Verkauf der Tochter T-Mobile USA an den US-Konkurrenten AT&T für 39 Milliarden Dollar hätte die Schulden auf einen Schlag reduziert. Nun, da der Deal geplatzt ist, muss der Bonner Konzern Alternativen finden. Quelle: dpa
Schwäche 3: Das Auslandsgeschäft bleibt mühevollUm das schrumpfende Geschäft im Heimatmarkt zu kompensieren, hat die Telekom in zahlreiche Auslandsmärkte investiert - mit gemischtem Erfolg. In den USA fällt es der Telekom-Tochter T-Mobile zunehmend schwer, mit starken nationalen Konkurrenten wie Verizon und AT&T zu konkurrieren. Der geplante Verkauf der Sparte an AT&T hatte daher Begeisterung bei den Investoren ausgelöst. Seit der Deal wegen kartellrechtlicher Bedenken der US-Behörden scheiterte, warten die Aktionäre auf eine Alternative von Konzernchef René Obermann. In Griechenland ist die Telekom mit 40 Prozent an OTE beteiligt. Neben der Schuldenkrise machen dem Konzern dort vor allem die immer strengere Regulierung und die höheren Steuern zu schaffen. Quelle: dpa
Die Telekom spielt daher auch schon die Konsequenzen eines Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone durch. Es heißt, der Konzern sei dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die griechische Tochter OTE danach auch ohne Hilfen der deutschen Mutter überlebensfähig sei. OTE muss auch im Falle eines Währungswechsels und einer spürbaren Abwertung der Drachme die finanziellen Verpflichtungen erfüllen können. Denn noch laufen Kredite und Anleihen in Euro, der Kapitaldienst würde sich drastisch verteuern. Weil OTE mit dem Mobilfunk momentan gutes Geld verdient und sich vor allem im ersten Quartal positive Trends zeigten, könne die OTE ihre Finanzierung allein stemmen, so die Hoffnungen der Telekom. Quelle: dpa
Stärke 1: Anleger werden bei Laune gehaltenAls Wachstumswert kann die Telekom ihre Aktie den Investoren nicht verkaufen, dafür aber als Dividendenpapier. Bis einschließlich nächstes Jahr garantiert der Konzern die Ausschüttung sogar. Wie im Vorjahr sollen die Aktionäre für das abgelaufene Geschäftsjahr daher 70 Cent je Aktie erhalten. Das entspricht einer Ausschüttungssumme von drei Milliarden Euro. Bei einem Konzernüberschuss von nur 557 Millionen Euro im Jahr 2011 erscheint der Betrag zunächst riesig. Doch da das Nettoergebnis durch zahlreiche Sondereinflüsse belastet ist, misst die Telekom ihre Ausschüttungsquote lieber am Free Cash-Flow. Das sind die freien Mittel, die nach Abzug der Investitionen in Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte von den Zuflüssen aus dem operativen Geschäft noch übrig bleiben. Diese Relation liegt 2011 mit 43 Prozent unter dem Vorjahreswert von 59 Prozent. Quelle: dpa

Zügig vorangegangen seien die Verhandlungen dann mit dem Dienstantritt von Michale Hagspihl im Oktober. „Ich hatte mir fest vorgenommen, schnell eine Lösung zu finden“, sagte er. Binnen weniger Wochen habe man eine Einigung finden können. Über die finanziellen Rahmenbedingungen des Deals wollten sich die Unternehmen zunächst jedoch nicht äußern. Nähere Informationen würden nicht vor Ende Februar bekannt gegeben.

Für die Telekom war die Einigung mit Sky äußerst wichtig: Denn ohne die Zusammenarbeit hätten die Kunden von „Liga Total“ von der kommenden Spielzeit an in die Röhre geguckt, ebenso wie die Nutzer, die das Fußballangebot auf dem Handy nutzten. Trotz der Hängepartie habe es aber kaum Kündigungen gegeben, sagte Hagspihl. Es seien im vergangenen Quartal sogar noch weitere Kunden hinzugekommen.

Doch auch für Sky hängt eine Menge an dem Deal. „Wir gehen fest davon aus, dass sich ein Großteil der Bundesliga-Total-Kunden auch für das weiterführende Sky-Paket entscheiden wird“, hofft Sullivan. Der seit Jahren defizitäre Bezahlsender Sky musste für die TV-Rechte tief in die Tasche greifen und bezahlte insgesamt fast zwei Milliarden Euro. Großaktionär Rupert Murdoch hatte in den vergangenen Jahren immer wieder hunderte Millionen in den Konzern gepumpt. Zwar hat sich Sky zwischenzeitlich kräftig erholt und schrieb zuletzt operativ sogar schwarze Zahlen, braucht aber mehr Einnahmen und Kunden.

 

Mit Material von dpa, dapd und Reuters

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