Ein Hauptkriterium ist die Wartung. Wer fünf Mal die Woche mit dem Rad zur Arbeit fährt, wird in der Regel ein wartungsarmes, unkompliziertes Modell bevorzugen. Das spricht für Komponenten wie den zuverlässigen und vor Regen geschützten Nabendynamo und eine Nabenschaltung. Letztere ist aber nicht immer die richtige Wahl. In hügelig angelegten Großstädten oder wenn die täglich zurückgelegten Wege sehr lang sind, ist die Kettenschaltung oft die bessere Wahl. Sie ist zwar wartungsintensiver, bietet aber ein wesentlich größeres Übersetzungsverhältnis, so dass man auch Steigungen leichter überwindet.
Typisch für klassische Stadträder ist auch die aufrechte Sitzhaltung. Am Fahrrad im Laden erkennt man sie daran, dass der Lenker meist relativ hoch ist und der Abstand zwischen Lenker und Sattel etwas kleiner. Die herrschaftliche Sitzhaltung gewährt den schönen Rundum-Blick, allerdings ist sie nicht ideal für schnelle Fahrer, die sich auf die Fahrbahn konzentrieren müssen.
Bis vor einigen Jahren waren Federgabeln oder gefederte Sattelstützen in Mode. Hier gilt die Faustregel: Nur gut, wenn teuer. Billigere Modelle machen das Fahren eher instabil.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist das Gewicht. Wer sein Fahrrad täglich in den Keller trägt und an einem Wandhaken aufhängen muss, ist dankbar für ein Rad, das weniger als 15 Kilo wiegt.
Glaubenskriege um Aluminium und Stahl
Wahre Glaubenskriege werden von Zweiradfans beim Rahmen ausgetragen. Soll es ein Stahlrahmen sein oder einer aus Aluminium? Oder gar einer aus Carbon? Fahrräder mit Stahlrahmen sind schwerer und gehören meistens zur klassischen Sorte. Die Rahmen bieten in der Regel eine gewisse Elastizität beim Fahren und sind sehr zugfest und langlebig. Allerdings muss es dann ein Rahmen aus Chrom Molybdän (25CrMO4) sein, der sogenannte Hi-Ten-Stahl ist nicht so hochwertig.
Bei den leichten Alu-Rädern verwenden die Hersteller entweder die Alu-Legierung 6061 oder 7005. In den Zweirad-Foren bietet das eine Menge Diskussionsstoff. Alu 6061 gilt bei manchen als etwas elastischer im Fahrverhalten, Alu 7005 dagegen als fester und steifer.
Solche Unterscheidungen lassen sich in der Praxis allerdings kaum nachweisen, zumal für den Fahrkomfort Aspekte wie die Rahmengeometrie, die Sitzhöhe und die Lenkerhöhe viel ausschlaggebender sind. Eine eindeutige Empfehlung für den Kauf lässt sich aus der Alu-Legierung nicht ableiten, auch wenn manche Hersteller bei Alu 6061 mit der schönen Bezeichnung "Flugzeug-Aluminium" werben.
Carbon-Räder erfordern viel Know-how in der Fertigung und sind daher sehr teuer. Sie sind dafür sehr leicht und verwindungssteif, machen dann aber wiederum Ärger bei einer Reparatur, weil diese wieder eine Menge Know-how erfordert. Für den Großstädter sind sie daher nicht erste Wahl.
Aluminium oder Stahl, Naben- oder Kettenschaltung, Federgabel oder starre Gabel, man kann all diese Erwägungen einfach weglassen und ein Fahrrad anschaffen, das schön ist und Freude macht. In diese Kategorie fallen die Retro-Cruiser. Beim Start an der Ampel legen die behäbigen Dickschiffe mit den fetten Reifen nicht gerade einen Katapultstart hin. Doch beim gemütlichen Gleiten durchs Stadtviertel oder auf der entspannten Fahrt zum Kinoabend, machen sie eine Menge Spaß.
Und Spaß ist am Ende vielleicht genau das, was wirklich zählt.