Digitalradio DAB+ Comeback des Kofferradios

Seite 2/3

Digital-Radios mit vielen Extra-Features

Langfristig wird sich DAB+ also durchsetzen. An hübschen, neuen DAB+-Geräten mangelt es jedenfalls nicht mehr. Mehr als zweihundert Tisch- und Kofferradios sind aktuell auf dem Markt präsent, dazu kommen rund drei Dutzend DAB+-Radiowecker. Nicht zu vergessen, die Hi-Fi-Stereoanlagen mit DAB+-Tuner. Fast alle Geräte bieten zusätzlich noch UKW-Empfang.

Die Hersteller beschränken sich aber nicht auf die bloßen Radiofunktionen. Viele Geräte verbinden sich via Bluetooth mit dem Smartphone oder Tablet, streamen Musik aus dem Multimedia-Heimnetzwerk oder holen via WLAN-Router Tausende von Webradiosendern ins Haus. Sogar der mit MP3-Musik betankte USB-Stick lässt sich anschließen. Diese oft tragbaren, kompakten Geräte entwickeln sich zu mobilen Soundzentralen und etablieren im Grunde eine neue Geräteklasse. So hat das kleine Küchenradio mehr Auswahl an Musikquellen und Sendern als Gewürze auf der Anrichte stehen. Wie man dieser Vielfalt neben dem Pasta kochen Herr wird, ist eine andere Frage.

Die größten Plattensammlungen im Internet
BaboomKim „Dotcom“ Schmitz hat den lange angekündigten Streamingservice Baboom veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen „Spotify-iTunes-Hybriden“ mit einem ungewöhnlichen Vertriebsmodell. Baboom will ein Browserplugin veröffentlichen, das auf Websites eingebundene Anzeigen austauscht, Nutzern einen Anteil am daraus generierten Werbeumsatz verspricht und damit den „kostenlosen“ Download von ansonsten kostenpflichtigen Musikalben ermöglicht. Momentan besteht Baboom nur aus wenigen Unterseiten, Schmitz spricht von einer „Sneak Peek Demo“. Im Mittelpunkt steht dabei sein selbst produziertes Musikalbum „Good Times“. Seine 17 Lieder können kostenlos über die Plattform heruntergeladen werden. Quelle: Screenshot
Google Play Music Google drängt auch in Deutschland ins Geschäft mit dem Musik-Streaming. Die App "Google Play" bekommt außerdem eine Radiofunktion. Das Angebot startet am Freitag unter dem Namen "Google Play Music All Inclusive". Bis zum 15. Januar kostet der monatliche Beitrag für die Musik-Flatrate mit Offline-Nutzung 7,99 Euro. Dafür stehen den Nutzern 20 Millionen Titel zur Verfügung. Anbieter wie Simfy, Spotify, Rdio, Deezer und Napster haben auch günstigere Monatsabos.Quelle: Foto: Rainer Jensen / Google Germany Quelle: dpa
VevoVevo gehört Sony und dem weltgrößten Musikkonzern Universal Music. Der Dienst ist kostenlos und finanziert sich über Werbung. Deshalb wird nach jeweils drei Musikvideos ein Werbeclip eingespielt. Die Nutzer können in Deutschland über die Website, die Apps für Smartphones und Tablets, die Settop-Box Apple TV sowie die Spielekonsole Xbox auf Vevo zugreifen. Quelle: Screenshot
Der Live-Stream der seit März 2012 existierenden Plattform Spotify bietet Millionen Songs an. Eine Gratis-Version steht zum Download bereit, zusätzlich kann sich der Nutzer per Facebook oder Twitter mit seinem Spotify-Account verlinken und so seine erstellten Playlists teilen. Anfang 2013 hat der schwedische Internet-Dienst seine Angebote für das Musikhören unterwegs weiter ausgebaut. Auf der Mobilfunkmesse MWC in Barcelona gab der Automobilhersteller Ford bekannt, dass der Spotify-Dienst serienmäßig in seiner neuen Geländelimousine EcoSport integriert werde. Dabei komme eine spezielle Technik zur Sprachsteuerung von Apps zum Einsatz, erklärte der für Forschung zuständige Ford-Manager Paul Mascarenas nach einer Pressemitteilung. Damit könnten Autofahrer Smartphone-Apps verwenden, ohne die Hand vom Steuer nehmen zu müssen. Quelle: Screenshot
Die Streaming-Plattform Deezer ist vor allem in Frankreich sehr beliebt. 2007 startete sie als erster Gratis-Streamingdienst auf dem Markt. Heute kostet eine Mitgliedschaft, wie auch bei vielen anderen Diensten, Geld. Kostenlos gibt es nur ein Radio-Angebot und Lied-Ausschnitte. Die Plattform ist mittlerweile in mehr als 180 Ländern verfügbar.Preis: kostenlos bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Die Dienste des aus Ingolstadt stammenden Programms Juke sind nur über iOs und Android abzurufen. Die Plattform bietet zwar ein 14-tägiges Probe-Abo, jedoch nur einen einzigen Kostentarif, in dem alle Premiumfunktionen schon enthalten sind. Durch eine zweiwöchige, kostenlose Probeanmeldung bei Juke hat der User zusätzlich Zugriff auf Mixtapes und diverse Radiosender.Preis: 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot
Die nach einem haitischen Tanzstil benannte Musik-Plattform rara bietet, ähnlich wie Rdio, Spotify und co., eine Musikauswahl von rund 22 Millionen Titeln. Auf Wunsch kann der User über rara Songs nach Stimmungslage sortieren und eine Multifunktionsplattform benutzen.Preis: 4,99 bis 9,99 Euro monatlich Quelle: Screenshot

Einen weiteren Kaufanreiz soll das extravagante Design vieler Modelle setzen. Hier locken einige Hersteller mit charmanter Retro-Optik, die an klassische Kofferradios aus den 60er- und 70er-Jahren erinnern. Gelungene Beispiele sind die Modelle von Roberts oder View Quest. Andere Hersteller wie Grundig zeichnen eher eine sachlich puristische Linie, mit viel Metall und blau schimmernden Displays.

Die Kardinalfrage: Wie gut klingt DAB+?

Doch lange Feature-Listen und Retro-Optik reichen natürlich nicht, um die Fans des analogen Radios zu überzeugen. Sie fragen vor allem nach der Klangqualität, etwa bei Live-Übertragungen von Konzerten. Infos über Bitraten und Codecs werden in Digitalradio auf dem Display angezeigt. Aber gerade Angaben wie "Bitrate 96 kBit/s" machen audiophile Hörer misstrauisch. Schließlich hat jeder Hi-Fi-Anhänger gelernt, dass komprimierte Musikdaten nicht so gut klingen wie unkomprimierte. Daher die Abneigung der Musikliebhaber gegenüber MP3. Und die vollmundigen Versprechungen der DAB+-Vertreter beziehen sich ja hauptsächlich auf Rauschfreiheit und störungsfreien Empfang.

Kann DAB+ also gut klingen?

Was die neuen Cockpits können
Tesla Der Elektroautobauer Tesla hat schon bei seinen ersten Fahrzeugen großen Wert auf das Infotainment gelegt - also die gute Bedienbarkeit von Musik-Diensten, Navigationsgerät, Kommunikation und Serviceinformationen zum Fahrzeug. Nun ist dem Unternehmen in den USA ein neuer Coup gelungen. In Kooperation mit dem Mobilfunkanbieter AT&T sollen die Elektroautos mit einem Zugang zum Highspeed-Internet ausgestattet werden. Damit wäre nicht nur ruckelfreies Webradio und Surfen im Internet möglich. Auch Verkehrsinformationen für das Navigationssystem ließen sich in Echtzeit abrufen. Und bliebe der Wagen stehen, könnte eine Service-Hotline per Netz eine Ferndiagnose des Motors durchführen. Quelle: REUTERS
Kia UvoDas Infotainmentsystem von Kia lässt sich per Sprachsteuerung und Touch steuern. Die erste Variante des Systems entwickelten die Koreaner gemeinsam mit Microsoft. Die aktuelle Version setzt auch auf mobile Dienste und baut auf Googles Betriebssystem Android auf. Dadurch kann das System zum Beispiel auf die Karten und Informationen der Plattformen Google-Maps und Google-Places zugreifen. Steuern lässt es sich sich zusätzlich über Android- und Apple-Smartphones. Quelle: Presse
Audi TabletWie sehr die Welt der mobilen Rechner in die der Automobilbranche übergreift, zeigt ein neues Produkt aus dem Hause Audi. Erst kürzlich stellte der Autobauer auf der Elektronik-Messe CES in Las Vegas ein eigenes Tablet vor. Unter dem Titel "Audi Smart Display" soll das Gerät die Bedienung der Infotainment-Angebote im Auto erleichtern. Denn während Nutzer Tablets intuitiv bedienen können, tun sich viele mit den umfassenden Möglichkeiten von Infotainmentprogrammen im Auto noch schwer. Das Tablet hat einen 10 Zoll großen Display, der sich ganz einfach mit dem Infotainment in neuen Audi-Modellen verbinden lässt. Außerdem bietet es einen direkten Zugriff auf Googles Playstore und damit auf alle Android-Apps für Tablets. Quelle: Presse
Audi und GoogleGleichzeitig haben Google und Audi erst kürzlich auf der CES in Las Vegas bekannt gegeben, künftig miteinander kooperieren zu wollen. Damit sollen alle Audi-Bordsysteme auf dem Betriebssystem Google Android basieren. Auch in den neuen Modellen von General Motors, Honda und Hyundai wird künftig Android als Infotainmentplattform verbaut.  Quelle: AP
Infiniti InTouch Das neue Infotainment-System der Luxusmarke wurde auf der Elektronik-Messe CES vorgestellt. Das System macht es möglich das Smartphone mit dem Bordcomputer zu verbinden. Somit kann der Fahrer über das Programm auch im Fahrzeug direkt auf seine Kontakte, E-Mails und einige Apps zugreifen. Nachrichten liest einem das Programm auf Wunsch laut vor. Musik kann auch per Sprachsteuerung ausgewählt werden. Besonders praktisch: Auf der Infiniti-Plattform lassen sich sogar die Sitz- und Spiegeleinstellungen von bis zu vier Fahrern speichern. Quelle: REUTERS
Nokias KartendienstAuch Nokia versucht sich einen Platz im Auto zu sichern. Seit Jahren bieten die Finnen Kartendienste für den Verkehr an. Im Sommer hat der einstige Handy-Riese hunderte Millionen Euro in die Hand genommen, um die Dienste zu erweitern. Bisher ist die Plattform "Here" so ausgelegt, dass sie neben der Kartendienste auch eine Integration von Musik und Internetangeboten vorsieht, wie zum Beispiel der ortsbezogene Dienst Foursquare. Eingebunden ist außerdem eine "Auto-Cloud", über die der Fahrer aktuelle Informationen zu Spritpreisen oder freien Parkplätzen abrufen kann. Die Autobauer können für ihre Produkte selbst entscheiden, welche Serviceangebote von Nokia sie einbinden wollen. Quelle: dpa
BMW i3Das Infotainmentsystem des deutschen Elektroautos lässt sich sogar per Smartwatch Samsung Galaxy Gear steuern. Damit hat der Autofahrer Informationen wie den Kilometerstand, den Batteriestand oder den Parkstandort auf der Uhr gespeichert und so immer dabei. Auch ob Fenster geöffnet oder geschlossen sind, lässt sich mit einem Blick aufs Handgelenk überprüfen. Besonders praktisch: Per Spracherkennung lassen sich Klimaanlage und Heizung auch aus der Entfernung steuern. Somit ist der Wagen im Winter schon vorgeheizt und die gefrorene Scheibe getaut, noch ehe der Fahrer das Auto überhaupt aufgeschlossen hat. Quelle: dpa

Die Antwort ist gar nicht so einfach. Denn die neuen Komprimierungsverfahren für DAB+ sind äußerst effektiv und nicht mit dem betagten MP3-Algorithmus vergleichbar. Das verwendete "MPEG-4 High Efficiency Advanced Audio Coding" kurz HE-AAC (AAC+ v1) liefert bereits bei 96 kBit/s eine "sehr gute Audioqualität, die auch von Experten in Hörtests nur in Einzelfällen von uncodierten Signalen unterschieden werden können." Das zumindest behauptet das Münchner Institut für Rundfunktechnik (IRT).

Manchen überzeugt auch das nicht. Technisch versierte Hi-Fi-Fans stören sich nämlich an einem Codierungstrick, der "Spektralband-Replikation" (SBR). Stark vereinfacht ausgedrückt, spart man sich dabei die Übertragung höherer Frequenzen ab etwa 5 bis 10 kHz. Bei der Dekodierung des Musiksignals im Digitalradio werden die ausgesparten Frequenzen wieder aus den Hüllkurven der niedrigeren Frequenzen errechnet. Diese Berechnung klappt aber nur annähernd, da sie auf Annahmen basiert, die nicht unbedingt zutreffen müssen. Zwar hört das Ohr in diesem Bereich weniger kritisch, die Klangeinbußen sind also nicht dramatisch, aber ein Verlust an Klangqualität ist es eben doch.

Das ist aber nicht der einzige Trick, um Bandbreite auf Kosten des Klangs zu sparen. Es gibt auch die Möglichkeit, das Stereosignal nur in Mono zu übertragen und den Stereoeffekt später aus eingebetteten Zusatzdaten zu rekonstruieren – "parametrisches Stereo" genannt (PS).

Auf diese Weise liefern sparsame Bitraten um 64 kBit/s und weniger noch akzeptablen Radioklang. Pro Kanal können mehrere Programme stückchenweise in abwechselnden Paketen übertragen werden, das sogenannte Multiplexing. Bis zu acht und mehr Programme kann so ein Multiplex-Ensemble enthalten. Je geringer also die Datenrate umso mehr Programme. Das ist preisgünstiger und deshalb sogar für Privatsender interessant. Bislang scheuen viele Privatsender den zusätzlichen Einstieg in DAB+, der sich einfach noch nicht rechnet.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%