E-Bike Wie Hobbyradler von den Tricksereien der Profis profitieren

Mit versteckten Motoren wollen manche Radprofis Rennen gewinnen. Immerhin: Von der Technik können auch Hobbyradler profitieren.

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Bei der Cyclocross-WM in Belgien soll Femke van den Driessche (vorn) ein getarntes E-Bike gefahren haben. Quelle: Getty Images

Spektakuläre Dopingfälle haben den Radsport in Verruf gebracht. Doch selbst die engmaschigen Kontrollen von Blut- und Urinproben können die kriminelle Energie mancher Teams nicht bremsen. Nun manipulieren sie eben die Rennräder mit versteckten Motoren: Technik-Doping statt Blut-Doping.

Die Veranstalter der großen Rennen wie der gerade laufenden Tour de France, des Giro d’Italia oder der Crossrad-Weltmeisterschaften rüsten ihrerseits auf, um Betrügereien auf die Spur zu kommen. Erste Fälle haben sie aufgeschreckt. Bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften in Belgien Anfang des Jahres entdeckten Kontrolleure erstmals ein Rad mit Hilfsmotor. Es soll der belgischen Fahrerin Femke van den Driessche gehören. Die aber bestreitet, es benutzt zu haben.

Die illegalen Basteleien der Profis haben aber auch etwas Gutes: Sie beschleunigen den Trend zu immer kleineren und leichteren Elektromotoren und Akkus. Denn nur dann lassen die sich in schmalen Rennrädern verstecken.

Fakten zur Fahrradindustrie

So profitieren sogar Alltagsradler von den Tricksereien, weil E-Bikes nur noch 10 statt 25 Kilogramm wiegen. Und auch sie wünschen sich, unentdeckt zu bleiben, wenn sie mit elektrischer Unterstützung leichtfüßig Berge erklimmen. Folgerichtig reagieren die Hersteller mit Nachrüstsätzen und immer filigraneren Modellen.

Nachfrage nach unsichtbaren Motoren steigt

So bietet die österreichische Firma Vivax Assist eine clevere Lösung zum nachträglichen Einbau an: Versteckt im Sattelrohr wirkt ein 200 Watt starker Antrieb direkt auf die Tretkurbel. Ein Druck auf den Knopf am Lenker, und der Motor schiebt an. Der Akku, getarnt als Satteltasche oder Trinkflasche, hat Power für 90 Minuten. Das komplette System wiegt nur 1,8 Kilogramm und kostet ab 2900 Euro.

„Wir suchen ständig nach noch kleineren Antrieben und Akkus“, sagt auch David Horsch, Gründer der Heidelberger Edelfahrradschmiede coboc. Vor allem jüngere Kunden wollten schöne E-Bikes – ohne hässlichen Akkublock und dicken Motorknubbel. Ihnen reichen laut Horsch auch Reichweiten von 80 Kilometern, wenn nur ja niemand erkennt, dass da ein Motor mitradelt.

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Radler mit Elektrorädern sollen künftig Radwege nutzen können Quelle: dpa
Kategorie: CitybikeTestsieger: Centurion E-Fire Sport 408 Details: 2.149 Euro, Getriebenabe, Mittelmotor, 24,4 Kilo. Sehr ergonomischer und bequemer Rahmen. Dank hoher Rahmensteifigkeit läuft das Rad ruhig und spurstabil. Der starre Hinterbau schränkt den Fahrkomfort etwas ein. Federgabel und Tektro-Scheibenbremsen verrichten ihre Arbeit sehr gut. Ein Pedelec, das viel Spaß macht! Antrieb: Bosch Active Line 400 Wh Quelle/Getestet in: E-Bike 2/15, Note: 1,6 Quelle: PR
Kategorie: CitybikeTestsieger: Meridia E-spresso Sport 400 Details: 3.099 Euro, Getriebenabe, Mittelmotor, 25,6 Kilo. Antrieb: Bosch Active Line 400 Wh Sauber verarbeiteter Rahmen mit kompakter Geometrie. Die Sitzposition ist leicht sportlich, der Schwerpunkt liegt angenehm zentral. Das Fahrverhalten ist ausgewogen und gut kontrollierbar - ein echtes Spaßbike. Der kräftige Bosch-Performance-Motor und die stufenlose Nuvinci-Getriebenabe passen zum sportlichen Charakter des Testsiegers. Quelle/Getestet in: E-Bike 1/15, Note: 1,5 Quelle: PR
Kategorie: TiefeinsteigerTestsieger: Bergamont E-Ville C-N360 Details: 2.999 Euro, Getriebenabe, Mittelmotor, 26,5 Kilo. Neu definierter Tiefeinsteiger mit sportlichen Genen. Mustergültiges Fahrverhalten durch den sehr steifen Rahmen, aber der Komfort könnte höher sein. Die Antriebskombination aus kräftigem Motor und stufenloser Nuvinci-Nabe arbeitet einwandfrei. Ansprechendes Design, toll verarbeitet, hochwertig ausgestattet. Antrieb: Bosch Performance Line 400 Wh Quelle/Getestet in: E-Bike 1/15, Note: 1,5 Quelle: PR
Kategorie: TiefeinsteigerTestsieger: Falter E 8.8 Wave Details: 2.399 Euro, Getriebenabe, Mittelmotor, 25,3 Kilo. Zuverlässiger, sauber verarbeiteter Tiefeinsteiger, der spurtreu geradeaus rollt, dafür aber nicht maximal wendig ist. Die Kombination aus Antrieb und elektrisch schaltbarer Nexus-Getriebenabe funktioniert tadellos. Das Pedelec ist aufgeräumt und sauber verarbeitet. Antrieb: Shimano Steps 418 Wh Quelle/Getestet in: E-Bike 2/15, Note: 1,7 Quelle: PR
Kategorie: TiefeinsteigerPreis-Leistungs-Tipp: Corratec E-Power 2 Details: 2.399 Euro, Getriebenabe, Mittelmotor, 24,9 Kilo. Wendiger 26-Zöller mit tadellosen Fahreigenschaften. Bei Federgabel und Sattelstütze wurde zu sehr gespart: der Komfort leidet unter der wenig sensibel Gabel, auch wenn die 47 Millimeter breiten Reifen etwas von der Härte schlucken. Tadellos verarbeitet und alltagstauglich ausgestattet. Antrieb: Bosch Active Line 400 Wh Quelle/Getestet in: E-Bike 1/15, Note: 1,8 Quelle: PR
Kategorie: TourenräderTestsieger: Bergamont E-Line C XT Nyon Details: 3.199 Euro, Kettenschaltung, Mittelmotor, 22,7 Kilo. Dank des sehr steifen Rahmens wird die Kraft von Fahrer und Motor gut in Vortrieb umgesetzt. Trotz schmaler Reifen, aber dank toller Federgabel und entspannter Sitzposition, fährt sich das Rad komfortabel, das Fahrverhalten ist tadellos. Das Nyon-Display von Bosch bietet neben den üblichen Infos ein vollwertiger Navigationssystem und Fitnessfunktionen. Antrieb: Bosch Performance Line 400 Wh Quelle/Getestet in: E-Bike 1/15, Note: 1,6 Quelle: PR

Eine steigende Nachfrage nach Miniantrieben registriert auch Christian Gerlach, Geschäftsführer des Motorenherstellers Kappstein aus Gotha in Thüringen. Es gibt jedoch eine Herausforderung: „Je kleiner der Motor, desto höhere Drehzahlen muss er erreichen, um leistungsfähig zu sein“, sagt Gerlach. Höhere Drehzahlen bedeuten mehr Lärm, sie machen unter Umständen ein Getriebe notwendig, was Platz und Gewicht kostet, und erhöhen die Temperatur an der Einbaustelle des Motors.

Womit sich wiederum die Trickser im Profisport verraten. Bei der Tour de France suchen die Kontrolleure nach genau diesen Wärmeinseln mit Infrarotkameras – bereitgestellt von der französischen Atombehörde.

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