Wie oft schlägt mein Herz? Wie weit bin ich gegangen? Wie erholsam ist mein Schlaf? Diese Fragen blieben bis vor einigen Jahren unbeantwortet. Wer aber mag, kann heutzutage spielend diese Informationen sammeln. Meist reicht es dafür, ein mehr oder minder auffälliges Armband zu tragen.
Den Wunsch nach ständiger Information befriedigen inzwischen zahlreiche Wearables, wie die große Familie der Activity Tracker heißt. Der Erfolg dieser Produkte ist gewaltig. Wurden im dritten Quartal 2014 weltweit noch sieben Millionen Wearables verkauft, waren es im Vergleichsquartal 2015 bereits 21 Millionen. Das diesjährige Weihnachtsfest dürfte den Herstellern wie Fitbit und Jawbone noch besser Zahlen bescheren. Und auch Hersteller wie Apple, Garmin oder Polar, die die Funktionen eines Activity Trackers in ihre Smartwatches integrieren, profitieren davon.
Was messen die Gadgets?
Die Herzfrequenz, oder auch Puls, sagt viel über den Zustand des Körpers aus. Ein Ruhepuls, der früh am morgen sehr niedrig ist, wird meist als Hinweis auf eine gute Kondition genommen. Liegt diese unter 40 gehört der Mensch vermutlich zur Gruppe der sehr sportlichen Menschen. Einzelne Sportuhren messen aus der Herzfrequenz und der der Herzfrequenzvariabilität den Fitnesszustand. Dieser Test wird zum Beispiel im Ruhen ausgeführt. Wichtig ist, dass der Nutzer die eigene maximale Herzfrequenz kennt. Als Faustregel gilt 220 minus Alter. Das ist jedoch recht ungenau. Am leichtesten lässt sie sich mit einer Sportuhr bei einem Dauerlauf ermitteln. Dazu einen Dauerlauf von mindestens 30 Minuten, gerne länger, mit einem Sprint, wenn möglich sogar leicht bergauf abschließen.
Der Mensch schläft in verschiedenen Phasen. Zu den wichtigsten zählen die Tiefschlafphasen. In denen bewegt sich der Mensch vergleichsweise wenig. Diesen Umstand nutzen die Activity Tracker. Ihr integrierter Sensor verzeichnet keine oder wenig Bewegung. Auch unruhiger Schlaf wird somit aufgezeichnet. Einzelne Modell geben an, zu wie viel Prozent der Schlaf erholsam war.
Der Körper bewegt sich mit jedem Schritt nach vorne - und nach oben und zur Seite. Die Activity Tracker sind mit Sensoren ausgestattet, die Bewegung in jede Richtung messen. 10.000 Schritte werden oft als erstrebenswerte Zahl pro Tag angesehen. Wer viel Fahrrad fährt, macht für einen Activity Tracker im Prinzip keinen Schritt und es zählt so viel wie Auto fahren. Deswegen ist es sinnvoll, einen Tracker zu nutzen, der es erlaubt, Sporteinheiten zu aufzuzeichnen.
Neben der Frage, wie viel Kalorien der Nutzer verliert, ist für den Wunsch nach Gewichtsverlust entscheidend, wie viel er zu sich nimmt. So verbrauchen viele Sportarten weit weniger Kalorien als man sich erhofft. 1 Stunde Laufen sind unter Umständen rund 700 Kalorien - das ist gerade mal etwas mehr als eine Tafel Schokolade mit sich bringt. Wer ein Kalorientagebuch führen möchte, kommt leider nicht drum herum, dies in einer App im Smartphone einzutragen. Ein System, das erkennt, was man isst, ist bei den hier vor gestellten Modellen nicht dabei.
Was für die Ernährung gilt, gilt auch für den Wasserhaushalt. Apps wie Lifesum für Apples iOS erlauben es, die Zahl der getrunkenen Gläser Wasser einzugeben. Ein Gerät, dass dies von allein erkennt, gibt es leider nicht.
Je nach Ansprüchen und Wünsche an die Tiefe der Informationen, gibt es zahlreiche Geräte, mit denen sich die Herzfrequenz messen lässt. Das ist sowohl für die wöchentliche Laufrunde als auch bei einer Stunde Krafttraining im Fitnessstudio interessant. Da immer mehr Gerät auch die Qualität des Schlafes messen, lassen sich in groben Zügen erkennen, wie gesund ein Tag verlief. Doch nicht jedes Gadget eignet sich für jeden Sportler-Typ.
Für normal aktive Menschen
Jawbone Up 3
Das Jawbone gehört zu den unauffälligen Activity Trackern. Es misst im Gegensatz zu vielen anderen Geräten die Herzfrequenz nicht mit LED sondern Metallpunkt in der Innenseite des Armbands. Neben der Ruheherzfrequenz am Morgen wird tagsüber der Verlauf des Puls ermittelt und soll so Aufschluss über den Zustand des Trägers geben. Ausgerechnet für sportliche Aktivitäten ist es allerdings schlechter geeignet. Es ist zwar gegen Schweiß geschützt, soll jedoch weder beim Duschen oder gar Schwimmen getragen werden. Dafür ist es so unauffällig, dass es kaum stört.
Couchpoatotes, die sich entscheiden, öfter die Treppe statt des Lifts zu nehmen, die lieber zu Fuß zum Supermarkt gehen, statt das Auto zu nehmen, werden damit belohnt, dass diese Bemühungen später in der App nachzulesen sind. Auch lässt sich in der App aufzeichnen, was man alles isst.
Dafür muss jedoch das Smartphone dabei sein. Dafür reicht es aber, bei im Supermarkt gekauftem Essen, den Barcode zu scannen, die App kennt dann die Nährwerte.
Etwa 150 Euro
Polar A360
Der jüngste Activity Tracker des finnischen Herstellers bringt einige Dinge mit, die bislang Sportuhren vorbehalten waren. Deswegen ist das Armband auch etwas größer als beim Vorgänger Loop oder dem Jawbone Up. Dennoch ist es klein und bequem genug, um es den ganzen Tag und vor allem in der Nacht zu tragen. Auf der Rückseite besitzt der A360 Leuchtdioden. Auf der Vorderseite ist ein Display, auf dem jederzeit die Uhrzeit abzulesen ist. Der Besitzer muss nur den Arm so drehen als ob er auf die Uhr schauen wolle, dann schaltet sich das Display ein.
Integriert ist ebenso eine Anzahl von Trainingsprogrammen. Laufen, Radfahren, Schwimmen, Indoor-Sport sind vorhanden und auf Basis der Herzfrequenz und der Bewegungen berechnet das Armband beispielsweise grob die zurückgelegte Entfernung beim Laufen. Der Vorteil neben dem Preis gegenüber Sportuhren ist die Größe und die einfach Bedienung. Für jeden, der in erster Linie seine tägliche Bewegung protokollieren möchte und ab und zu Training aufzeichnet, reicht der A360 gut aus. Wer sein Telefon mit ihm verknüpft, bekommt zudem die sogenannten Smart Notifications aufs Handgelenk übertragen. So vibriert der A360 leicht, wenn ein Telefonanruf kommt.
Etwa 200 Euro
Ambitionierte Läufer und Gelegenheitssportler
Für Gelegenheitssportler
Jabra Wireless Pulse
Das Smartphone ist für viele Hobbyläufer ein selbstverständlicher Begleiter. Sie hören damit beim Sport Musik, mit Apps wie runtastic oder Strava messen sie die zurückgelegte Strecke und Geschwindigkeit. Andere möchten auch unterwegs erreichbar sein. Wer nur das Telefon dabei hat, muss entweder auf eine Messung der Herzfrequenz verzichten oder einen Brustgurt kaufen, der die Daten an das Telefon sendet beim Sport. Gegen den spricht vor allem, dass er stets zu spüren ist und er bei vielen Menschen Wunden auf der Haut hinterlässt.
Der Jabra Kopfhörer ist für diese Zielgruppe bestens geeignet. Er ist ein Bluetooth-Kopfhörer, der nicht nur die Musik vom Smartphone überträgt, sondern im Ohr auch die Herzfrequenz misst. Das tut er erstaunlich genau und diejenigen, die unterwegs gerne informiert werden, können sich Laufstrecke, Herzfrequenz und Schrittfrequenz ansagen lassen. Die Jabra-App zeichnet die entscheidenden Daten auf.
Etwa 200 Euro
Apple Watch
Sie hat alles, was es braucht. Die Diodenmessung ist so genau wie bei spezifischen Läuferuhren, sie besitzt einen integrierten Schrittzähler. Der größte Nachteil von Apples Smartwatch: Wer tagsüber ihre Funktionen nutzen will, wird sie nachts aufladen müssen. Oder andersrum. Ihre Grenzen findet sie in dem Moment, wo der Nutzer beispielsweise in ein Training für einen Marathon einsteigen will. Weder lassen sich mit den Apps von Apple, die in der Uhr enthalten sind, Trainings wie Intervalle programmieren, noch zeichnet sie die Herzfrequenzkurve auf, sondern ermittelt nur einen Durchschnittswert.
Wer jedoch mit dem Kauf einer Smartwatch liebäugelt und gerne wöchentlich zwei bis drei mal für eine Stunde laufen geht, eine Rund Rad fährt oder im Fitnessstudio Gewichte pumpt, dem reichen die Daten der Apple Watch. Dafür lässt sie sich bedenkenlos in der Dusche tragen.
Ab 400 Euro
Für ambitionierte Hobbysportler
Garmin 630
Das jüngste Laufuhrenmodell des Herstellers von Navigationsgeräten kommt für die Messung der Herzfrequenz nicht ohne Brustgurt aus. Viele Sportler leiden unter wunder Haut oder mögen schlicht das Gefühl nicht, den der eng sitzende Brustgurt auslöst. Die Garmin 630 kann im Gegensatz zu ihren kleineren Geschwistern dank des Sensors im Brustgurt nicht nur die Herzfrequenz messen, sondern zahlreiche Parameter der Bewegung.
Die Zahl der Schritte pro Minute wird ergänzt durch: 1) die Bodenkontaktzeit, die verrät, wie lange der Fuß am Boden war. Je kürzer, desto besser 2) die Schrittlänge 3) Balance der Bodenkontaktzeit, die darüber informiert, wie gleichmäßig der rechte und linke Fuß aufsetzen und zuguterletzt 4) dem sogenannten vertikalen Verhältnis. Das zeigt, das Verhältnis, wie hoch der Fuß genommen wurde, während er eine bestimmte Strecke zurückgelegt hat. Für sehr ambitionierte Hobbyläufer ergibt sich eine Datenfülle, die gezielt eingesetzt werden kann, um das Lauftraining zu analysieren.
Etwa 450 Euro inklusive Brustgurt
Stryd
Der Stryd besteht aus einem einfachen Sensor, der an einen Brustgurt angeschlossen wird, wie man ihn von allen Herstellern kennt. Er lässt sich koppeln mit der vorhandenen Sportuhr oder dem Telefon. So weit, so normal. Was das Ergebnis einer Kickstarter-Kampagne von allen Geräten am Markt unterscheidet, ist die Messung von Watt beim Laufen. Bislang ist Wattmessung im Radsport bekannt, wo an der Kurbel die Kräfte gemessen werden, die der Fahrer tritt. Der Sieger der Tour de France, Christopher Froome, gilt als Daten-Narr, der zusammen mit seinem Team stets genau berechnen konnte, wie stark er treten kann und darf.
Das unscheinbare Teil Stryd will die Wattmessung im Laufen einführen. Der Vorteil für den Läufer: Faktoren wie Wind und Steigungen werden in der Berechnung der Anstrengung mit einbezogen. Was der Radfahrer seit Jahren ablesen konnte, kann damit auch der Läufer.
Die Wattmessung für Läufer steht damit in den Startlöchern. Bislang war das Gerät, das 150 Dollar kostet, nur für die Unterstützer auf Kickstarter erhältlich, aber 2016 soll das Gerät in den Handel kommen.
Voraussichtlich etwa 150 Euro