Fitnesstracker machen Angst "Eichen Sie Ihren Körper"

Trendthema beim Mobile World Congress: Fitnessarmbänder der neuesten Generation erfassen immer mehr Daten - und sollen das Sporttreiben verbessern. Nur nicht nervös machen lassen, rät der Wissenschaftler Ingo Froböse.

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Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln ist bei allen Themen rund um Sport und Fitness am Start Quelle: PR

Herr Froböse, auf dem Mobile World Congress werden neben Smartphones auch neue Fitnesstracker vorgestellt. Neben Schrittzählung können immer mehr sowohl den Schlaf aufzeichnen als auch die Herzfrequenz messen. Ein hilfreiches Instrument, oder Spielerei?

Ingo Froböse: Das Problem sind weniger die Geräte, sondern der Wissensstand der Nutzer. Einige Daten sind für den Laien oft wertlos, denn es fehlt das nötige Hintergrundwissen, um die Zahlen sinnvoll zu nutzen.

Was zum Beispiel?

Nehmen wir die Herzfrequenzvariabilität, die heutzutage von einigen Geräten gemessen werden kann. Damit können sie den Leistungsstand eines Menschen beurteilen. Das Problem ist, dass je höher die Variabilität ist, desto mehr zeigt das einen gesunden Zustand des Nutzers an. Viele Menschen denken bei hoher Herzfrequenzvariabilität zunächst an das sprichwörtliche "unruhige" Herz. Dass es ungleichmäßig schlägt. Damit hat es aber nichts zu tun.

So können Werte Menschen ängstlich und nervös machen. So erzielt man unter Umständen sogar das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte: Eine bessere Gesundheit.

Diese Gadgets vermessen Ihren Körper
Für Jedermann: Was macht mein Herz, wie schlafe ich und bewege ich mich genug? Polars Activity Tracker A360 ist ein dezenter Begleiter über 24 Stunden Quelle: PR
Für Abnehmwillige: Der Healbe erspart dem Nutzer, was andere Activity Tracker brauchen: Die Eingabe der verzehrten Kalorien. Das errechnet das 300 Dollar teure Band selber, ebenso den Stresslevel der vergangenen 24 Stunden. Quelle: PR
Für aktive Nichtsportler: An dritter Stelle ist das Symbol für die Zahl der Treppenstufen, die der Nutzer zurückgelegt hat. Ein Höhenmesser ermöglicht diese Angabe in der Garmin Vivoactive HR, die auch die Herzfrequenz am Arm misst. Quelle: PR
Für Laufpedanten: Das portugiesische Unternehmen Kinematix stellt den Tune her, eine Sohle mit Sensoren, die misst, wie der Läufer seinen Fuß bewegt. Quelle: PR
Für ambitionierte Schwimmer: Der Freebee Arc richtet sich speziell an Schwimmer und misst Kalorienverbrauch und andere Daten in allen vier Schwimmstilen. Quelle: PR
Für sehr ambitionierte Schwimmer: Auch der XMetrics Pro des gleichnamigen italienischen Herstellers ist für ambitionierte Schwimmer. Am Hinterkopf misst er die Bewegung und gibt üben Kopfhörer Rückmeldung über den Schwimmstil. Quelle: PR
Für Angeber: 1000 Stück werden von diesem Smartshoe von Digitsole hergestellt. Er zieht sich automatisch zu, heizt, zählt die Schritt und soll die verbrauchten Kalorien ermitteln. So lange man ihn trägt. Quelle: PR

Wenn ich das aber einmal verstanden habe, kann ich das ja dennoch als Maßstab für meine Gesundheit nehmen. Was für weitere Probleme muss ich beachten?

Was alle diese Geräte schlecht bewerten können, ist die Tagesform. Wir sind nicht an allen gleichen Tagen gleich gut drauf. Unsere Werte schwanken also, ohne dass es ein großer Grund zur Besorgnis ist. Zudem fühlen sich Menschen von Werten überfordert, die so nicht unbedingt für sie angemessen sind.

Die Highlights des Mobile World Congress
LG G5 Quelle: AP
Samsung Galaxy S7 Quelle: AP
Will.i.am mit Uhr Quelle: dpa
360 VR von LGLG macht den VR-Trend mit und bringt passend zum MWC seine VR-Brille 360 VR auf den Markt, die als Zubehör für das neue Smartphone-Flaggschiff G5 gedacht ist. Die Brille ist ausgestattet mit zwei 13 Megapixel-Weitwinkellinsen und drei Surroundsound-Mikros. Mit einem Kabel wird sie an das Smartphone angeschlossen. Der Preis ist noch nicht bekannt. Quelle: dpa
Epson präsentiert Augmented-Reality-Brille Quelle: Presse_Epson
Kabelloser Datenfluss bei Skoda Quelle: obs
bq Aquaris M10 Ubuntu Edition Quelle: Presse_bq

Wieso?

Die Fitnesstracker berechnen ihre Aussagen über den Zustand auf Basis von Daten von gesunden Menschen. Die Algorithmen arbeiten mit Datenmaterial, das nicht berücksichtigt, wenn Menschen krank oder sehr alt sind. Die Geräte arbeiten mit Normwerten, die nicht existieren. Training kann nur individuell sein.

Was also tun?

Eichen Sie ihren Körper. Nutzen Sie Activity Tracker und Sportuhren zur Dokumentation. Aber hören Sie auf ihren Körper. Bilden Sie die eigene Kompetenz und gleichen ihr Gefühl mit den Daten der Geräte ab. Steht das Körpergefühl in Kongruenz zu den Daten? Wenn das über längere Zeit der Fall ist, dann können Sie das Fitnessarmband auch wieder ablegen.

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