iPhone 5S Der große Hype um den Fingerabdruck

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Eine neue Ära der Biometrie

Der Einfluss von Apple auf die Aktie des schwedischen Unternehmens erstaunt auf den ersten Blick. Denn Chef Tim Cook und sein Innovationsteam sind nicht die ersten, die mit so einer Fingerabdruck-Analyse auf den Markt gehen. Die Technik gilt als eine der ältesten und ausgereiftesten biometrischen Techniken der Welt. Aus der Kriminologie ist sie nicht mehr wegzudenken. Und seit dem 1. November 2005 wurden die biometrischen Fingerabdrücke auch bei der Ausstellung von Reisepässen eingeführt. Inzwischen haben aber auch erste Unternehmen wie Lenovo den Fingerabdruck-Sensor auf dem Notebook ThinkPad eingeführt. Auch Microsoft, HTC und Toshiba haben Smartphones und Notebooks mit dem Sensor auf den Markt gebracht.

Mit dem iPhone 5S könnte der Finger-Abdruck-Sensor nun eine neue Ära der Biometrie einläuten.

Biometrie ist viel mehr als nur der Fingerabdruck-Scan. Ganz allgemein beschäftigt sich die Wissenschaft mit Messungen an Lebewesen und den dazu erforderlichen Mess- und Auswertungsverfahren. Zur Personenidentifikation hat man die Biometrie schon früh als Erkennungsverfahren eingesetzt. 1879 entwickelte der französische Kriminalist Alphonse Bertillion ein System zu Identifizierung von Personen anhand von elf Körperlängenmaßen. Durch die Datensammlung von Körperlänge, Armspannweite, Sitzhöhe, Kopflänge, Länge und Breite des Ohres, Länge der Füße und einzelner Finger, sollten so Wiederholungstäter leichter erkannt werden.

Inzwischen haben Sensoren und Scanner das manuelle Messen abgelöst. Hochleistungsrechner werten unzählige Daten aus. Die Möglichkeiten der Biometrie sind entsprechend weitgreifend. Nicht nur statische Daten, sondern auch ganze Bewegungsabläufe können erfasst werden.

Wie der Fingerabdruck-Sensor funktioniert

Bereits heute wird an Kameratechnik geforscht, die den Gang des Menschen analysiert und wiedererkennbar macht. Bankkunden sollen sich künftig per Iris-Scan ausweisen können und Sony hat bereits im Xperia S eine Gesichtserkennung zum Entsperren eines Gerätes eingebaut. Sogar die feinen Unterschiede im individuellen Tippverhalten von Menschen auf einer Tastatur lässt sich inzwischen auswerten und eindeutig zuordnen.

Hinter all diesen Projekten stehen auch deutsche Forschungshochburgen, wie das Karlsruher Institut für Technologie (K.I.T.) oder das Fraunhofer-Institut. Doch auch deutsche Unternehmen sind Global Player in dem Feld. Da ist zum Beispiel Cognitec aus Dresden. Das Unternehmen ist führend für Technologien im Bereich der Gesichtserkennung. Dermalog aus Hamburg hingegen ist ein Spezialist für die Analyse von Fingerabdrücken. Beide Unternehmen würden von mehr Akzeptanz beim Einsatz biometrischer Lösungen profitieren.

"Der Markt wird die Technologie annehmen", sagt auch Oliver Raabe, Jurist und Forschungsgruppenleiter am Karlsruher Institut für Technologie (K.I.T.). "Da hilft auch das Jammern der Datenschützer nicht."

Mit dem Datenschutz ist es bei Innovationen immer so eine Sache. Besonders in Deutschland wird genau hingeschaut. Einst hat die Kritik an der Stammzellenforschung dafür gesorgt, dass die großen Durchbrüche nicht hierzulande, sondern im Ausland kamen. Vor dem Hintergrund der NSA-Spionage-Affäre ist die Sorge vor der Weitergabe sensibler Daten besonders groß. Etliche Datenschützer haben bereits davor gewarnt, biometrische Daten, die ein Leben lang mit einer Person in Verbindung gebracht werden können, herauszugeben.

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