Was gleichzeitig bedeutet, dass Mindstorms der Idee Lego tatsächlich eine völlig neue Dimension hinzufügt. Normalerweise geht es darum, sich ein Modell auszudenken und solange Plastikteile zusammenzustecken, bis das Erträumte vor einem steht. Das allein kann Menschen Jahre beschäftigen: beispielsweise, wenn sie den Kölner Dom im Legomaßstab nachbauen.
Wem das noch nicht Herausforderung genug ist, der kann sich Mindstorms zulegen. Damit sind dann zwar optisch vielleicht nicht so grandiose, dafür aber sehr viel nützlichere Modelle möglich. Hier beispielsweise löst ein EV3 einen Rubic Zauberwürfel und sortiert ihn aus jeder beliebigen Verwürfelung wieder in den Auslieferungszustand zurück.
Über den Nutzen lässt sich streiten, aber es zeigt die Möglichkeiten. Der Farbsensor erkennt zuerst die Position der einzelnen Felder auf dem Würfel, der ARM-Prozessor im Brick berechnet dann die notwendigen Züge, die Motoren erledigen schließlich die Sortierung. Programmiert wurde der Roboter allerdings nicht mit der legoeigenen bausteinartigen Software. David Gilday hat das Programm dazu in C++ geschrieben – was nur beweist, dass sich der Brick hacken lässt. Er basiert auf Linux, einem offenen Betriebssystem.
Einen etwas praktischeren Ansatz wählte Peter Purgathofer, Professor der Wiener TU. Er nutzte Mindstorms um zu zeigen, dass jeder Kopierschutz umgangen werden kann, auch der von einem Kindle E-Book-Reader. Sein Lego-Roboter hält einen Kindle und blättert durch dessen Seiten, während eine Kamera sie abfotografiert und ein Computer die Buchstaben in den Bildern erkennt und wieder in ein E-Book umwandelt.
Auch eine formschöne Digitaluhr lässt sich damit bauen. Ziemlich vielseitig also. Außerdem gibt es noch eine App, um seine Roboter via Smartphone oder Tablet zu steuern. Diese Software ist ebenfalls riesig. Ist sie installiert, können verschiedene Steuerbausteine auf einer Oberfläche angeordnet werden. Das Gerät verbindet sich via Bluetooth mit dem Brick im Roboter. Über die App ist es auch möglich, die Modelle mit gesprochenen Befehlen zu lenken.
Mindstorms ist also nicht vorrangig zum Spielen gedacht. Ingenieure nutzen es, um schnell Lösungen für Probleme zu finden. Für ein Spielzeug wäre es auch ziemlich teuer. Der Basiskasten Robotik von EV3 kostet 350 Euro. Wer Spaß daran hat, will schnell mehr. Im normalen Legoladen gibt es die Teile dafür nicht und auch noch nicht auf der deutschen Legowebsite. Kaufen kann man das Zubehör derzeit nur auf der Website von Lego Education. Dort muss man für die Sensoren und Motoren dann zwischen 25 und 45 Euro bezahlen, für den programmierbaren Brick gar 240 Euro.