Die Frage ist, ob solche Klangnuancen wirklich noch hörbar sind. Oder anders ausgedrückt: Kann Musik aus einem mobilen Player wirklich feiner klingen als von CD und ist das überhaupt noch sinnvoll? Die Antwort darauf ist nicht unkompliziert. Denn erstens hängt der Klang auch davon ab, wie gut der Toningenieur oder Produzent im Studio gearbeitet hat. Die technisch vermurkste Studio-Session klingt auch auf exklusivem Equipment nicht besser, eher im Gegenteil.
Historische Aufnahmen, die vielleicht in den 60er Jahren oder noch früher entstanden, haben oftmals gar nicht mehr das Potenzial für hochauflösende Wiedergabe. Zudem hängt der Klang auch ganz wesentlich von der Qualität des Players und des Kopfhörers ab.
Am besten lässt sich die Frage nach dem Sinn der qualitativ hochwertigen Musikwiedergabe beantworten, wenn man es einfach mal ausprobiert. Die Wiwo-Redaktion hat in zwei exklusive Player reingehört, den bereits erwähnten und 999 Euro teuren HM-901 von Hifi Man und den AK240 von Astell & Kern für 2499 Euro. Beide Geräte sind mit einer üppigen Musikauswahl ausgestattet, von Klassik bis Jazz ist alles dabei - zumeist noch in mehreren Versionen, so dass man sinnige Klangvergleiche zwischen Dateiformaten wie MP3, WAV oder FLAC anstellen kann.
Die Streaming-Anbieter im Internet
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2008
Sitz: Berlin
Musikangebot: kein lineares Streaming
Besonderes: Auswahl von Stationen für Musikgattungen und Stimmungen, kostenloses Angebot mit Werbung und Abo-Modell
Typ:On-Demand-Streaming
Gestartet: 2007
Sitz: Paris
Musikangebot: 35 Millionen Titel
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2002
Sitz: London
Musikangebot: kein lineares Streaming
Besonderes: Spielt nach Angabe von Lieblingsgruppen Musik von ähnlicher Richtung
Typ: Radio-Streaming
Gestartet: 2000
Sitz: Oakland, Kalifornien
Musikangebot: Spielt nach Vorgaben der Nutzer Musik in ähnlicher Richtung, in Deutschland nicht verfügbar
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2005
Sitz: Berkeley, Kalifornien
Musikangebot: 16 Millionen Titel. In Deutschland nicht verfügbar
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 1999 als Tauschplattform, seit 2005 als kommerzieller On-Demand-Service
Sitz: Los Angeles
Musikangebot: 25 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2011
Sitz: London
Musikangebot: mehr als 22 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2010
Sitz: San Francisco
Musikangebot: mehr als 30 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2009
Sitz: Köln
Musikangebot: mehr als 25 Millionen Titel
Typ: On-Demand-Streaming
Gestartet: 2008
Sitz: Stockholm
Musikangebot: über 20 Millionen Titel
Hohe Qualität ist Gewöhnungssache
Die erste halbe Stunde Hörprobe ist ernüchternd. Man hört erst einmal gar nichts, außer eben Musik. Die klingt nicht spektakulär anders als vom iPod. Die naive Erwartung, eine klangoptimierte Studio-Master-Aufnahme aus dem sündteuren Musikplayer werde sofort eine völlig neue Dimension eröffnen, wird enttäuscht. Denn das hochwertige Klangerlebnis muss man sich erst mal verdienen, man muss konzentriert lauschen und langsam die Nuancen heraushören. Es kann einige Zeit dauern, bis man in die Welt dieser Musikwiedergabe eingedrungen ist - dann ist man allerdings begeistert. Startet man später wieder eine Aufnahme als MP3, hört man plötzlich die Grenzen des Uralt-Formats. Dessen Algorithmen folgen psychoakustischen Regeln und rechnen deshalb leise Stellen gerne weg. Schließlich muss ja irgendwo Speicherplatz gespart werden. Genau deshalb fehlen dann aber winzige Hall- oder Echo-Effekte in der Aufnahme, die dem aufmerksamen Zuhörer ein Gefühl für den Raum geben, in dem ein Konzert stattfindet.
Ein Schubert-Streichquartett klingt mit dem iPod wie ein Streichquartett. Mit dem Astell & Kern klingt es wie ein Streichquartett, bei dem die Musiker in einem großen holzgetäfelten Saal sitzen, der Cellist beim Rondo seinen Einsatz um eine Zehntelsekunde verpasst, und der Mann an der Bratsche beim Andante ungeduldig auf dem Stuhl herumrutscht. Für Kenner also ein großer Genuss.