Netzwelt Vom Wert der Vielen im Internet

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Illustration von Sascha Lobo Quelle: Nana Rausch/Quickhoney

Dieses lose verteilte Wissen im Netz können die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen konkret für sich nutzen. Neben der schon erwähnten Internet-Seite "Innocentive", gibt es dazu beispielsweise das Online-Netzwerk "Legal Onramp", in dem öffentlich juristische Probleme diskutiert werden. In geschlossenen, von Kanzleien betriebenen Unter-Foren werden mit den Klienten konkrete Strategien für einzelne Fälle erarbeitet.

Unternehmen können das Wissen von Chemikern, Juristen oder Ingenieuren effizienter für sich nutzen, indem sie vom Internet lernen. Die eigenen Kenntnisse weiterzugeben muss auch Spaß machen.

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Erfolg der sozialen Netzwerke für Unternehmen ist jedoch eine andere. Es ist die, dass in der kollektiven Intelligenz ein sozialer Mehrwert liegt, ein „Socially Added Value“. Das Paradebeispiel für diesen Mehrwert ist das erwähnte iPhone und seine Applikationen. Und auch der eigentliche Erfolgsmotor von Google wird zwar oft nicht als soziale Vernetzung erkannt, aber genau darum handelt es sich: Als erste Suchmaschine erkannte Google den Wert des Links von einer Seite auf die andere. Er bildet die Basis der Suchalgorithmen und Trefferlisten der Suchmaschine. Durch den von Menschenhand gesetzten Link bilden sich gleichsam Beziehungen ab.

Die Pflicht für jedes innovationsgetriebene Unternehmen im Jahr 2010 heißt deshalb, alles daran zu setzen, den Wissensschatz zu heben, der in seinem direkten Umfeld, im Netz zwischen Mitarbeitern, Kunden, Zuliefereren, potenziellen Kooperationspartnern und der interessierten Öffentlichkeit liegt. Dieses Interesse muss allerdings nicht immer finanziell sein. Soziales Kapital zum Beispiel in Form von Anerkennung kann vollständig an die Stelle des Geldes treten. Das soziale Netzwerk wird dann zum sozialen Nutzwerk.

Kollektive Intelligenz zu nutzen schmiedet unerwartete Allianzen: Mitte Februar haben sich die führenden Telekommunikationsanbieter und Hersteller von Mobiltelefonen wie SonyEricsson und Deutsche Telekom in einer "Open Global Alliance" zusammengetan. Sie verfügen über die schwindelerregende Reichweite von mehr als drei Milliarden Kunden. Ihr Ziel: der Kampf gegen Apples Marktführerschaft für mobile Software. Bemerkenswert ist, wie sie es verfolgen: Die "Wholesale Applications Community" möchte für ihren wichtigsten Zukunftsmarkt eine weltweite Gemeinschaft von Entwicklern schaffen, die auf Offenheit und Transparenz basiert und von der alle profitieren sollen. Das Ergebnis ist offen, aber wenn sich Konkurrenten verbünden, ihr Wissen teilen wollen und auf eine Community zur Lösung ihres strategischen Problems setzen, dann ist das ein Zeichen für den Anbruch einer neuen Zeit.

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