Nikon, Canon, Sony Superzoom-Kameras im Praxistest

Sie protzen mit extremen Telebrennweiten, versprechen beste Bildqualität und üppige Ausstattung – und sind nicht mal teuer. Doch was taugen die Superzoom-Kameras wirklich? Wiwo.de hat vier Modelle im Praxistest ausprobiert.

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Produkte mit dem gewissen Zoom-Faktor
Nikon Coolpix P600Highlight der Coolpix P600 ist das 60fach-Zoomobjektiv (24 - 1.440 mm, Kleinbild). Der Monitor ist nach allen Seiten dreh- und schwenkbar. WLAN zur Fernsteuerung der Kamera via Smartphone ist ebenfalls dabei. Die Kamera ist in Rot oder Schwarz erhältlich. Preis: circa 350 Euro Quelle: PR
Sony DSC-H400Preiswerte Superzoom-Kamera mit einfacher Bedienung, 63fach-Zoomobjektiv und starkem Steadyshot-Bildstabilisator. Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 299 Euro Quelle: PR
Canon Powershot G3XCanons neue Powershot ist eine hochwertige Kompaktkamera mit vergleichsweise großem Bildsensor (1,0 Zoll, 12,8 x 9,3 mm) und starkem Zoomobjektiv (25fach). Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 899 Euro Quelle: PR
Canon Powershot SX60 HSGute Hobbykamera mit mächtigem 65fach-Zoomobjektiv, frei schwenkbarem Display und WLAN. Die Brennweite reicht von 21 bis 1365 mm. Trotz des relativ kleinen Sensors (1/2,3 Zoll, 5,6 x 4,2 mm) bringt die SX 60 HS im Verbund mit dem Digic-6-Bildprozessor gute Bildqualität. Auch ein elektronischer Sucher ist integriert. Preis: 499 Euro Quelle: PR
Nikon Coolpix P900Üppig ausgestatteter Digicam-Bolide mit sagenhaftem 83fach-Zoomobjektiv (24 bis 2000 Millimeter (Kleinbild)). Viele Einstellmöglichkeiten, ein frei schwenkbares Display sowie WLAN und GPS überzeugen. Einen ausführlichen Testbericht finden Sie hier. Preis: 619 Euro Quelle: PR
Canon Powershot SX710 HSSehr kompakte Digicam mit 30fach-Zoom (25 - 750 mm, Kleinbild) und 5-Achsen-Bildstabilisator. Filmt Full-HD-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde und lässt sich dank WLAN-Modul auch via Smartphone steuern. In Rot oder Schwarz erhältlich. Preis: 329 Euro Quelle: PR
Nikon Coolpix L830Preiswerte Digicam für Einsteiger mit 34fach-Zoom (22,5 - 765 mm, Kleinbild) und 5-Achsen-Bildstabilisator. Das Display ist nach oben und unten schwenkbar. Der CMOS-Bildsensor ist mit 1/2,3 Zoll (5,6 x 4,2 mm) ziemlich klein. In Onlineshops ist die Nikon schon für weniger als 200 Euro zu haben. Die L830 dreht auch Full-HD-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Preis: ab 150 Euro Quelle: PR

Superzoom-Kameras sind nicht teuer. Schon für weniger als 300 Euro gibt es die Digicams mit den Riesenobjektiven. Aber kann so ein "Plastikbomber" mit einer Telebrennweite von 1000 mm oder mehr tatsächlich akzeptable Bildqualität abliefern?

Die Wiwo-Redaktion hat vier aktuelle Digicams in einem ausführlichen Praxistest ausprobiert. Die verfügen zwar allesamt über leistungsfähige Bildstabilisatoren. Trotzdem gelingen die Aufnahmen im extremen Telebereich sicherer mit Stativ, vor allem, wenn schlechte Lichtverhältnisse Verschlusszeiten von mehr als einer 1/100 Sekunde verlangen.

Deshalb haben wir bei einigen Fotos das Rollei Compact Traveler No.1 als Stativ verwendet. Das Rollei ist ein leichtes und doch ausreichend stabiles Stativ.

Nikons Coolpix P900 ist mit dem Superzoom-Objektiv ebenso schwer und massig wie eine Spiegelreflexkamera, aber für 619 Euro immer noch wesentlich billiger als eine Spiegelreflexkamera mit Supertele. Quelle: Mehmet Toprak

Nikon Coolpix P900: Rekordverdächtiges Supertele

Mit einem optischem 83fach-Zoom und einer sagenhaften Brennweite von 24 bis 2000 Millimeter (Kleinbild) steht Nikons Coolpix P900 in der Riege der Superzoom-Kameras in der ersten Reihe. Dementsprechend massiv ist das Gerät geraten: groß wie eine Spiegelreflex und mit fast 900 Gramm ebenso schwer. Der optische Aufbau mit 16 Linsen in 12 Gruppen benötigt nun mal einen dicken Objektivtubus und der schlägt aufs Gewicht. Der CMOS-Bildsensor fällt dagegen mit 1/2,3 Zoll (5,6 x 4,2 mm) sehr klein aus. Riesenobjektiv und Minisensor, das ist eine Kombination, die in Sachen Bildqualität eher skeptisch stimmt.

Die Befürchtungen erweisen sich im Praxistest aber schnell als unbegründet. Für eine Kamera, die für Einsteiger und Hobbyfotografen gedacht ist, ist die Bildqualität gut. Ausreichende Schärfe, natürliche Farben und Kontraste - mehr kann man von einer Consumerkamera nicht erwarten. Nikon hat der P900 hochwertige Super-ED-Glas-Linsen (Super ED, Extra-low Dispersion) spendiert. Diese gewährleisten gute Farbabbildung.

Die P900 im Praxistest
Nikons Coolpix P900 bietet Hobbyfotografen gute Bildqualität mit ausgeglichenen Farben und guter Detailschärfe. Quelle: Mehmet Toprak
Rekordverdächtig: Das 83fach-Zoomobjektiv holt mit seiner Brennweite von maximal 2000 mm auch sehr weit entfernte Objekte heran.
Trotz Bildstabilisator ist der Einsatz eines Stativs sinnvoll. Im Praxistest haben wir das leichte Reisestativ Rollei Compact Traveler No.1 verwendet. Quelle: Mehmet Toprak
Ein Standpunkt, zwei Fotos. Der 83fach-Zoom der Nikon Coolpix P900 ist das mächtigste Zoomobjektiv im Praxistest und kommt deshalb näher an das Gebäude heran als alle anderen Digicams. Das große Bild wurde mit Weitwinkel (24 mm) aufgenommen, das kleine mit der maximalen Telebrennweite (2000 mm). Quelle: Mehmet Toprak
Erstaunliche Brennweite: Das Foto wurde nicht von Apollo 11 beim Anflug auf den Mond geschossen, sondern von einem Balkon in München mit einer Nikon Coolpix P900. Quelle: Mehmet Toprak
Nikon Coolpix P900: Verlängert man die Brennweite noch zusätzlich durch den Digitalzoom, lässt die Bildqualität deutlich nach. Quelle: Mehmet Toprak
Nikons Coolpix P900 ist mit dem Superzoom-Objektiv ebenso schwer und massig wie eine Spiegelreflexkamera, aber für 619 Euro immer noch wesentlich billiger als eine Spiegelreflexkamera mit Supertele. Quelle: Mehmet Toprak

Dicke Luft bei Supertele

Mit einem Spitzentele für mehrere tausend Euro kann die P900 natürlich nicht mithalten. Im Telebereich weichen die Kontraste auf und die Schärfe lässt nach. Außerdem wirken die Bilder mit steigender Brennweite wie durch einen Schleier geknipst. Das ist allerdings nicht der Technik anzulasten. Die Optik muss bei entfernt liegenden Motiven viel mehr Luftmasse "durchdringen". Wechselnde Temperaturzonen und Wind lassen bewegte Luftschichten mit unterschiedlichem Lichtbrechungs-Index entstehen. Auf diese Weise entstehen dunstige Bilder oder das typische Flimmern im Telebereich. Damit sind auch teurere Objektive überfordert.

Einen erstaunlich guten Job macht der Bildstabilisator. Tatsächlich gelingen mit der Nikon auch bei voll ausgefahrenem Tele viele unverwackelte Schnappschüsse.

Tipps: So nutzen Sie die Superzoom-Kamera

Durch die zweckmäßige Bedienung macht das Fotografieren mit der Coolpix P900 Spaß. So findet sich beispielsweise auf der linken Seite des Objektivs ein zusätzlicher Hebel zum Verstellen der Brennweite. Ein sinnvolles Feature ist die Überblickstaste. Hat man beim Ranzoomen an ein Objekt die Kamera verzogen und das Objekt aus dem Blick verloren, dann fährt das Objektiv durch Tastendruck auf Weitwinkel zurück. So kann man das Objekt wieder ins Visier nehmen. Lässt man die Taste los, fährt das Zoomobjektiv wieder an das Objekt heran.

Daneben lässt sich die Brennweite auch in Zoomstufen verändern. Dann fährt die Kamera nicht einfach von Weitwinkel bis Tele durch, sondern macht bei jeder Stufe halt. Will der Fotograf noch näher heran, betätigt er den Zoomhebel einfach wieder.

Praxisnah ist auch das frei schwenkbare Display. Akkupower sparen kann der Nutzer mit dem zusätzlichen elektronischen Sucher. Hobbyfotografen finden reichlich Einstellmöglichkeiten, und neben WLAN ist auch ein GPS-Empfänger integriert.

Fazit: Gelungener Superzoom-Bolide

Die Coolpix P900 ist eine üppig ausgestattete Superzoom-Kamera mit riesigem Brennweitenbereich und guter Bildqualität. Durch die vielen Einstellmöglichkeiten und das durchdachte Bedienkonzept macht die P900 auch Hobbyfotografen Spaß. Der Preis ist angemessen.

Preis: 619 Euro

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