Hobbyfotografen haben eine neue Leidenschaft. Sie fotografieren beim Tauchen, beim Surfen, beim Bergsteigen oder beim Skifahren. Unterwasserkameras oder gepolsterte Taschen für den Schutz der Kamera gab es auch schon früher, doch neu ist die enorme Vielfalt schicker, kompakter und einfach zu bedienender Digicams für den Action-Fotografen. Die Auswahl ist groß und die Fotobranche freut sich. Laut Photo-Industrieverband stieg beispielsweise 2012 der Verkauf von Actioncams um 450 Prozent auf 165.000 Stück an.
Die Begeisterung der Käufer ist durchaus verständlich, denn der Spaßfaktor der Outdoor-Kameras ist enorm hoch.
Die verschiedenen Kamerakonzepte
Wasserdicht und robust sind alle Geräte. Doch davon abgesehen sind die Unterschiede groß. Inzwischen gibt es aber so viele unterschiedliche Gerätetypen, dass es schwierig wird, die Konzepte auseinanderzuhalten. Action-Camcorder, Outdoor-Kameras, Active Camcorder oder All-Weather-Digicam, bei all dem Wortgeklingel weiß der Käufer oft nicht mehr, welche Kamera sich für welchen Zweck eignet.
Mit dem Begriff Action-Camcorder sind die extrem kompakten Videokameras gemeint, die Sportler auf dem Mountain-Bike, beim Fallschirmspringen oder beim Surfen benutzen. Die Minikameras werden mit verschiedenen Halterungen geliefert. Damit kann man sie am Helm, am Arm oder auf dem Surfboard befestigen. Bekannte Vertreter dieser Produktgattung sind die HD Hero von Gopro oder die Rollei Bullet 5S. Für Schnappschüsse auf der Straße sind diese spezialisierten Action-Camcorder nicht geeignet. Eine Marktübersicht bietet übrigens dieser ausführliche Wiwo-Bericht:
Was Hersteller wie Panasonic als Active Camcorder vermarkten, sind wasserdichte und frostsichere Videokameras, die Hobbyfilmer nutzen, um Freunde und Familie beim Tauchen, beim Strandurlaub oder Skifahren zu filmen. Fotos schießen die Camcorder wie etwa Sony HDR GW55VE natürlich auch, doch der Schwerpunkt liegt beim Filmen. Die Camcorder beherrschen in der Regel mehrere Videoformate, filmen Full-HD-Videos mit mindestens 30 Bildern pro Sekunde und verfügen über einen feinfühligen Zoomhebel.
Mit GPS und Kompass
Die größte Auswahl bietet der Markt bei den Digicams, die mit dem Zusatz "Outdoor" oder "All Weather" versehen sind. Diese digitalen Kompaktkameras sind je nach Preisklasse bis zu einer Tiefe von 5 oder 10 Metern wasserdicht, vor Erschütterungen geschützt und arbeiten auch im Winter bei Temperaturen bis minus 10 Grad. Teure Modelle überstehen den Tauchgang bis zum Korallenriff in 15 Meter Tiefe und nehmen es auch nicht übel, wenn sie im Reisegepäck gequetscht werden oder der schusselige Sohn drauftritt.
Die besseren Digicams der aktuellen Generation bieten darüber hinaus Funktionen wie GPS, elektronischer Kompass, Barometer und Höhenmeter. Diese Daten lassen sich auch in die Fotodatei schreiben.
Bildqualität fast erstklassig
Wie steht es mit der Bildqualität? Unterwasserkameras stehen im Ruf, hier nicht mit herkömmlichen Apparaten mithalten zu können. Das stimmt nur zum Teil. Schließlich sind Glaslinsen, Bildsensor und Bildprozessor oft die gleichen wie bei der herkömmlichen Digicam. Außerdem bieten alle Outdoor-Modelle bei Fokus, Belichtung, Motivprogrammen und Effektfiltern eine ähnliche Funktionsvielfalt. Die von der Digicam gewohnten Optionen wie Spot- oder Mehrfeldmessung, Fokus-Nachführung, ISO-Wert-Einstellung, Szenenwahl und Effektfilter beherrschen die Sportler ebenfalls.
Versenktes Objektiv
Einen Haken gibt es aber doch, und der hängt mit der Bauweise des Objektivs zusammen. Alle Outdoor-Kameras haben ein fest im wasserdichten Gehäuse versenktes Objektiv. Kein außenliegender Zoomring, kein Objektiv-Tubus, der beim Einschalten der Digicam ausfährt. Die Zoomfunktion lässt sich nur durch das Verschieben der Linsenkonstruktion innerhalb des Gehäuses ausführen. Damit sind dem Spielraum bei der Brennweite gewisse Grenzen gesetzt. Eine Supertelebrennweite wie in der Sport- oder Tierfotografie ist mit einem fix eingebauten Objektiv nicht möglich. Der optische Zoom bewegt sich deshalb bei den Unterwassermodellen immer im Bereich zwischen 24 Millimeter Weitwinkel und 140 Millimeter Tele, was allerdings für die meisten Motive völlig ausreicht.
Hinzu kommt, dass aufgrund der kompakten Bauform des Objektivs auch der Bildsensor nicht besonders groß ausfallen kann. Keine Outdoor-Kamera hat einen größeren Sensor als 1/2,3 Zoll. Auch dieser Umstand setzt der Bildqualität gewisse Grenzen. An die feinen Kontraste und höchste Auflösung eines Modells mit dem großen APS-C-Sensor oder gar einer Vollformat-SLR kommen die Outdoor-Modelle nicht heran.
Doch es geht ja um dynamische Sportfotos und da geht die gebotene Bildqualität völlig in Ordnung. Dank hochwertiger Optiken und leistungsfähiger Bildprozessoren liefern eigentlich alle modernen Outdoor-Kameras sehr passable Bilder. So gesehen eignen sie sich durchaus auch für die Schnappschuss-, Reise- oder Straßenfotografie.
Die Fragen vor dem Kauf
Wer eine Outdoor-Kamera anschaffen will, sollte vorher erst mal mit sich zu Rate gehen und ein paar grundsätzliche Fragen beantworten.
Die erste Frage betrifft die Robustheit der Kamera. Muss die wirklich bis 15 Meter wasserdicht sein? Für den Strandurlaub oder den Nachmittag im städtischen Freibad reicht es schon, wenn die Kamera bis 2 Meter dicht ist. Solche Modelle gibt es schon für 200 Euro oder weniger.
Nur, wer wirklich taucht, benötigt die Schutzklasse bis zehn Meter oder tiefer. Taucher sollten dann aber auch darauf achten, wie lange die Wasserdichtheit garantiert ist. Die Hersteller geben das jeweils im Datenblatt an. Manche Digicams müssen nach zwei Stunden wieder auftauchen.
Gute Fotos auch abseits von Strand und Hochgebirge
Die zweite Frage gilt dem Motiv. Was soll eigentlich fotografiert oder gefilmt werden? Sind schnell bewegte Motive gefragt, dann sind Kameras mit sehr guter Serienbildfunktion (mindestens zehn Bilder pro Sekunde) und High-Speed-Videofunktion anzuraten. Die besten Digicams zeichnen Full-HD-Filme schon mit 60 Bildern pro Sekunde auf. Daraus lässt sich dann in der Nachbearbeitung am PC eine Zeitlupensequenz basteln. Einige Modelle wie die Olympus TG-2 schaffen sogar 240 Bilder, freilich bei reduzierter Auflösung. Auf diese Weise entstehen faszinierende Bewegungsstudien und Effekte. Das benötigt allerdings sehr leistungsfähige Bildprozessoren, was wiederum den Preis in die Höhe treibt. Wer dagegen beim Schnorchelurlaub im Roten Meer nur die bunten Fische auf den Sensor bannen will, kommt auch ohne High-Speed zurecht.
Die dritte Frage betrifft Features wie Wi-Fi-Modul und GPS. Auch diese Features verteuern die Kameras. Manche Hersteller bieten das fast identische Modell einmal als Version mit Wi-Fi oder GPS und einmal ohne an. Ein Beispiel hierfür wären Pentax' WG-3 GPS für circa 340 Euro und die WG 3 (ohne GPS) für etwa 280 Euro.
Wer Funkmodul und Geotagging nicht benötigt, kann sich getrost für das billigere Modell entscheiden.
Damit soll aber nicht gesagt werden, dass diese Features nicht ihren Nutzen hätten. Die Wi-Fi-Funktion etwa ermöglicht es, die Kamera über ein Smartphone zu steuern oder die Bilder direkt auf das Display eines Tablet-PCs oder Smartphones zu schicken. Das kann in manchen Situationen sehr nützlich sein. GPS wiederum ist praktisch, wenn man auf einer Reise fotografiert, die Fotos unterwegs auf einen Bilderdienst wie Flickr hochlädt und die Freunde dank Geotagging gleich auf einer Landkarte sehen können, wo das jeweilige Bild entstanden ist. Coole Funktionen, die der Fotografie ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Der Tipp zum Schluss
Zum Schluss noch ein Tipp: Wie oben erwähnt, machen die Outdoor-Digicams auch abseits von Strand und Hochgebirge gute Fotos. Damit wären sie auch als Zweitkamera für Besitzer einer digitalen Spiegelreflexkamera interessant. Allerdings sind die Outdoor-Modelle häufig sehr aggressiv-sportlich designt und kommen in knalligen Farben wie Orange oder Blau.
Wer stattdessen ein dezenter gestaltetes Produkt wie die Olympus TG-2 in Schwarz oder die Canon Powershot D20 in Silber wählt, bekommt nicht nur eine schöne Unterwasserkamera, sondern auch einen unverwüstlichen Immer-dabei-Apparat für den spontanen Schnappschuss.