Dabei erschließt der Preissturz der Sensoren ganz neue Nutzergruppen für die Technologie. So stellte etwa das australische Unternehmen Sports Performance Tracking Anfang Januar auf der Elektronikmesse International Consumer Electronics Show in Las Vegas ein neues Sensorsystem für Sportmannschaften zum Kampfpreis vor. Knapp unter 300 Euro soll ein Messfühler nur noch kosten. Pro Fußball-Elf summiert sich das zwar noch auf umgerechnet rund 3000 Euro.
Mindestens für Teams der oberen Aschenplatz-Ligen aber wird das bezahlbar – und bietet eine Vielzahl der Analyseoptionen bisher deutlich teurerer Systeme. Allerdings funktionieren die Sensoren mit GPS-Satellitenpeilung und sind damit nur für Sportarten unter freiem Himmel geeignet.
Drinnen wie draußen funktioniert dagegen ein anderes vernetztes Sportgerät. Bei den Australian Open spielten gerade die Tennis-Profis Rafael Nadal und Caroline Wozniacki erstmals mit smarten Schlägern des französischen Herstellers Babolat. Die registrieren unter anderem die Härte des Schlages, ob Vorhand oder Rückhand gespielt wurde oder die Stelle, an der der Ball auf den Schläger traf. Via Bluetooth-Funk wandern diese Informationen zur Analyse-App im Tablet oder Smartphone. Mit rund 300 Euro dürfte die Technik für ambitionierte Amateure durchaus interessant sein.
Schließlich liefert die App auf Wunsch schon während des Trainings Tipps, wie Spieler die Technik verbessern können: „Wer den Topspin heute nur zu 60 Prozent richtig trifft, der möchte sich im nächsten Training auf 70 Prozent steigern“, sagt Forscher Eskofier von der Uni Erlangen-Nürnberg. Zudem misst die App das Niveau des Spielers in Leistungslevels, die sich mit Gleichgesinnten vergleichen lassen: „Wer genug trainiert, steigt im Level auf, wer sich hängen lässt, steigt ab“, so Eskofier.
Wer bekommt welche Daten?
Doch bei aller Euphorie um die Vermessung des Sports – Daten sind nicht der Hort unbegrenzter Möglichkeiten. Nicht jeder Hobbyathlet wird dank eines vernetzten Fitnessshirts zum Spitzenathleten.
Wohl aber ziemlich gläsern: Denn wer sich per App vermessen lässt, willigt meist ein, dass die Sensorhersteller die Daten nutzen dürfen. „Wenn Firmen ihren Kunden Online-Konten bereitstellen, haben sie auch Zugriff auf deren Daten“, mahnt Angela McIntyre, Analystin vom Marktforschungsinstitut Gartner. Das gebe den Unternehmen zumindest theoretisch die Möglichkeit, die Informationen zu tauschen oder zu verkaufen – an Gesundheitsfirmen, Versicherungen oder Arbeitgeber.
Und so warnen Datenschützer vor potenziellem Missbrauch so persönlicher Informationen wie Herz- oder Lungenaktivität, wie sie moderne Fitnessshirts sammeln. Doch dass das den Siegeszug des vernetzten und vermessenen Sports aufhält, ist kaum zu erwarten. Schon jetzt zählen Fitness-Apps und -Tracker zu den Bestsellern in App-Stores und Online-Shops – allen Datenschutzbedenken zum Trotz.
Ein Verlierer der Digitalisierung dürfte damit schon feststehen: die persönlichen Trainer. „Wenn Sensoren immer günstiger werden, verlassen sich viele Sportler häufiger auf die Technik als auf menschliche Trainer“, glaubt Sportwissenschaftler Edelmann-Nusser aus Magdeburg. Zumal sich das rechnen kann: Der Handsensor von Zepp Golf kostet knapp 150 Euro, eine Trainerstunde auf dem Golfplatz Düsseldorf Grafenberg hingegen 60 bis 70 Euro.
Johan Roijakkers, der Göttinger Basketball-Trainer, hat trotzdem keine Sorgen, von Sensoren verdrängt zu werden – selbst wenn die Auswertung des Trainings in der Turnhalle am Ende eine optimale körperliche Belastung der Spieler dokumentiert. „Taktisch und spielerisch aber bleibt noch genug zu tun“, so der Trainer. Immerhin, das Ligaspiel darauf haben die Göttinger gewonnen – und sind ihrem Ziel Klassenerhalt einen Schritt näher gekommen.