Von Lisa bis Siri Wie Computer wurden, was sie sind

Früher klicken, heute wischen: Vor 30 Jahren brachte Apple den ersten massentauglichen Computer mit grafischer Bedienoberfläche heraus. Heute ist die Bedienung mit Gesten und Sprache angesagt. Die Entwicklung in Bildern.

Apple-Mitgründer Steve Jobs wollte einen Computer entwickeln, den jeder bedienen kann. Inspiration fand er im Forschungszentrum Xerox PARC: Dort hatten die Tüftler eine grafische Benutzeroberfläche (graphical user interface, GUI) programmiert, die Jobs bei einem Besuch elektrisierte. „Innerhalb von zehn Minuten war mir klar, dass eines Tages alle Computer so arbeiten würden“, sagte er Jahre später in einem Fernsehinterview. 1983 brachte Apple das Modell Lisa samt einer Maus heraus – den ersten Computer mit grafischer Benutzeroberfläche für den Massenmarkt. Allerdings reagierte die Technik nur sehr behäbig. Und der Preis von 10.000 Dollar war für die meisten Privatanwender zu hoch (in Deutschland kostete der Rechner 30.000 DM). Lisa erwies sich als großer Flop, die Restbestände wurden später in der Wüste von Utah entsorgt. Doch Lisa bahnte der Technologie den Weg. Quelle: mac-history.net
Doch Steve Jobs ließ sich vom Misserfolg mit dem Lisa nicht beirren und entwickelte bei Apple mit einem verschworenen Team den Macintosh, der sich ebenfalls mit einer Maus bedienen ließ und deutlich billiger war. Hier ist der junge Firmengründer (l.) 1984 bei der Vorstellung des Rechners mit dem damaligen Apple-Chef John Sculley zu sehen. Der Werbespot für diesen Computer, gedreht von Regisseur Ridley Scott, ist bis heute legendär – er soll zeigen, wie der Apple-Rechner die geknechteten Nutzer von IBM, dem „Big Brother“ mit seinen Einheits-PCs, befreit.
Das Gerät sollte nicht die Geschäftsleute begeistern, sondern die Massen. In Sachen Benutzerfreundlichkeit setzte Apple Maßstäbe, doch der Erfolg stellte sich erst über die Jahre ein, zumal Konkurrent IBM mit seinem PC reißenden Absatz fand. Der war zwar nicht so bequem zu bedienen, es gab aber viel mehr Anwendungen für ihn. Immerhin gelang es Apple mit der Zeit, eine treue Fangemeinde aufzubauen – auch in den Jahren ohne Steve Jobs. Der musste Apple 1985 nach einem Machtkampf mit Firmenchef Sculley verlassen. Quelle: dpa
Zum Durchbruch verhalf der grafischen Benutzeroberfläche nicht Steve Jobs, sondern ein junger Bursche namens Bill Gates. Sein Startup Microsoft entwickelte für den Computerhersteller IBM das Betriebssystem MS-DOS. In den 80er Jahren entdeckte Gates beim damaligen Partner Apple die intuitive Bedienung per Maus und ließ daraufhin die Benutzeroberfläche Windows entwickeln, die später Bestandteil aller Systeme wurde. 1985 kam die erste Version heraus, die ersten großen Erfolge gelangen in den 1990er Jahren mit Windows 3.0 und Windows 3.1. Heute ist Microsoft ein Software-Gigant und Windows der Quasi-Standard auf PCs. Quelle: dpa
Windows 95 bedeutete für Microsoft den Durchbruch – spätestens seit der Präsentation im namensgebenden Jahr 1995 kam kein Computerhersteller mehr an dem Betriebssystem vorbei. Damals führte der Software-Konzern auch den Start-Button ein, über den heute Millionen von Nutzern Programme aufrufen oder auch den Rechner ausschalten. Weitere Meilensteine in der Entwicklung sind Windows XP (2001) und Windows 7 (2009). Aktuell vermarktet Microsoft Windows 8. Quelle: dpa
Steve Jobs verhalf nicht nur der grafischen Benutzeroberfläche zum Durchbruch, sondern auch dem Touchscreen: Nach seiner Rückkehr zu Apple ließ er das iPhone entwickeln – hier die Präsentation im Januar 2007. Es war zwar nicht der erste Handy mit berührungsempfindlicher Oberfläche, hatte aber dank seiner intuitiven und ruckelfreien Bedienung so viel Erfolg wie kein Gerät zuvor. Für damalige Verhältnisse war das revolutionär, heute ist es Standard. Denn Apple fand viele Nachahmer. Quelle: AP
Auch im iPod Touch setzte Apple später seinen Touchscreen ein. Inzwischen kommt die Technologie in immer mehr Geräten zum Einsatz, auch in Notebooks oder Uhren. Quelle: AP
Tatschen statt klicken – dieses Bedienprinzip gilt auch für das iPad. 2010 brachte Apple den Tablet-Computer heraus. Anfangs verspottet als „überdimensionales iPhone, mit dem man dasselbe tut wie mit einem iPhone“, hatte es bald gigantischen Erfolg. Mittlerweile ist das flache Gerät längst mehr als ein Gadget, bei bestimmten Aufgaben dient es als adäquater Ersatz für den klassischen Computer. Damit hat das iPad den Wandel in Sachen Computerbedienung vorangetrieben – weg von der Maus, hin zum Finger. Quelle: REUTERS
Heute kommt kein Smartphone-Hersteller an der Bedienung per Touchscreen vorbei. Selbst Blackberry, bekannt für E-Mail-Maschinen mit kleiner physikalischer Tastatur, bietet mit dem Z10 inzwischen ein solches Gerät an – ganz ohne Tasten. Quelle: dpa
Mehr als eine Spielerei ist die Gestensteuerung Kinect, die Microsoft für seine Spielkonsole Xbox 360 entwickelt hat. Die Spezialkameras in der Sensorleiste registrieren Haltung und Bewegungen eines Nutzers und setzen diese auf dem Bildschirm um, zum Beispiel in Tanzspielen. Doch das Potenzial geht weit darum hinaus, viele Forscher arbeiten mit der Kinect, um neue Steuerungsmöglichkeiten zu entwickeln. Der Körper wird so zum Eingabegerät – ein Szenario wie im Science-Fiction-Film „Minority Report“ ist keine Zukunftsmusik mehr. Mehrere Firmen arbeiten daran, die Technologie für andere Zwecke anzupassen. Am Ende vielleicht sogar fürs Smartphone. Quelle: Invision for Xbox
An der Spracherkennung arbeiten Forscher schon seit Jahrzehnten – inzwischen kommt die Technologie nicht nur in Diktier-Software zum Einsatz, sondern auch auf allen Smartphones, etwa bei Apples persönlichem Assistenten Siri oder dem Samsung-System S-Voice. Auch in vielen Oberklasse-Autos können Fahrer dem Bordcomputer Kommandos geben. Längst arbeiten Forscher an der nächsten Generation der Spracherkennung, bei der ganze Sätze auf ihre Bedeutung untersucht werden. Quelle: dpa
Sprachsteuerung ist bereits eine ausgereifte Technologie, doch die IT-Branche arbeitet bereits am nächsten Entwicklungsschritt: der Bedienung mit den Augen. Wie das funktioniert, zeigt etwa Samsung mit seinem neuen Flaggschiff Galaxy S4. Das Smartphone kann Videos anhalten, wenn er Blick abschweift, und wieder starten, wenn die Augen wieder aufs Display gerichtet sind. Und durch Blickkontakt und Kippbewegungen lassen sich Texte scrollen. Quelle: REUTERS
Sieht so die Zukunft des Computers aus? Die Datenbrille Google Glass blendet auf dem kleinen durchsichtigen Bildschirm Informationen ein. Bedient wird das Gerät mit Spracheingaben, Kopfbewegungen und Gesten am Bügel. Mit einem herkömmlichen PC hat das nur noch wenig zu tun. Quelle: REUTERS
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