Von Nullen und Einsen

Mobiler Hörgenuss für Reisende

Für MP3-Liebhaber gibt es mittlerweile eine kaum zu überschauende Auswahl an Kopfhörern mit unterschiedlicher Klang- und Wertigkeitsklassen. wiwo.de-Technik-Kolumnist Ben Schwan hat vier Tipps für Personen, die sich im Flieger und in der Bahn ein Qualitätsprodukt gönnen wollen.

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Bowers & Wilkins C5 Quelle: Presse

Bowers & Wilkins C5: Klein aber oho

Die britische Lautsprecherschmiede Bower & Wilkins, kurz B&W, hat sich in den letzten Jahren verstärkt klanglich hervorragendem Zubehör für digitale Musikquellen verschrieben. Sehr bekannt ist beispielsweise das Hifi-System Zeppelin. Da war es nur konsequent, auch in das Segment mobiler Audiogeräte für iPhone und Co. vorzustoßen. Los ging es mit dem 2010 vorgestellten Über-Ohr-Hörer P5, der wirklich fein aufspielt, allerdings nicht gerade sehr kompakt ist. 

Das kann man vom vor einigen Monaten erschienenen C5 nicht behaupten. Dabei handelt es sich um ein In-Ear-Modell, das im äußeren Gehörgang sitzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Stöpseln ist der B&W-Mini hervorragend verarbeitet: Als Klangerzeuger dienen Neodym-Magnete mit CCAW-Spule, die vor einer sehr feinen Membran sitzen. Gelungen ist auch die Verkabelung: Man klemmt die Strippe in den Innenbereich des Ohres, so dass die C5-In-Ears nicht so leicht herausfallen können. (B&W nennt das Prinzip "Secure Loop".) 

Der Klang ist für diese Bauart Oberklasse, was auch an außen angebrachten Filtern liegt. Stören kann allerdings, dass die Ohrhörer selbst mit dem kleinsten Aufsatz bei manchem Hörer extrem dicht abschließen, was unangenehmen Unterdruck erzeugt. Dies tritt allerdings nicht bei jedem auf - es hängt wohl an der persönlichen Anatomie. Entsprechend sinnvoll ist es, die C5 vorher einmal auszuprobieren. Das ist bei In-Ears zwar nicht die hygienischste Operation der Welt, doch vor der Investition von knapp 180 Euro sollte man den Tragekomfort schon einmal checken. Ein "Made for iPhone"-Klicker samt Mikro sind mit dabei.

Sennheiser MM 550 Quelle: Presse

Sennheiser MM 550: Blau und auf Draht

Wer unterwegs keinen Kabelsalat mag, braucht einen Bluetooth-Kopfhörer, der sich drahtlos ans Smartphone anbinden lässt. Mittlerweile gibt es auch in diesem Bereich eine große Auswahl, selbst Ohrhörer werden schon mit Funkanbindung offeriert. Doch die ideale Kombination aus High-Fidelity-Klang und Wireless-Komfort sind sie kaum. Deutlich empfehlenswerter ist da schon ein Über-Ohr-Kopfhörer, wie ihn der deutsche Audiospezialist Sennheiser mit dem MM 550 anbietet. 

Das mit 285 Euro nicht ganz billige Teil besteht aus ordentlich großen Treibern, die in kuscheliges Leder gebettet sind; ebenso schön gepolstert ist der Bügel. Das Ohr wird schon so komplett abgedeckt, doch wer den MM 550 im Flieger oder in der Bahn verwenden möchte, kann zusätzlich eine gut funktionierende Außengeräuschunterdrückung ("NoiseGard") aktivieren. Ein Headset ist eingebaut: Man kann mit den Kopfhörern über den Lauschern also auch telefonieren. 

Die Bedienung ist über ein Steuerkreuz direkt am rechten Hörer sehr einfach, wenn sich auch die darunter befindlichen Schalter blind erst nach etwas Übung treffen lassen. Die Bluetooth-Synchronisation geht dagegen schnell. Weniger beeindruckend ist das Surround-Klangprofil "SRS WOW HD", das sich zusätzlich aktivieren lässt. Diese Soundtrickserei hätte sich Sennheiser klanglich sparen können. Wenn es sein muss, lässt sich der MM 550 auch per Kabel nutzen.

Marshall Major & Beats Studio

Der Marshall Major FX Quelle: Presse

Marshall Major FX: Altrocker im Visier

Eigentlich ist der Marshall Major FX eine Mogelpackung. Statt tatsächlich von der berühmten gleichnamigen Gitarrenverstärkerfirma aus London zu stammen, entstand der Über-Ohr-Hörer beim schwedischen Hersteller Zound Industries, der diverse bekannte Marken betreut und für diese mobile Audio-Ausrüstung entwickelt. Trotzdem ist der Major FX, der für 120 Euro verkauft wird, ein gelungenes Produkt: Anschmiegsames Leder im Hörer- und Bügelbereich, ein praktisches Spiralkabel und ein Klang, der druckvoll und gut aufgelöst ist. Einzig weniger wertig erscheint die äußere Hörerabdeckung: Die besteht aus nicht sehr hübsch anzufassendem Kunststoff, auf dem das Marshall-Logo prangt. 

Der Tragekomfort des Major FX ist gut, Schweißohren bekommt man trotz ordentlichem Anpressdruck nur nach sehr langer Nutzung. Eine Geräuschunterdrückung fehlt, doch Außenschall bekommt man Bauart-bedingt sowieso kaum mit. Im Kabel integriert ist ein "Made for iPhone"-Steuerklicker samt Mikrofon. Dieser ist im Gegensatz zu häufiger vorkommenden Billig-Varianten der Konkurrenz robust gestaltet und lässt sich ordentlich drücken. 

Gut gelöst ist auch die Frage der Portabilität, die sich bei Über-Ohr-Hörern häufiger stellt. Während Stöpsel niemanden beschweren, benötigt man für diese immer Platz in der Tasche. Der Major FX lässt sich nach Innen klappen, wobei ein Teil der Bügel als Aufrollmedium für das Kabel dient. Der Stecker wird zum Schluss noch dazwischengeschoben - fertig. So passt der Kopfhörer in jede Aktentasche, ohne aufzutragen.

Beats Studio Quelle: Presse

Beats Studio: Hip-Hop, der zum Anzug passt

Der Rap-Star Dr. Dre hat vor einigen Jahren einen lukrativen neuen Geschäftszweig für sein Hip-Hop-Imperium aufgetan: Er hilft dem Audiogeräte- und Kabelhersteller Monster dabei, interessante Ohr- und Kopfhörer zu gestalten. Dafür erhalten die Geräte dann den schönen Namen "Beats by Dre". Wer nun meint, dass es sich dabei um rein basslastige Ware für B-Boys und -Girls handelt, täuscht sich: Tatsächlich hat die Beats-Reihe einige klanglich durchaus gelungene Produkte hervorgebracht. 

Aktueller Favorit für Fortgeschrittene ist der Beats Studio, gerne genommen in der geschmackvollen Farbe Orange. Zum Preis von knapp 300 Euro erhält man gut isolierte Über-Ohr-Hörer, die dank geschmeidigem Leder und angenehmer Form sehr komfortabel sind. Das kratzfestes Hochglanzfinish sieht nicht nur gut aus, sondern schützt die Hardware auch. 

Der Klang hat durchaus Bass - was von Dre wohl auch nicht anders zu erwarten war. Trotzdem lösen die Treiber auch in mittleren und niederen Frequenzen gut auf. Die Außengeräusch- unterdrückung arbeitet adäquat, kommt aber nicht ganz an das heran, was etwa der Sennheiser MM-550 bietet. Die Verarbeitung wirkt auf den ersten Blick gut, so liefert Monster etwa ein sehr schönes Kabel mit. Allerdings gab es zumindest bei der ersten Generation der Beats hier und da Qualitätsprobleme, wie man auf Bewertungsportalen lesen kann - der Bügel scheint weniger stabil, als er aussieht. Wenn man die Beats Studio pfleglich behandelt, dürfte das aber eigentlich nicht passieren. Eine Aufbewahrungsbox sowie verschiedene Kabel für iPhone und Co. (inklusive Headset) werden mitgeliefert.

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