Wintersport Airbags sollen Skifahrern das Leben retten

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Extraschutz für Schulter, Nacken und Rumpf

Um Motorradfahrer vor Nackenverletzungen zu schützen, nutzt auch Hersteller Spidi einen Airbag mit Seilauslösung. Den Rumpf polstern traditionelle Protektoren in der Leder-Kombi ab. Ab 600 Euro. Quelle: PR

Rennläufer allein könnten die Investition in die Technik auch kaum refinanzieren: Angeblich ist ein sechsstelliger Euro-Betrag allein in den D-Air Ski geflossen. Insgesamt summieren sich die Kosten des Airbag-Projekts auf mehr als fünf Millionen Euro. Billig wird das Plus an Sicherheit also definitiv nicht. Zwar nennt Cafaggi noch keine Preise für die Skivariante, doch billiger als das Modell für Motorradfahrer wird sie sicher nicht. Und die kostet gut 1.200 Euro.

Die Rettungsgeräte ähneln Schwimmwesten. Unterm Skianzug getragen, sollen sie den Protektor ergänzen, mit dem Sportler den Rücken schützen. Mit den etablierten Lawinen-Airbags haben sie nur die Luft gemeinsam, die sie füllt. Und während Skifahrer den Lawinenschutz im Rucksack tragen und manuell auslösen müssen, arbeitet der 800 Gramm schwere D-Air autonom.

Auf die Knochen: Welche Körperregionen bei Skiunfällen betroffen sind. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Schneller als ein Lidschlag

Ein in die Schutzweste integrierter Minirechner steuert den Luftretter, er wertet Daten von sieben Bewegungs- und Positionssensoren aus. Im Notfall aktiviert er eine Druckkartusche, die das hochfeste Spezialgewebe mit acht Liter kalter Luft füllt und ein pralles Schutzpolster über den Oberkörper legt. Gerade einmal 100 Millisekunden dauert das – weniger als das Viertel eines Lidschlags.

„Obwohl der D-Air aufgeblasen nur fünf Zentimeter dick ist, kann er die Aufprallkräfte um bis zu 61 Prozent absorbieren“, verspricht Cafaggi und verweist auf Tests nach EU-Vorgaben für Motorradprotektoren: „Für solche Skiausrüstungen gibt es einfach noch keine Testmethoden.“

Der Extraschutz für Schulter, Nacken und Rumpf ist durchaus sinnvoll. Denn diese Körperregionen sind den Statistiken der Auswertungsstelle Skiunfälle zufolge mit knapp 30 Prozent der stationär behandelten Fälle sehr oft betroffen (siehe Grafik oben). Nur das Kniegelenk nimmt mit 37,2 Prozent der Fälle noch öfter Schaden. Kopf und Hals dagegen werden mit nicht einmal zehn Prozent weit seltener verletzt – selbst wenn Skiunfälle wie kürzlich der schwere Sturz von Ex-Formel-1-Pilot Michael Schumacher anderes vermuten lassen.

„Der Kopf wird mittlerweile relativ selten verletzt, weil gut vier von fünf Fahrern seit dem Skiunfall des früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus Helme tragen“, sagt Andreas König, Sicherheitsexperte im Deutschen Skiverband (DSV). Nach dem Zusammenprall mit Althaus war 2009 eine Skifahrerin gestorben. „Und seit dem Unfall von Michael Schumacher ist der Anteil sicher noch gestiegen“, glaubt König.

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