Gesellschaft Thesen für eine neue Konsumkultur

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Frauen suchen nach Quelle: dpa

In Zeiten des Booms wurde jedoch auch Bekleidung zu einem FMCG, ebenso wie eine Reihe anderer Produkte, die zwar als langlebige Gebrauchsgüter gelten, deren Lebenszyklus aber alles andere als das ist: Seitdem werden auch Elektronikartikel, Möbel und andere Haushaltsgegenstände immer schneller ersetzt.

Doch wenn sich jemand etwas kauft, muss das Zeug auch irgendwo hin. Bei den amtlichen statistischen Erhebungsdaten über Neubauten finden sich zwar keine Details über Einbauschränke oder Stauraum. Belegt ist jedoch, dass neue Häuser und Wohnungen immer größer werden – und größere Häuser mit immer größeren Schränken ausgestattet werden.

Das Geschäft mit Einbauschränken hat sich zu einem veritablen kleinen Industriezweig entwickelt. In den Regalen der Buchläden stehen zudem zahlreiche Titel darüber, wie man den angehäuften Plunder wieder loswird. Es gibt sogar einen neuen Berufsstand, dessen Vertreter sich in der National Association of Professional Organizers zusammengeschlossen haben und die ihren Kunden bei der Bewältigung des häuslichen Chaos behilflich sind.

Verbraucher unter Druck

Ein anderer Trend ist der Anstieg bei der gewerblichen Vermietung von Lagerfläche. Derzeit hat einer von zehn amerikanischen Haushalten Lagerraum angemietet – ein Zuwachs von 65 Prozent seit 1995. Dieser Industriezweig setzt jährlich mehr als 20 Milliarden Dollar um und stellt knapp zwei Quadratmeter verfügbaren Raum pro Haushalt bereit.

Nicht nur der Planet leidet unter der heutigen Verbraucherkultur: Die Dynamik der "Fast-Fashion" setzt auch die Verbraucher unter Druck. Sie glauben, Schritt halten zu müssen, setzten sich unnötigerweise unter Kaufzwang.

Dieses Verhalten verschlingt Geld und viel Zeit fürs Einkaufen, Preise vergleichen und sich in den Umgang mit neuen Technologien einzuarbeiten. "Fast-Fashion" ist der perfekte Nährboden für eine ungesunde Unzufriedenheit mit dem, was man hat, und der Angst, nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein. Statt des lange prognostizierten, sinkenden Materialeinsatzes, können wir daher in allen Regionen der Welt einen Anstieg der Materialmenge beobachten.

Bis vor Kurzem schenkten Experten der Tatsache wenig Aufmerksamkeit, wie diese Rohstoffe innerhalb und zwischen einzelnen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden. Doch das ändert sich. Wichtige Informationen dazu liefert etwa die Materialstromanalyse, die den Ressourceneinsatz von der Produktion bis zum Konsum untersucht. Noch befindet sich das Forschungsfeld zwar in den Kinderschuhen.

Aber der Forschungsbereich wächst. Und so gibt es erstmals globale Schätzungen zu den Materialflüssen: 1980 förderte und verwertete der Mensch 40 Milliarden Tonnen Metalle, fossile Energieträger, Biomasse und Mineralien.

25 Jahre später stieg die jährliche Verwertung um 45 Prozent auf 58 Milliarden Tonnen. Hierzu trugen alle Regionen bei, auch Nordamerika.

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