Alarmstufe Grün Lässt sich die Strompreiserhöhung noch stoppen?

Der Strompreis wird im nächsten Jahr wieder steigen. Schuld daran ist eine verkorkste Politik.

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Diese Woche lief sie wieder über die Ticker: Die Nachricht, dass der Strompreis auch im kommenden Jahr steigen wird. So wie 2011. So wie 2012. So wie 2013.

Mitverantwortlich dafür ist die EEG-Umlage, über die Stromkunden die Energiewende finanzieren. Derzeit taucht die Umlage mit rund 5,3 Cent für jede konsumierte Kilowattstunde auf der Rechnung auf. 2014 könnten es schon sieben Cent sein. Für einen durchschnittlichen Haushalt wird Strom damit aufs Jahr gerechnet bis zu 70 Euro teurer.

Die Frage stellt sich: Wer trägt die Schuld an der Strompreisrallye? Und lässt sie sich noch verhindern?

Wie immer, wenn es um das Thema Energiewende geht, streiten die Kommentatoren und Experten. Die einen sagen, der hemmungslose Ausbau von Wind- und Solaranlagen sei die Ursache für den Preisanstieg. Andere verneinen das.

Was ist also wirklich los?

Ersteinmal: Ökostrom ist immer noch teurer als Kohlestrom, obwohl die Differenz sinkt. Sicher, die Umweltkosten tauchen in der Stromrechnung nicht auf. Aber solange das nicht der Fall ist, bleibt grüne Energie in den allermeisten Fällen faktisch teurer als schmutziger Kohlestrom. Ergo: Je mehr Grünstrom ins Netz fließt, je mehr Solar- und Windanlagen gebaut werden, desto teurer wird der Strommix insgesamt. Wer das abstreitet, tut der Energiewende einen Bärendienst, weil er Offensichtliches verneint.

Wer profitieren will, der muss investierenEiner der renommiertesten Vordenker der Energiewende, der Autor Franz Alt, schrieb kürzlich in der Wochenzeitung Die Zeit: "Richtig ist, dass die Energiewende viel Geld kosten wird." Das sollte man den Bürgern sagen.

Richtig ist aber auch, wie Alt weiter schreibt: Wer heute mehr bezahlt, spart in Zukunft Geld. Durch weniger teure Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas, die importiert werden müssen. Durch weniger Umweltverschmutzung und weniger Erderwärmung. Durch eine größere Wertschöpfung an den Orten, wo grüne Energieträger installiert werden.

Für die Energiewende gilt, was jeder Unternehmer weiß: Wer in Zukunft profitieren will, muss ersteinmal investieren.

Die Frage bleibt aber: Müssen die Preise in dem Ausmaß steigen, wie sie es derzeit tun?

Die schlechte Nachricht: Kurzfristig lässt sich wenig gegen den Strompreisanstieg tun. Denn die Erhöhung der EEG-Umlage, die 2014 auf die Verbraucher zukommt und die die neue Bundesregierung im Oktober offiziell verkündet, bildet vor allem die Kosten ab, die in diesem Jahr angefallen sind. Auch am EEG selbst wird sich so schnell nach der Bundestagswahl nichts ändern - denn eine Reform will wohlüberlegt sein und braucht Zeit.

Denn wie gescheitert das EEG-System ist, zeigt ein Blick auf die Ursachen der aktuell diskutierten Preiserhöhung. An ihr sind nämlich nicht, wie von vielen behauptet, die erneuerbaren Energien Schuld. Denn sie werden im Jahr 2013 wohl nicht mehr Energie produzieren als 2012, wie diese Grafik zeigt:

Am meisten zugelegt hat 2013 billiger Kohlestrom. Windenergie hat dagegen in einem Maße abgenommen, dass sie in Bezug auf die Kosten die leichte Zunahme beim Solarstrom ausgleicht. Man kann sich also zu Recht fragen: Mehr billiger Kohlestrom, weniger teures Gas und Wind - wie steigen da die Preise?

Die Antwort sind die gesunkenen Preise für Elektrizität an der Börse in Leipzig. Je niedriger sie sind, je höher wird die EEG-Umlage. Und die Preise an der Börse bestimmt derzeit vor allem die Kohle. Das absurde Ergebnis: Die schmutzige Kohleenergie und nicht die zugebauten Solar- und Windanlagen verteuern aktuell die Energiewende.

Oberstes Gebot für eine Reform des EEG ist also, dass die nächste Regierung diesen Teufelskreis durchbricht. Streicht sie dazu noch die Befreiung von der EEG-Umlage für Unternehmen, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen und setzt einen funktionierenden Emissionshandel durch, der die Umweltkosten für Kohlestrom abbildet, dann zeigt der Strompreis tatsächlich, was die Energiewende kostet. Zwar sinken dadurch die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten des Umbaus der Energieversorgung nicht. Aber so viel Ehrlichkeit ist die Politik den Bürgern schuldig.

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