Carrara-Marmor Heiß begehrt - und eine Umweltsünde?

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Ewige Abbruchrechte wirken gegen Globalisierung

Die Steinbruchbetreiber weisen die Kritik zurück. Sie wittern eine „ideologische Opposition“ gegen eine Industrie, die schon gut reguliert sei. Man habe „wirklich schon große Fortschritte“ gemacht, meint Unternehmer Lucchetti. Stolz verweist er auf ein Pilotprojekt, mit dem Marmorschutt wiederverwendet wird - um erodierte Strände zu füllen. Schutt kann zudem genutzt werden, um Zahnpasta, Kosmetika oder chemische Produkte herzustellen.

Der Regionalverwaltung der Toskana sind die ewig geltenden Abbruchrechte ein Dorn im Auge, die ein Gesetz aus dem Jahr 1751 festschreibt. Sie würde diese Rechte gerne öffentlich ausschreiben. Dies würde auch ausländischen Investoren Zugang zur Marmorindustrie verschaffen.

Das könnte dann aber auch zu Übernahmen führen, warnen viele. Einwohner weisen darauf hin, dass einer der größten Anbieter, Marmi Carrara, sich bereits zur Hälfte in den Händen der Familie des einstigen Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden aus Saudi-Arabien befinde.

„Ich habe bereits viele Angebote aus China“, sagt Alvise Lazzareschi, dessen Familie seit dem 15. Jahrhundert im Marmorgeschäft tätig ist und einen der ältesten Steinbrüche betreibt. Schon im ersten Jahrhundert soll hier Marmor abgebaut worden sein. „Ich bin mir nicht sicher, welchen Vorteil wir von einer Globalisierung hätten“, sagt Lazzareschi.

Oben in den Bergen, wo der Marmor abgebaut wird, sind es die Arbeiter, die sagen, dass örtliche Traditionen gewahrt werden müssen. „Es ist ein harter Job, wir sind immer den Elementen ausgesetzt, und das ist gefährlich“, sagt der 42-jährige Mirko. Fünf seiner Kollegen starben im Juni 2014 bei der Arbeit. „Aber ich hoffe, dass mein sechsjähriger Sohn in meine Fußstapfen treten wird - das ist eine Frage des Familienstolzes.“

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