CO2-Einsparungen in Millionenhöhe So will die IT-Branche dem Klima helfen

Informations- und Kommunikationstechnik haben ein enormes Einsparpotenzial für CO2, zeigt eine neue Studie.

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288 Millionen Tonnen CO2 sind eine Menge. Etwa ein Drittel dessen, was Deutschland derzeit im Jahr ausstößt. Könnte man in den kommenden Jahren so viel einsparen, dann wäre Deutschland seinen Klimazielen ein gutes Stück näher.

Die Informations- und Kommunikationsbranche könnten das schaffen, ergibt nun eine umfangreiche Studie des Beratungsunternehmens Accenture im Auftrag der Global e-Sustainability Initiative (GeSI). Das Fazit: Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) können in Deutschland im Jahr 2030 eben diese knapp 300 Millionen Tonnen CO2 alleine einsparen.

Im Klartext heißt das: Jedes Jahr könnte die Branche die gesamtdeutschen Emissionen um rund zwei Prozent senken. Und damit Deutschlands Klimaschutzziele fast im Alleingang umsetzen: Auf 560 Tonnen jährlich sollen die Emissionen bis 2030 sinken. Nur: Dazu will die Branche Hilfe vom Staat.

Großes Sparpotenzial in vier BereichenLaut Studie liegt das größte Potenzial beim sogenannten Smart Manufacturing, nämlich 95 Millionen Tonnen. Dabei geht es darum, dass industrielle Fertigungsprozesse vernetzt werden: Sensoren, Zähler und Recheneinheiten verbinden sich fabrik-, firmen- und später sogar branchenweit, um von der Beleuchtung bis zum Laufband alles zu optimieren - nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch.

Verwand ist das Smart Building, dem die Strategen immerhin ein Einsparpotenzial von 59 Millionen Tonnen CO2 zutrauen. Smart Energy mit 48 Millionen und Smart Mobility mit 45 Millionen Tonnen sind ebenfalls wichtige Einsatzfelder. Im Bereich Smart Mobility wird zum Beispiel viel Benzin durch Parkplatzsuche und Stau verbraucht. Durch eine intelligente Ampelschaltung oder Apps, die einen freien Parkplatz erkennen, könnte dies verringert werden.

All das soll Deutschland einen wirtschaftlichen Nutzen von 234 Milliarden Euro bringen, der globale wirtschaftliche Mehrwert sogar mehr als zehn Billionen Euro betragen. Allerdings traut sich die Branche nicht zu, diese Zahlen selbst zu erreichen. Philipp Buddemeier, Senior Manager im Bereich Sustainability Services bei Accenture Strategy, fordert: "Die Politik muss Anreize setzen."

IKT-Branche fordert höhere CO2-AbgabenDarauf zu warten, dass die Unternehmen klimawirksame IKT-Lösungen automatisch voranbringen, reiche nicht aus. Vielmehr müssten Lösungen gefördert werden, die das Innovationspotenzial der IKT-Branche voll ausschöpfen - auch wenn diese zunächst kosten.

Eine solche Lösung könnte eine verbesserte CO2-Abgabe sein. Derzeit ist der Preis pro Tonne, den die Industrie bezahlen muss, zu gering. Buddemeier: "Es bringt für die Unternehmen keinen wirtschaftlichen Vorteil, in CO2-arme Lösungen zu investieren." Der CO2-Preis müsste daher erhöht werden. Außerdem müsste die Subventionierung fossiler Brennstoffe abgeschafft, die vernetzte Verkehrsinfrastruktur ausgebaut und Anreize geschaffen werden, um beispielsweise die elektrische Mobilität auszubauen.

Um die Klimapotentiale möglichst realistisch zu ermitteln, haben Buddemeier und seine Kollegen zahlreiche Datenquellen und Marktprognosen ausgewertet, ergänzt um Gespräche mit Start-ups  und Entscheidungsträgern.  Deshalb ist er überzeugt: "IKT-Lösungen haben das Potenzial, die globalen CO2-Emissionen bis 2030 um 20 Prozent zu senken und zugleich das wirtschaftliche Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln."

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