Crowdinvesting-Startup Hier kassieren Privatleute, wenn Firmen Energie sparen

Bei Bettervest sammeln Firmen Geld ein, um Energie einzusparen. Wer sich finanziell beteiligt, erhält kräftige Renditen.

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Energieeffizienz - das klingt schon so sperrig. Sofort denken wir an Richtlinien für Staubsauger, Glühbirnen und an regulierungsfreudige Bürokraten aus Brüssel. Dabei sollte das Thema eigentlich genau den Nerv der Zeit treffen. Schließlich geht es um Umwelt- und Klimaschutz. Wer obendrein weniger Energie braucht, spart Geld.

Energieeffizienz kann lukrativ seinWie also der wichtigen und gleichzeitig sehr lukrativen Energieeffizienz zu mehr Öffentlichkeit verhelfen? Diese Frage haben sich der Zukunftsforscher Patrick Minjal und sein Mitstreiter Ingo Birkenfeld vor ein paar Jahren gestellt.

Ihre Antwort geben sie mit der Crowdinvesting-Plattform Bettervest. Hier stellen Unternehmen, Vereine oder Kommunen (die Projektinhaber) eigene Ideen vor, wie sie Strom und Wärme einsparen wollen. Beispielsweise mit dem Bau eines eigenen Blockheizkraftwerks, durch eine bessere Beleuchtung oder eine gezielte Wärmedämmung.

Da diese Maßnahmen nicht umsonst zu haben sind, werben die Projektinhaber auf Betterverst bei Privatleuten um finanzielle Unterstützung. Interessierte können sich mit einem Beitrag ab 50 Euro beteiligen, so die Regel bei Bettervest.

Nachhaltige Geldanlage statt SpendeWas auf den ersten Blick nach konventionellem Crowdfunding - also dem kollektiven Spenden von Geld - aussieht, ist eigentlich Crowdinvesting und zwar auf sehr smarte Weise. Denn die Investoren spenden nicht, sie werden über einen bestimmten Zeitraum finanziell an den Einsparungen beteiligt. Nach Ablauf bleibt das Geld dann beim Projektinhaber.

Zwei Jahre gibt es Bettervest mittlerweile. Das anfängliche Duo Minjal und Birkenfeld ist um drei Personen gewachsen, darunter auch eine weibliche Energieexpertin. Insgesamt elf Projekte wurden bislang erfolgreich beendet, darunter Effizienz-Maßnahmen in Fitnessstudios.

Lange Prüfung der Projekte als GütesiegelDamit Investoren ihr Geld nicht in Luftschlösser stecken, prüfen externe Energieberater, ob das Projekt für die geplante Wärmedämmung tatsächlich Einspar-Potential hat, bevor es auf Bettervest online geht. Das ist ein wichtige Gütesiegel und gleichzeitig eine Hürde für neue Projekte ."Die Prüfung dauert sehr lange, weil Energieeffizienz eben doch komplex ist", sagt Birkenfeld.

Sehr erfolgreich sei die Zusammenarbeit von Bettervest mit der Green Music Initiative, die Clubs und die Musikindustrie effizienter machen will. Über solche Partnerschaften würden stets neue Gruppen für das Thema begeistert, ist sich Birkenfeld sicher.

Druckerei will 400 000 Euro einsammelnDerzeit läuft das bisher größte Projekt in der Geschichte der Plattform: Die Druckerei Kastner & Callwey Medien GmbH bei München will ihre Energiekosten um 68 000 Euro reduzieren.

Die komplette Umstellung auf LED-Beleuchtung soll über 100.000 Kilowattstunden Strom jährlich einsparen. Zudem wird das Dach der Druckerei mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Bei Sonnenschein könnte sich die Druckerei damit zu 90 Prozent selbst mit Strom versorgen. Knapp 400 000 Euro, so schätzt das Unternehmen, wird der Umbau insgesamt kosten.

Wer sich finanziell beteiligt, dem winkt eine Rendite von satten 7,4 Prozent bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Das liegt weit über dem Sparzins, den Banken zurzeit anbieten. Mit solchen Konditionen spricht die Plattform nicht nur  die ökologisch-motivierten Besucher an, sondern auch solche, die Geld verdienen wollen.

Mehr Effizienz beim Heizen, in der Gebäudedämmung oder in der Beleuchtung spart aber nicht nur CO2-Emissionen, sondern langfristig auch Kosten: Laut der Unternehmensberatung McKinsey können Energieeffizienzmaßnahmen bis zum Jahr 2020 allein in Deutschland rund 53 Milliarden Euro jährlich einsparen.

So funktioniert bettervest

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