Editorial Hier kommen die Ecopreneure

Unternehmer sind die Hauptprotagonisten der Green Economy - nicht nur sie selbst stellen hohe Ansprüche an sich. Ein Blick auf die sogenannten Ecopreneure.

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Was kann Hanf? Viel und jedenfalls mehr, als die Polizei erlaubt. Die älteste Kulturpflanze gilt als Lebens- und als Schmerzmittel, neuerdings dient sie als Dämmfaser. Das ist innovativ und zeigt, wie die Green Economy in den deutschen Regionen wächst.

Umweltverträgliche Produkte und Produktionsweisen entstehen überall, weil die Kunden es verlangen und die Unternehmer es selbst möchten. Sie versuchen redlich, der Plünderung des Planeten und Erschöpfung des Menschen eine neue Art von Produktion und Konsum entgegenzusetzen: ökonomisch rentabel aber ökologisch angemessen und sozial verantwortlich.

Klingt nach Aufwand. Und das ist es auch: Die Green Economy macht ihren Protagonisten mehr Arbeit als die klassische, farblose Wirtschaft. Warum diese Unternehmer diesen Aufwand gerne auf sich nehmen, wollten Studenten des Zertifikatsstudiums „Nachhaltigkeit und Journalismus“ der Leuphana Universität Lüneburg aufklären. Entstanden sind Reportagen aus den Labors und von den Äckern, in und auf denen die neue Wirtschaft entsteht.

Den Protagonisten ist eines gemein: Sie suchen nach Antworten auf die Frage, wie sich Produktion und Konsum verantwortlich gestalten lassen. Wie Energie und Material gespart, innovative Technologien eingesetzt werden können. . Deshalb nennt Stefan Schaltegger, Ordinarius für Nachhaltigkeitsmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg, jene Unternehmer auch Ecopreneure.

Sie denken über den unmittelbaren Geschäftsgegenstand hinaus: „Ecopreneurship geht dort über herkömmliches Umweltmanagement hinaus, wo nicht nur Umweltkosten in der Produktion gesenkt oder exklusive Öko-Nischen bedient werden sollen, sondern umweltbezogene Problemlösungen das Angebotsprofil eines Unternehmens auf eine umsatzstarke Basis stellen.“ Ein hoher Anspruch, auch wenn im Umkehrschluss fast jeder Teil der Green Economy werden kann.

Es geht um Verwertung der Stoffe und Materialien in vollständigen Kreisläufen. Klingt nach Zukunft, ist aber Gegenwart in einem Deutschland, von dessen Bevölkerung neun von zehn Personen wünschen, mit der natürlichen Umwelt im Reinen zu sein, wie eine Studie des Umweltbundesamtes zeigt.

Ansätze, die grüne Entwicklung zu messen„Regionale, nachhaltige Wirtschaft ist der Grundpfeiler für eine insgesamt nachhaltige Entwicklung“ sagt der Wissenschaftler Clemens Mader zu WiWo Green, und betont dabei die Bedeutung des Gespräches der Firmen mit ihren Kunden.

„Die Konsumenten erkennen, was hinter einer Produktion steckt“, so Mader. Dieses Wissen verhindert eine nicht-nachhaltige Konsumweise: „Information und Wissen bewirken eher einen nachhaltigen Konsum. Das führt weg von einer Wegwerfgesellschaft und hin zu einer Wertschätzung von Produkten und Produzenten.“

Für Friedrich Hinterberger, der in Wien das Sustainable Europe Research Institut (SERI) gegründet hat, ist der „ökologische Rucksack“ entscheidend: darin ist alles enthalten, was an Material und Energie für die Herstellung eines Produktes erforderlich war. Dies sei der Hebel zu mehr Nachhaltigkeit.

Was für Hinterberger Nachhaltigkeit ausmacht und im ökologischen Rucksack drinsteckt, erklärt er hier:

Egal, aus welchem Winkel Unternehmen auf die Nachhaltigkeit blicken, wichtig ist, dass sie es machen. Rund 800 Unternehmen bewerben sich etwa in diesem Jahr um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Sie stellen sich einer Prüfung, die niemand von ihnen verlangt, um zu zeigen, dass die Green Economy trotz (oder gerade wegen) aller Rücksichtnahme wettbewerbsfähig ist.

Metaphorisch gesprochen: Die Steuerungsinstrumente für den Sichtflug in eine Unternehmenszukunft der sozialen Verantwortung und der Nachhaltigkeit blinken bereits. Die Landeplätze sind die Labors und grünen Start-ups dieses Landes – oder eben ein Hanffeld.

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Dieser Text ist Teil der Reihe "Die Zukunft vor der Haustür: Grüne Innovationen aus den Regionen", die im Rahmen einer Kooperation zwischen WiWo Green und dem Studium Nachhaltigkeit und Journalismus der Leuphana Universität Lüneburg entstanden ist. Eine Übersicht über alle Beiträge finden Sie hier.

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