Gegen Öl-Austritt Windräder bekommen einen Kragen

Auch Windräder können Öl verlieren, das für Getriebe oder Hydraulik genutzt wird. Ein neuer Kragen soll das Öl auffangen.

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Der nächste Ölteppich könnte von einem Windpark kommen. Richtig gelesen: Nicht nur marode Tanker, sondern auch Windräder können Öl verlieren. Eine Anlage mit fünf Megawatt Leistung braucht alleine für das Getriebe 1000 Liter, hinzu kommen noch einmal bis zu 500 Liter für die Hydraulik bei Großanlagen.

Gerade Offshore ein Problem: Wenn das Öl ins Meer läuft, ist das eine Katastrophe. Deshalb hat die Firma Rotor Rope aus dem Ostsee-Örtchen Grömitz einen Kragen entwickelt, der das Öl auffangen soll.

Dass das Öl austritt, lässt sich dabei gar nicht so leicht verhindern, erklärt Christian Schröder. Dem Geschäftsführer von Rotor Rope kam die Idee während der Reinigung einer Anlage. Das Unternehmen bietet verschiedene Dienstleistungen rund ums Windrad an. Dass leckende Windmühlen gereinigt werden müssen, kommt dabei zwischen 20 und 35 Mal im Jahr vor.

Fast jede Anlage hat während ihres etwa 20jährigen Lebens ein Leck. Denn die Ansprüche an das Getriebe sind groß. Rund um die Uhr muss es funktionieren. Möglichst 365 Tage im Jahr. Da es beweglich ist, kann das Öl auch nicht richtig aufgefangen werden. Materialermüdung oder menschliches Versagen sind nie auszuschließen.

Schröder hatte die Eingebung in luftiger Höhe: Statt wegzuwischen, könnte man das Öl auch auffangen. Eine in Deutschland einmalige Idee, obwohl das Prinzip recht einfach ist: Schröder verpasst der Windmühle einen Kragen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Dieser besteht aus zwei Hälften, die oberhalb der Anlage direkt unterhalb der Gondel miteinander verschraubt werden. Die Montage erfolgt ohne aufwändige Hilfsmittel und ist innerhalb weniger Stunden angebracht. An der WEA selber wird weder genagelt oder geschraubt.

Für alle Windräder geeignetSchröder, der sich das System patentieren ließ, macht sich das konische Prinzip zu Nutze. Da der Turm der Windanlage nach oben hin schmaler wird, bleibt der ringförmige Auffangkragen einfach auf dem Turm sitzen. Gefüllt ist das System OSC (Oil Safe Collar) mit einem auf Wachs basierendem Bindemittel. Das Bindemittel liegt dabei im Sicherheitskragen und trennt Öl und Wasser voneinander. So kann Regenwasser ungehindert durchfließen.

Weil das Auffangsystem unabhängig von der Bauart und der Form des Turms angebracht wird, eignet es sich universell für jegliche Art von Windanlage. Zudem ist das speziell für diesen Einsatz von Deurex entwickelte Bindemittel, welches das Zehnfache seines Gewichts binden kann, recycelbar. Öl und Bindemittel werden durch eine Zentrifuge getrennt. Das Bindemittel wird eingeschmolzen und wiederverwendet.

Bisher ist der Kragen noch reine Handarbeit. In Zukunft will der Geschäftsführer auf thermoplastischen Kunststoff umsteigen – „das ist von den Kosten her günstiger.“ Damit hat Schröder auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt überzeugt, die das Projekt gefördert hat.

Interesse gab es bisher erstaunlicherweise kaum. „Es wurde einfach nur schnell sauber gemacht“, so Schröder. Erst seit einigen Jahren haben sich die Anforderungen geändert. „Man kann es nicht mehr einfach verstecken.“ Und sollte das Öl ins Meer gelangen, entstehen schnell Millionenschäden – da dürfte ein Kragen die günstigere Alternative sein.

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