Grüne Energie Fünf abgedrehte Windrad-Projekte

Sie sollen schöner, kleiner, effizienter sein - und haben rein gar nichts mehr mit konventionellen Windmühlen zu tun: Wir zeigen Studien, die das Rad neu erfinden.

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Still und heimlich beendete Apple das vergangene Jahr mit einer kleinen Sensation. Eigentlich baut der amerikanische IT-Riese schmucke Tablets, Smartphones und Computer - doch was er kurz vor Silvester aus dem Hut zauberte, war vergleichsweise langweilig. Ein Windrad, das Strom erzeugt, auch wenn der Wind nicht weht.

Es ist nicht der erste Anlauf, die biederen Stahlkolosse zu revolutionieren. Denn sie verschandeln die Landschaft, ja, und technisch bieten sie noch viel Raum für allerlei Fantasie und Erfindergeist.

Wenn man den folgenden fünf Studien glaubt, haben Windräder die besten Zeiten noch vor sich. Sie sollen schöner werden, mehr Strom produzieren oder auch für den Hausgebrauch geeignet sein. Mit den heutigen Vorbildern hat das nur noch wenig zu tun. Wir stellen die spannendsten Ideen vor.

Strom aus dem Ventilator-Rad

Wie ein gigantischer Ventilator sieht das Windrad von Altaeros Energies aus, allerdings kann es fliegen. Im April 2012 präsentierte das Team aus Absolventen der amerikanischen Eliteuniversitäten MIT und Harvard das Rad, das eigentlich recht simpel funktioniert: Der mit Helium gefüllte Außenring bringt das Riesenwindrad auf 300 Meter. Hier weht der Wind schneller und konstanter - dort oben kann die Anlage ähnlich wie das Lenkdrachen-Rad doppelt so viel Strom erzeugen wie seine Brüder am Boden.

Strom aus dem LenkdrachenDas italienische Startup Kitegen setzt auf Lenkdrachen zur Stromerzeugung, die auf bis zu tausend Meter Höhe steigen und dort computergesteuert Kreise ziehen. Über ein Seil ist jeder Drache mit einem Generator auf dem Erdboden verbunden, der durch die Kreisbewegung des Fluggeräts in Drehung gerät und dadurch Strom erzeugt. In höheren Luftschichten weht der Wind konstanter und schneller - bei einer Windgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde brächten schon 300 Drachen die Leistung eines Atomkraftwerks. Allerdings würden die Drachen Flugrouten durchkreuzen - und kommen daher wohl nur für dünn besiedelte Landstriche in Frage.

Strom aus dem KarbonwaldDas New Yorker Designbüro Atelier DNA hat ein besonders futuristische Kraftwerk konzipiert: Einen Wald aus biegsamen Karbonstäben, jeder davon 55 Meter hoch und 30 Zentimeter breit, die mit dem Wind schwingen und so eine Keramikplatte im Boden hin- und herbewegen. Diese Platte wiederum hat dem Konzept zufolge piezoelektronische Eigenschaften - sie erzeugt also aus Bewegung Strom. Auf gleicher Fläche soll ein solcher Stab-Wald so viel Strom erzeugen wie ein konventioneller Windkraftpark. Der Vorteil: Die Stäbe sind nur ein drittel so hoch wie Windräder - und sehen einfach spektakulär aus.

Strom aus dem Wandrad

Die taiwanesischen Designer Liao-Hsun Chen und Wen-Chih Chang haben die winzigen Wind Cubes entworfen - der Rotor hat einen Durchmesser von nur 68 Zentimetern. Wabenförmig können sie an Hauswände gesteckt werden. Diese zweite Fassade generiert dann aus der kleinsten Windböhe Strom. Jeder einzelne Wind Cube kann im Schnitt 21,6 Kilowatt-Stunden pro Monat erzeugen. Fünfzehn würden also ausreichen, um einen Haushalt mit vier Personen zu versorgen. Die Idee ist schon zwei Jahre alt - und ist über die faszinierenden Studie bislang noch nicht hinausgekommen.

Strom aus dem Off-Shore Mixer



Der Aerogenerator X scheint unter den verrückten Windrädern noch am vielversprechendsten. Die Rotoren erzeugen auf hoher See zehn Megawatt und haben eine Spannweite von über 200 Metern, also weit mehr als herkömmliche Windräder. Seit zwei Jahren tüfteln die Wissenschaftler an dem vertikalen Generator, der offenbar große Hoffnungen weckt: Unteranderem beteiligen sich der Energiekonzern E.on, die Ölproduzenten BP und Shell, aber auch der Luxus-Autohersteller Rolls‐Royce an dem Projekt.

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