Grüner Pionier Wie Dale Vince der europäische Elon Musk werden will

Elon Musk gilt als Superstar der Green Economy. Ein Brite könnte ihm mit seinen Projekten bald Konkurrenz machen.

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Die Vision einer grünen Zukunft für die Wirtschaft scheint heute vor allem in Amerika beheimatet zu sein. Denn geht es um Unternehmer, die mit ihren Plänen die Welt verbessern wollen, fällt zumeist ein Name: Elon Musk.

Der heute 43-Jährige gründete vor einigen Jahren den Internetbezahldienst PayPal. Als er diesen wenig später an Ebay verkaufte, war Musk auf einmal mehrfacher Millionär und widmet sich seitdem seinem Hauptziel: die Welt grüner zu machen und dabei die Grenzen des Machbaren auszuloten. Mit seiner Edelstromerschmiede Tesla feierte er schon zahlreiche Erfolge, jetzt will er mit dem sogenannten Hyperloop auch den Fernverkehr revolutionieren.

Für seine Pläne und Visionen wird Musk in der Szene gefeiert wie ein Popstar. Doch ist Musk heutzutage der einzige populäre Vordenker in Sachen Green Economy?

Nein, denn es gibt eine europäische Antwort auf den Tesla-Gründer: Dale Vince. Der gebürtige Brite ist zwar hierzulande nicht so bekannt wie Musk, doch dass könnte sich bald ändern. Denn Vince' Pläne für eine grünere Zukunft sind nicht weniger spannend als die seines amerikanischen Kollegen.

Vince will nicht weniger als eine industrielle Revolution, wie er in seinem Blog Zerocarbonista.com erklärt: "Ich will die nächste industrielle Revolution voranbringen. Die Frage ist doch: Wie können wir leben, ohne die Umwelt zu zerstören." So weit, so bekannt.

Vince' Ziel: Eine grüne RevolutionDoch wie will er das erreichen, und wer ist Dale Vince eigentlich? Vince wurde 1961 im britischen Norfolk geboren und lebte nach eigener Aussage jahrelang als Hippie in einem Truck. Inzwischen wird er regelmäßig zu den Top-Verdienern der Green Economy in Großbritannien gezählt. Erreicht hat er diesen Wohlstand mit seinem Unternehmen Ecotricity, einem Ökostromanbieter, der hauptsächlich aus den eigenen Windturbinen Energie gewinnt und weiterverkauft.

1996 gründete Vince das Unternehmen zunächst nur mit einer Windturbine, deren erzeugte Energie er weiterverkaufte. Jeglichen Gewinn, den Vince mit dem Verkauf seiner Energie machte, steckte er in Forschung und den Ausbau seiner Windanlagen. Die Folge: Heute hat das Unternehmen 55 eigene Windturbinen, die mehr als 70.000 Kunden mit grünem Strom versorgen. Und immer noch werden alljährlich je Kunde rund 600 US Dollar (rund 440 Euro) in den Ausbau der Anlagen gesteckt.

Mit seinem Konzept hat Vince grünen Strom im Vereinigten Königreich populär gemacht. Vince ist außerdem einer der Hauptinhaber des britischen Fußballclubs Forest Green Rovers FC. Der Club spielt in der fünften Liga Englands. Als Vince Teilhaber wurde, verordnete er dem Verein gleich eine Grünkur.

So empfahl Vince, überzeugter Veganer, seinen Spielern, kein rotes Fleisch mehr zu essen. Auch für die Fans im Stadion gibt es nur noch Fleisch aus nachhaltiger Landwirtschaft. Daneben wurden auf Vince' Bestreben zahlreiche Solarpanels auf den Tribünen des heimischen Spielfelds installiert. Außerdem gilt der Rasen als einer der ersten "Bio-Fußballrasen" in Großbritannien, da dort Kuhmist als Dünger verwendet wird.

Ähnlich konsequent und unkonventionell will der Öko-Unternehmer auch Großbritannien umweltfreundlicher machen.

Dabei gibt er sich so visionär wie sein amerikanischer Unternehmerkollege Elon Musk. So will Vince einen Highway mit Ladestationen für Elektroautos zwischen mehreren Metropolen in Großbritannien ausrüsten. Außerdem arbeitet er daran Mikrowindturbinen weiterzuentwickeln.  Die kleinen Windräder sollen ökonomisch in dicht besiedelten Städten eingesetzt werden können - existierende Modelle sind dafür noch zu teuer. Statt Solarpanels fürs eigene Hausdach eine eigene Windturbine - so könnte man den Plan von Dale Vince zusammenfassen.

Windturbinen statt SolarpanelsAuch seine weiteren Projekte sind ambitioniert: An der englischen Küste will er Wellenkraftwerke aufbauen und Grünstromspeicher. Dafür würde Wasser mit überschüßigem Strom in Tanks auf Klippen gepumpt. Wird Strom benötigt, fließt es hinab und treibt Turbinen an. Auch an einem umweltfreundlichen Telefonetzwerk arbeitet Vince gerade.

Auch Stromspeicher für zu Hause entwickelt der umtriebige Engländer. Vince nennt das Projekt "Black Box". Dabei soll es sich um einen Art "Energiekühlschrank" handeln, eine Speichermöglichkeit für Energie, die direkt mit dem Internet verbunden ist. Genaueres will er dazu aber noch nicht sagen.

Auf jeden Fall soll das System billiger und effizienter sein, als die Stromspeicher in Batterieform, die derzeit auf dem Markt sind.

Gegenüber WiWo Green erklärt Vince: "Die Blackbox ist ein wichtiges Puzzleteil, da sie einen großen Einfluss auf die Nachfrage von Haushalten und das Management des Stromnetzes haben wird." Würde jeder Haushalt Großbritanniens so eine Box besitzen, könnte der Energiebedarf um bis zu 15 Prozent reduziert werden, glaubt er.

Mittlerweile werden die ersten Blackboxes in der Unternehmenszentrale in der britischen Kleinstadt Stroud erprobt. Bis Ende des Jahres sollen auch einige Kunden testweise mit der Wunderbox ausgerüstet werden. Dann wird sich zeigen, ob sie für eine Energierevolution sorgen könnte. Aktuell lohnen sich private Energiespeicher nur für die wenigsten, sie sind zu teuer für das was sie leisten. Ist Vince also erfolgreich, wird man wohl noch mehr von ihm hören.

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