Modellprojekt "enera" Branche plant Digitalisierung der Energiewende

Ostfriesland wird zur Modellregion für die Digitalisierung der Energieversorgung.

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Windräder, die an das Enera-Projekt angeschlossen werden sollen. (Foto: Sigrun Strangmann)

In der nordwestdeutschen Provinz soll das Projekt "enera" zeigen, wie das Energiesystem durch den Einsatz intelligenter Technologien zukunftsfähig wird: Mit bis zu 32.000 intelligenten Messsystemen, Speichern und neuen Strommarkt-Modellen soll "enera" der nächste Schritt zum Smart Grid werden.

"Wir haben gemerkt, dass wirkliche Innovation nur stattfindet, wenn Netze und Markt gemeinsam den nächsten Schritt machen", erklärt Projektmanager Ulf Brommelmeier, der für die Energieversorger EWE bei "enera" mitarbeitet. Über 30 Konsortialpartner wollen die Digitalisierung starten - und dafür gibt es viel zu tun.

Es beginnt mit der Strombörse EPEX Spot in Paris, mit der Gespräche laufen, um regionale Systemdienstleistung anbieten zu können. "Wir versuchen, regionale Probleme auch regional zu lösen. Aber an einem schon bestehenden Marktplatz", erklärt Brommelmeier. Dafür muss die Handelsplattform der Strombörse um eine regionale Komponente erweitert werden.

Projektmanager Ulf Brommelmeier (Foto: Enera)

Die Steuerung der Energieflüsse, um somit Erzeugung und Verbrauch optimal aufeinander abzustimmen, ist bisher kaum möglich. Als nur einige wenige konventionelle Kraftwerke für den Strom sorgten, war das nicht notwendig. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien hat sich das geändert. Die Einspeisung ins Netz kann kaum geplant werden. Bisher ist das eher eine Prognose. Künftig soll der Bedarf in Echtzeit ermittelt werden.

Zehntausende Messsysteme 

Die dafür notwendigen Informationen werden in der Modellregion über intelligente Messsysteme erlangt. "Zum ersten Mal werden Daten in dieser Breite generiert." Darüber soll eine ganz neue Transparenz im Energiesystem geschaffen und gleich erkannt werden, wo sich die Energienutzung intelligent verschieben lässt, um den Ökostrom dort zu verbrauchen, wo er erzeugt wird.

Für die Energieversorgung sei dies "Big Data", stellt Brommelmeier die Bedeutung dar. Aber nur über Digitalisierung können auch Mehrwerte geschaffen werden. Heute, so der Projektmitarbeiter werde  der Kunde überall personalisiert angesprochen - wie bei Internetanbietern wie Amazon. "Bei der Energieversorgung sind wir da noch in der Steinzeit. Der Kunde erwartet das aber."

Übersicht über die Modellregionen. (Bild: Enera)

Und an der Stelle kommen neue Geschäftsmodelle ins Spiel. Über eine Plattform sollen ersten Mal datenbasierte Geschäftsmodelle entwickelt werden, die es bisher noch gar nicht gibt. Das alles soll nicht nur in der Theorie dargestellt, sondern während der vierjährigen Projektphase umgesetzt werden. Brommelmeier: "Es entsteht damit aus unserer Sicht eine Riesenchance für die Energieversorgung."

Schaufenster für Deutschland

Ostfriesland soll zum Schaufenster von ganz Deutschland werden. "Wir lösen nicht die Energiewende, aber wir machen den nächsten großen Schritt, indem wir einen Weg aufzuzeigen, wie sich erneuerbare Energien besser einbringen können." 

Bisher befinden sich Brommelmeier und das Konsortium aus insgesamt 75 Partnern aber noch in der Warteschleife. Seit drei Jahren zögert das Bundeswirtschaftsministerium die Entscheidung für solche Schaufensterprojekte hinaus. Dafür wurde die gesamte Fördersumme für fünf Modellprojekte auf 230 Millionen Euro aufgestockt. Das Ministerium erwartet, dass private Investoren noch einmal ein Vielfaches dazugeben und 600 Millionen Euro in die Projekte investieren. Offiziell hat das Programm den sperrigen Namen: "Schaufenster intelligente Energie - Digitale Agenda für die Energiewende" (SINTEG).

Mittlerweile wurde "enera" im Rahmen des Wettbewerbs "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" mit dem "Sonderpreis Digitalisierung" bedacht. Die Chance, dass das Projekt unter vielen "Smart Grid"-Ideen, die derzeit entstehen, herausragen kann, ist also gar nicht so schlecht.

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