Nachgefragt Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Telekom, Frau Klesper?

Was bewegt die deutschen Nachhaltigkeitsmanager? Heute antwortet Birgit Klesper von der Deutschen Telekom.

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In regelmäßigen Abständen befragt WiWo Green die wichtigsten Nachhaltigkeitsmanager der deutschen Wirtschaft zu ihren Zielen. Den heutigen Fragebogen hat Birgit Klesper ausgefüllt. Sie leitet seit 2008 den Bereich Corporate Responsibility, seit 2013 den Bereich Group Transformational Change and Corporate Responsibility bei der Deutschen Telekom AG.

Bitte formulieren Sie in einem Tweet von 140 Zeichen, was Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen bedeutet.

Die #Telekom trägt gesellschaftliche und ökologische #Verantwortung. Wir schonen das #Klima und sorgen für #Chancengleichheit ^BK

Wie viele Mitarbeiter kümmern sich um das Thema – oder sind Sie Einzelkämpfer?

In der Zentrale der Deutschen Telekom sind wir ein kleiner, fachlich sehr fitter Bereich. Mein Team und ich verantworten die strategische Ausrichtung von Corporate Responsibility und setzen entsprechende Schwerpunkte: So zum Beispiel das Thema Klimaschutz, um einen Beitrag zur CO2-Reduzierung zu leisten, oder die Sicherstellung einer nachhaltigen Lieferkette sowie die Ausrichtung des sozialen Engagements unseres Unternehmens.

Entscheidend ist jedoch, Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen zu verankern – dazu tauschen wir uns regelmäßig mit den Fachbereichen und unseren internationalen Landesgesellschaften aus. Dort wird vor Ort sehr gute Arbeit geleistet und die CR-Strategie auf vielfältige Weise umgesetzt.

Und es sind vor allem unsere Mitarbeiter, die unserem Engagement ein Gesicht geben und Verantwortung leben. Neben vielen Ideen, die eingebracht werden, engagieren sich pro Jahr etwa 15.000 unserer Mitarbeiter bei ‚Social Days‘, helfen also gemeinsam als Team in Bildungs- und Umweltprojekten.

Nennen Sie kurz die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens.

Als konkretes Ziel wollen wir bis 2020 unsere eigenen CO2-Emissionen gegenüber 2008 um 30 Prozent senken. Und durch die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie den Weg zu einer klimafreundlichen Gesellschaft ebnen und unsere Kunden dabei unterstützen, durch den Einsatz von innovativen Technologien Emissionen einzusparen. Zum Beispiel durch unsere energieeffizienten Schnurlostelefone, die mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet sind, und vor allem durch Cloud-Computing als Weg zur Dematerialisierung.

Zweitens setzen wir uns dafür ein, dass Menschen - unabhängig von Alter, Herkunft, Bildungsniveau - an der modernen Informationsgesellschaft teilhaben können. Die Vermittlung von Medienkompetenz, der sichere Umgang mit moderner Kommunikationstechnik und Datensicherheit sind einige unserer Schwerpunkte.

Auch das Thema Bildung ist uns sehr wichtig: Die Telekom Stiftung macht sich stark für die fachliche Ausbildung in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) vom Kindergarten bis zur Hochschule. Und unsere Initiative „Ich kann was!“ engagiert sich für benachteiligte Kinder und Jugendliche und für die Vermittlung von Grundkompetenzen.

Auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 – wie gut setzen Sie diese Ziele schon um?

Wichtiger als eine starre Note ist mir, dass der Trend eindeutig nach oben zeigt und wir uns permanent weiterentwickeln. Wir haben schon viel erreicht und sind in vielen Themen Vorreiter – so haben wir mit unserer ‚Green Car Policy’ den CO2-Ausstoß aller PKW-Neuwagen der Telekom in Deutschland bereits unter die von der Europäischen Union geforderten Werte gesenkt.

Auf welches Projekt in dem Feld sind Sie stolz?

Natürlich bin ich auf alle Projekte stolz, die wir auf den Weg bringen - ob es nun um konkrete ökologische Aktivitäten oder unser gesellschaftliches Engagement geht.

Besonders wichtig ist mir, dass die gesellschaftliche Verantwortung bei der Telekom schon mit der Ausbildung beginnt. So haben sich im vergangenen Jahr rund 700 Auszubildende und duale Studenten mit über 80 sozialen und ökologischen Projekten am internen Wettbewerb „Verantwortung gewinnt“ beteiligt. Ob barrierefreie Telekom Shops, iPad-Schulungen für Senioren oder Aufklärungsangebote zum Cybermobbing – unsere Nachwuchskräfte haben tolle Ideen entwickelt, die vielen Gruppen der Gesellschaft, dem Konzern und letztlich ihnen selbst zugute kommen.

Wie stellen Sie überhaupt fest, wie nachhaltig ihr Unternehmen ist?

Dazu gibt es interne und externe Ansatzpunkte. Wir selbst setzen uns jedes Jahr auch bei der Nachhaltigkeit Leistungskennzahlen – kurz KPIs – die wir regelmäßig überprüfen und mit den Werten der Vorjahre abgleichen. Dazu gehören beispielsweise Energieverbrauch und CO2-Emissionen, der Anteil von Frauen im mittleren und oberen Management sowie die Mitarbeiterzufriedenheit, aber auch Kennzahlen zum nachhaltigen Einkauf.

Auf der anderen Seite ist die Aktie der Deutschen Telekom in den wichtigsten Nachhaltigkeitsindizes gelistet. Ein Beispiel ist der UN Global Compact 100, der erst im Oktober 2013 aufgelegt wurde. Er umfasst die weltweit 100 nachhaltigsten Großkonzerne und berücksichtigt ihren Einsatz für Umweltschutz, Compliance, Menschenrechte und Arbeitsbedingungen. Auch im STOXX® Global ESG Leaders Index ist die T-Aktie im dritten Jahr in Folge gelistet.

„Go green to get gold“ – wie viel Geld spart Ihr Unternehmen, indem es nachhaltiger arbeitet?

Wir messen den gebündelten Erfolg unserer Nachhaltigkeits-Initiativen nicht kurzfristig und ausschließlich in Euro und Cent. Durch Nachhaltigkeit verringern wir potentielle Risiken für den Geschäftserfolg des Unternehmens. Mit Aktivitäten zur CO2-Reduzierung leisten wir zum Beispiel aber auch einen Beitrag zur Senkung von Energiekosten.

Wo sehen Sie ein Geschäftsmodell für Nachhaltigkeit, das über kurzfristige Kostenersparnisse hinausgeht?

Ganz klar in dem, was nicht nur wir seit einiger Zeit als Green IT bezeichnen. Der Begriff steht für den Beitrag der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu einer neuen ökologischen Potentialerschließung. Wie die unabhängige Studie „SMARTer 2020“ belegt, können mit Hilfe von Informations- und Kommunikationslösungen bis 2020 weltweit 16,5 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden. Das entspricht 9,1 Milliarden Tonnen CO2 oder rund dem Zehnfachen der aktuellen CO2-Emissionen der Bundesrepublik Deutschland. Und: Durch innovative Kommunikationstechnologien lassen sich sieben Mal mehr Emissionen vermeiden, als durch ihren Einsatz anfallen.

Unseren Kunden bieten wir neben Lösungen wie die TelekomCloud auch Web- und Videokonferenzen, um im Netz zusammenarbeiten. So vermeiden sie lange Anfahrtswege und klimaschädlichen Verkehr. Telekommunikation bietet auch Lösungen zur besseren Auslastung von Logistikflotten. Sie trägt zur optimierten Routenplanung bei oder kann durch direkte Rückmeldung der Kraftstoffverbräuche an den Fahrer energiesparende Fahrweisen fördern.

Als Marktführer gehen wir selbstverständlich bei der Nutzung unserer Geschäftsmodelle mit gutem Beispiel voran. Wir ersetzen etwa klassische Formen der Archivierung durch virtuelle Speichermedien und Dienstreisen durch Videokonferenzen. Auch unsere Rechenzentren werden immer effizienter, zum Beispiel in Biere in Sachsen-Anhalt. Dort wird ein Drittel weniger Energie als in durchschnittlichen Rechenzentren benötigt. Biere zeigt, dass alle Unternehmen von Green IT profitieren, wenn sie die Informations- und Kommunikationstechnologien als Chance für Nachhaltigkeit erkennen und nutzen.

Was tun sie, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten?

Die Sozialcharta der Deutschen Telekom ist so etwas wie das „Grundgesetz“ des Unternehmens für verantwortungsvolles Handeln. Sie gilt auch für unsere Lieferanten und ist keineswegs nur Theorie. So achten wir bei unseren Zulieferern und Dienstleistern aus weltweit 50 Ländern darauf, dass sie die Umwelt- und Sozialstandards einhalten und für Gesundheits- und Sicherheitsstandards sorgen. Dabei verfolgen wir einen kooperativen Ansatz, der Dialog und Kontrolle sinnvoll miteinander verbindet. Verstößen, die uns bekannt werden, gehen wir sofort nach und vereinbaren mit unseren Lieferanten zeitlich festgelegte Korrekturmaßnahmen. Mit diesem Ansatz haben wir schon viele Verbesserungen erreichen können.

Die Deutsche Telekom ist nicht umsonst Gründungsmitglied der Joint Audit Cooperation JAC, die sich für transparente Lieferantenbeziehungen einsetzt und der mittlerweile neun große Telekommunikationsunternehmen angehören.

Was ist das größte Hindernis für die Umsetzung von Nachhaltigkeit?

Über unsere Zielsetzungen beim Thema Nachhaltigkeit sind sich im Grunde alle einig. Daher geht es weniger darum, das notwendige Bewusstsein dafür zu schaffen als darum, dieses wach zu halten. Im Arbeitsalltag ist es für viele oft schwierig, den übergeordneten Anspruch der Nachhaltigkeit im Auge zu behalten. Daher gilt es für mein Team und mich dieses Thema in allen Bereichen und Prozessen des Unternehmens fest zu verankern. Wichtig ist auch, durch interne Kommunikation immer wieder neue Akzente zu setzen.

Koppelt Ihr Unternehmen das Gehalt der Führungskräfte an das Erreichen grüner Ziele?

Ja. Für alle Führungskräfte der Telekom zielrelevant sind neben Finanzkennzahlen auch Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit und die Einhaltung der Werte und Leitlinien unseres Unternehmens. Für alle Mitarbeiter, die an der Umsetzung von CR-Maßnahmen arbeiten, ist die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele und Leistungskennzahlen ein gehaltsrelevantes Kriterium.

Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?

Ich engagiere mich ehrenamtlich im Vorstand der Initiative „Ich kann was!“, die sich für den Kompetenzerwerb und die Förderung von Kindern und Jugendlichen in ganz Deutschland stark macht. Der Verein wurde übrigens von Telekom-Mitarbeitern und Führungskräften gegründet. Hier schaffen wir Chancengleichheit für diejenigen, die im Leben keine so guten Startchancen haben. Dieses Engagement ist mir ein ganz persönliches Anliegen.

Zuhause ist meine neue Heizung an Photovoltaik gekoppelt, ich ernte Himbeeren im eigenen Garten und wenn ich in anderen Städten bin, mache ich Car-Sharing. Das sind kleine Dinge, aber bekanntlich fangen große Veränderungen ja klein an.

Bisher haben in der WiWo-Green-Serie zum Thema Nachhaltigkeit geantwortet:

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